Palma de Mallorca. . Seit Freitag brennt es im Tramuntana-Gebirge in der Nähe der Urlaubsgemeinde Andratx – einer Gegend, die seit 2011 zum Unesco-Weltnaturerbe gehört. Auch Touristen und deutsche Residenten auf der spanischen Ferieninsel sind betroffen. Hunderte Menschen wurden evakuiert, 2000 Hektar Wald hat das Feuer bereits vernichtet. Menschen kamen bislang nicht zu Schaden.

Rauchwolken sind beim Anflug über dem Westen der Insel zu sehen. Asche regnet über Dörfern und Stränden nieder. Die Sonne verschwindet immer wieder hinter Qualm. Löschflugzeuge und Hubschrauber donnern durch die Luft. Einsatzfahrzeuge fahren mit Sirenengeheul durch die Straßen. Der riesige Waldbrand im Tramuntana-Gebirge in der Nähe der Urlaubsgemeinde Andratx sorgte am Sonntag auf der spanischen Ferieninsel Mallorca für Katastrophenstimmung.

Betroffenes Gebiet gehört seit 2011 zum Unesco-Weltnaturerbe

Mehr als 2000 Hektar Wald- und Buschland – das entspricht der Fläche von ebenso vielen Fußballfeldern – wurden im Westen der Berglandschaft Raub der Flammen. Das Großfeuer, das am Freitagmittag ausbrach, gilt jetzt schon als der schlimmste Waldbrand auf der Insel in den letzten 20 Jahren. Er wütet in einer der schönsten Landschaften Mallorcas. Das betroffene Tramuntana-Gebirge, mit seinen uralten Pinien, Steineichen und Olivenbäumen, wurde vor zwei Jahren von der Weltkulturorganisation Unesco zum Naturerbe der Menschheit erklärt.

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Auch am Sonntagnachmittag konnte die Feuerwehr keine Entwarnung geben, das Flammenmeer war immer noch nicht unter Kontrolle. Annähernd 800 Wehrmänner, Soldaten und Zivilschützer kämpften gegen die Katastrophe. Unterstützt von Freiwilligen, die ihre Fincas und Siedlungen mit Gartenschläuchen und Wassereimern verteidigten.

Auch Touristen und ausländische Residenten mussten fliehen

Nach mehreren Randbezirken von Andratx musste am Sonntagmorgen auch der Ort Estellencs nahe der Westküste evakuiert werden, weil sich die Flammen bis in die Vorgärten dieses beschaulichen Nestes am Fuße des Gebirges gefressen hatten. Rund 700 Menschen, darunter Touristen und ausländische Einwohner, mussten fliehen. Betroffen waren mehrere Hotels und ein Ferienlager. Die Gemeinde Andratx ist ein Ausländernest. Nirgendwo sonst auf der Insel leben mehr deutsche und britische Ausgewanderte. Beißender Rauchgestank liegt nun in den Gassen der Ortschaft. Nachts leuchten die nahen Berge feuerrot.

Wie durch ein Wunder gab es bisher keine Opfer unter der Bevölkerung, aber dafür umso mehr in der Tierwelt: „Tausende Nutz- und Wildtiere sind in den Flammen umgekommen“, berichtete ein Deutscher aus Andratx dieser Zeitung. Die Polizei rettete einen Hirten, der weinend vor seinen im Feuer umgekommenen Schafen kniete; die ganze Herde war verendet.

Der mutmaßliche Brandverursacher, ein Landwirt, der in der Nähe von Andratx Feldabfälle verbrannt hatte, sei von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, hieß es – „nachdem Anwohner mit Lynchjustiz gedroht hatten“.

Anwohner: Der Schaden für die Region ist unermeßlich

„Viele Leute stehen vor dem Nichts“, berichtete der Mallorca-Deutsche weiter, der bereits von elf verbrannten Fincas gehört hatte. Es werden aber wohl sehr viel mehr sein, die Hab und Gut verlieren. Der Schaden für die Region sei unermesslich. Nun hofften alle Inselbewohner, dass nicht „neue Winde die Flammen weiter durch das Tramuntana-Gebirge treiben oder sogar Richtung Palma de Mallorca“.

Die Jachten, die hier üblicherweise vor den Stränden schaukeln, wurden per Funk aufgerufen, „Platz zu machen, damit die Flugzeuge sicher arbeiten können“. Die Hubschrauber nahmen mit ihren unter dem Rumpf hängenden Behältern sogar Wasser in den Pools der Hotels und privaten Fincas auf.

Auf Mallorca herrscht derzeit Hitze mit Temperaturen über 30 Grad, geringer Luftfeuchtigkeit und kräftigen Winden. Schon winzige Funken, eine Zigarettenkippe oder eine Scherbe in der knochentrockenen Landschaft reichen, um ein Feuer zu entfachen.