Köln.. Immerhin: „Wild Girls“ führen in Nambia nicht die afrikanischen Einwohner vor, sondern Deutschlands Silikonbrust-Elite. Allerdings hat RTL in diesem Fall mit seiner Lust an trashigen Formaten vollkommen überdreht. Und nicht mal der erhoffte Zickenkrieg will sich so recht einstellen.

Unberührt ist die Natur, schlicht sind die Hütten der Bewohner. Ein paar Sekunden lang wähnt man sich bei einer Natur-Doku auf Arte. Doch dann schiebt sich von rechts ein Silikonbusen ins Bild, und eine blonde Frau versucht grammatikalisch halbwegs fehlerfrei einen zusammenhängenden deutschen Satz zu sagen. Ist doch nicht Arte. Sind die „Wild Girls“ (Mittwoch, 20.15 Uhr) bei RTL.

Zwölf Frauen hat der Sender dafür in die Wildnis gekarrt. Sarah „Dingens“ Knappik ist dabei, und Barbara Engel, einst mit Bernd Herzsprung verheiratet und nun nach eigener Aussage irgendwie „down to earth“. Vom unbekannten Rest war die eine mal bei „Big Brother“, die andere beim „Bachelor“ oder im „Dschungelcamp“. Manche waren auch überall. Viele sind blond, die meisten tragen Plastik im Körper. Und alle wollen gewinnen. Einen goldenen High-Heel.

Alles mit dem Häuptling abgestimmt

Immerhin. Das hektische Dutzend weiß, wo es ist. „Ist heiß“, „gibt viele wilde Tiere“, aber „wenig öffentliche Toiletten“. Muss also Afrika sein, genauer gesagt Namibia. Und da „irgendwo im Nirgendwo“, wie eine konstatiert. Dort leben die Himba. Es gibt also – zwischen einfaltslosen Spielchen und Aufgaben – Kontakt zur einheimischen Bevölkerung.

Das wiederum macht Ute Koczy, entwicklungspolitische Sprecherin der Grünen, Sorgen. Weil Namibia ja mal deutsche Kolonie war, es dort viel Unrecht gegeben habe, und überhaupt: Ob der Sender denn auch plane, sich kritisch mit der aktuellen Situation und der Geschichte der Ausbeutung der Himba auseinanderzusetzen, hat Koczy bei RTL nachgefragt. Wahrscheinlich sieht sie den Sender sonst eher selten. Plane man nicht, antwortete RTL und verwies im übrigen darauf, dass mit dem Häuptling des Stammes alles abgesprochen sei. Alles prima in Namibia also.

Man muss sich nach zwei Folgen aber auch nicht fürchten, dass die Einheimischen vorgeführt würden. Ganz im Gegenteil. Es sind die Besucher aus Deutschland, die bestaunt werden, wie die Äffchen im Zoo und über die sich die Himba köstlich amüsieren.

Wie ein homöopathisches Mittel

Da haben sie den Zuschauern vor dem Bildschirm etwas voraus. Klar, ein offensichtlicher Mangel an Intelligenz kann unterhaltsam sein, wie das „Dschungel-Camp“ schon mehrfach bewiesen hat. Aber hier kommt alles etwas zu geballt. Zu viel blond, zu viel Oberweite, zu viele Belanglosigkeiten.

Und leider auch zu viel Harmonie. „Es gibt“, verspricht eine Teilnehmerin, „keinen Mord und Totenschlag.“ Muss ja auch nicht. Aber ein wenig mehr Zickerei dürften sie schon erwartet haben bei RTL. 

„Alles soll besser werden“, hat der neue Sender-Chef Frank Hofmann in den vergangenen Wochen immer wieder beteuert. Aber vielleicht ist das bei RTL ja ein wenig so wie bei homöopathischen Medikamenten. Bevor es besser wird, wird es erst einmal schlimmer.