Köln/Mainz. Er mag den Charme des Alten seit Kindertagen. Ob antikes Küchengerät und dicke Folianten – TV-Koch Horst Lichter schätzt Gegenstände, die eine Geschichte haben. Und er selbst ist ein guter Geschichtenerzähler. Sein Talent kann er jetzt im ZDF ausleben – in der Sendung „Bares für Rares“.

Horst Lichter ist bekannt als TV-Star, dessen kölsche Tön sich seine Fans auf der Zunge zergehen lassen. Weniger bekannt ist, dass der 51-Jährige auch eine Vorliebe für Antiquitäten hat. Das ZDF hat daraus gleich eine Sendung gemacht: „Bares für Rares“ (Sonntag, 13.15 Uhr). Jürgen Overkott sprach mit dem Rheinländer, bei dem sich Frohsinn und Melancholie auf unnachahmliche Weise die Waage halten.

Haben Sie das Kochen drangegeben, um Trödel-König zu werden?

Horst Lichter: Um Gottes Willen, nein. Ich bin an die Sendung geraten, weil Trödeln eine meiner großen Leidenschaften ist. Ich will dabei „authentisch“ bleiben, obwohl ich dieses Wort überhaupt nicht mehr hören kann. Also, kurz und gut, ich bin ich, ich bleibe, wie ich bin. Jedenfalls ist die Sendung Krimi, Komödie, Drama, alles in einem. Und eines kann ich Ihnen sagen: Wir haben Tränen gelacht.

Worum geht’s in Ihrer Sendung?

Lichter: Bei uns kommen Leute aus ganz Deutschland, zeigen, was sie haben, und erzählen, warum sie die Dinge los werden wollen.

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Und da sitzen drei trockene Experten, die sehen sich die Dinge an und sagen, was sie wert sind. Und da erlebt mancher eine schöne Überraschung, in die eine wie in die andere Richtung.

Sammeln bedeutet Lust und Last zugleich

Wie sieht’s mit Ihrem eigenen Sammeltrieb aus?

Lichter: Ich ziehe gern durch Antiquariate, ich liebe alte Bücher. Ich habe inzwischen eine Riesen-Bibliothek mit so vielen Büchern, dass ich gar nicht alle lesen kann.

Wobei ich bei Ihrem Beruf als Koch eher auf Küchengeräte getippt hätte.

Lichter: Ja, alte Küchengeräte hatte ich auch, in einem Betrieb und dem Museum nebenan. Aber ich habe ja beides verkauft. Als ich mich entschlossen hatte, Betrieb und Museum aufzugeben, habe ich beide erst mal ein ganzes Jahr lang abgeschlossen. Man muss sich von Dingen trennen, bevor sie zu einer Belastung werden.

Wann haben Sie gemerkt, dass sie zu einer Belastung wurden?

Lichter: Das war ein schleichender Prozess. Und irgendwann habe ich gemerkt, dass das zu viel war. Viele Sachen habe ich gar nicht verkauft. Zwei Drittel meiner Sammlung habe ich verschenkt, immer dann, wenn ich gemerkt hatte, dass ich jemand ernsthaft für etwas interessiert. Danach ging es mir unfassbar gut.

Neues Fahrrad, alter Klepper und ganz viele Tränen

Wann hat sich die Sammelleidenschaft bei Ihnen eingestellt?

Lichter: Schon als Kind hatte ich alte Dinge lieber als neue. Meine Eltern waren Arbeiter, einfache Leute. Aber sie wollten mir, dem erstgeborenen Sohn, eine Freude machen, in dem sie neue Sachen kaufen. Zum Beispiel ein neues Fahrrad. Und als ich es geschenkt kriegte, habe ich es sofort getauscht, gegen den alten Klepper von meiner Freundin Susi.

Die Ballonreifen gefielen mir so gut, und das Rad hatte eine Geschichte. Als meine Eltern das alte Rad sahen, dachten sie, mein neues sei geklaut worden. Und als sie die Wahrheit erfuhren, bestanden sie auf einem Rücktausch.

Dabei haben alle geweint. Meine Eltern, weil sie glaubten, ich sei undankbar. Susi und ich, weil wir unsere Räder wieder abgeben mussten.

Wenn Sie alte Dinge kaufen, unterhalten Sie sich mit dem Vorbesitzer.

Lichter: Auf jeden Fall. Die Geschichte ist ja das Wertvollste an den Dingen, die ich sammle. Ohne diese Geschichte sind es ja nur nackte Gegenstände.