Wie entsteht ein Gewitter? Wie ist die aktuelle Wetterlage? Wie verhalte ich mich am besten bei Blitz und Donner und was sind eigentlich Sturmjäger? Wir geben Antworten rund um das faszinierende Wetter-Spektakel.

Weltweit gibt es etwa 2000 Gewitter und neun Millionen Blitze pro Tag. In Deutschland sterben jährlich fünf bis zehn Menschen durch Blitzeinwirkung, vor allem im Sommer. In den kommenden Tagen soll es in NRW laut Wetterdiensten zu heftigen Gewittern kommen. Wir erklären, wie ein Gewitter entsteht und wie Sie sich dabei verhalten sollten.

Die aktuelle Wetterlage

Örtlich kann es in NRW ganz schön zur Sache gehen. Von Belgien aus zieht die Unwetterfront heran. Ab Mittwoch ist mit Blitz und Donner, Starkregen oder sogar Hagel und Sturmböen zu rechnen.

Wie ein Gewitter entsteht

Starker Sonnenschein und hohe Temperaturen sind die Voraussetzungen für ein Hitzegewitter. Durch die Sonneneinstrahlung verdunstet Wasser und gelangt in die Luft. Es entwickeln sich Aufwinde und die warme, feuchte Luft trifft auf höhere, kalte Schichten. Dadurch entstehen Quellwolken. Darin kondensiert die feuchte Luft zu Wasser und Gewittertürme mit der typischen Ambossform entstehen.

Durch die starken Turbulenzen in der Gewitterwolke werden die Wolkenteilchen elektrisch aufgeladen. Die Teilchen in der oberen, sehr kalten Schicht sind positiv geladen, die in der unteren, wärmeren negativ. Es baut sich ein gewaltiges, elektrisches Spannungsfeld von einigen Hunderttausend Volt auf, das sich durch eine Art Kurzschluss – einen Blitz – wieder entlädt.

Das Gefahrenpotenzial

Ein direkter Blitzschlag ist oft tödlich. Hochgefährlich ist es auch, sich ein bis zwei Meter von diesem entfernt aufzuhalten. Es kann zu schlimmsten Verbrennungen, zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand, eventuell zu Schädigungen des Gehirns kommen. Nur die Hälfte der Blitzopfer überlebt. Aber auch in einem Umkreis von bis zu zehn Metern um einen Einschlag kann es noch zu direkten Auswirkungen auf den menschlichen Organismus kommen: Verbrennungen, Bewusstseinstörungen, Lähmungen.

Die Ortung

Ermitteln Sie den Sekunden-Abstand zwischen Blitz und Donner. Geteilt durch drei ergibt die Zahl die Entfernung in Kilometern, erläutert der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE). Erst Entfernungen ab zehn Kilometern gelten als sicher.

Verhaltensregeln im Freien

In freier Natur, so die Feuerwehr, sei niemand vor einer Blitzentladung sicher. Haben Sie keine Möglichkeit, in einer Hütte, in einem Haus oder in einem Auto Schutz zu suchen, sollten sie einen möglichst niedrigen Punkt im Gelände aufsuchen und sich dort mit zusammengezogenen Füßen hinhocken. Rennen Sie nicht weg und meiden Sie Bäume. „Diese sind extrem blitzgefährdet“, warnt die Feuerwehr. „Ein Wald ist kein guter Ort bei einem Gewitter.“ Auf Wiesen, Feldern oder Hügeln nicht aufrecht stehen bleiben. Spannen Sie keinen Schirm auf.

 Sollten Sie baden, verlassen Sie umgehend das Wasser. Wenn Sie mit mehreren Personen unterwegs sind, stehen Sie nicht in Gruppen nahe beieinander, suchen Sie getrennt Schutz. Und halten Sie mindestens drei Meter Abstand zu Motorrädern, Zäunen, Baumgruppen oder dem Waldrand, weil Blitze überspringen können. Zu den gefährlichen Sportarten bei Gewitter zählen Reiten, Golf oder auch Fußball. Sie sollten den Sport unterbrechen und Schutz suchen.

Verhaltensregeln im Innern

„Wasserleitungen können nicht richtig am Potentialausgleich angeschlossen sein. Aus Sicherheitsgründen sollten Sie aufs Duschen oder Baden während eines Gewitters verzichten. Wenn Sie nicht mit einem Handy oder schnurlosen Telefon telefonieren, sollten sie das Gespräch verschieben.

Sturmjäger freuen sich - NRW-Teams legen Kameras und Navi bereit

Daniel Braun (31) jagt Blitze. Und mit Freude hat das Gründungsmitglied der „Sturmjäger NRW“ vernommen, dass es in diesem bislang so gewitterarmen Jahr „wieder einen Lichtblick gibt“: Am Wochenende kann es lokal zu schweren Unwettern kommen. Für den Angestellten im öffentlichen Dienst ist klar: „Bleibt NRW außen vor, fahren wir auch ins Ausland, um endlich wieder ein Gewitter zu sehen.

„Stormchaser“ (Sturmjäger) nennen sich Menschen wie Daniel Braun, die von der Naturgewalt eines Gewitters derart fasziniert sind, dass sie sich mit Auto und Navi an die Fersen des Unwetters heften. Wenn „normale“ Menschen Fenster und Türen verrammeln, packen Sturmjäger Kamera und Camcorder aus. „Bilder, Videos und Beobachtungen teilen wir auf unserer Homepage, Facebook-, Twitter- und Youtube-Seite“, sagt der Hobbyfotograf.

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In NRW gibt es im Moment zehn Sturmjäger – allesamt Hobbyfotografen und zum Teil Meteorologiestudenten. Sie verteilen sich auf drei Teams: Niederrhein (5), Sauerland (3) und Ruhrgebiet (2). Mit vier Mitgliedern fing 2010 alles an, seit 2011 sind sie auch offiziell mit eigener Homepage am Start.

„Stormchasen erfordert vor allem das Verständnis für das, was am Himmel vor sich geht. Wolkenformationen zu deuten, hilft schon sehr weiter“, sagt Daniel Braun. Für ihn gehe es nicht nur darum, „diese spannenden, aber auch gefährlichen Naturerscheinungen auf Foto und Video festzuhalten“. Die Öffentlichkeit könne auch von den Beobachtungen profitieren: „Wenn Sturmjäger dem Deutschen Wetterdienst und der Unwetterzentrale die Lage vor Ort mitteilen, können diese Einrichtungen Warnungen an die Bevölkerung weitergeben.“

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