Rom. . Der Prozess gegen den Kapitän der Costa Concordia, Francesco Schettino, zieht sich hin. Das Gericht im toskanischen Grosseto geht jetzt schon in die Sommerpause. Zeugen kommen erst von Oktober an zu Wort. Auch die Bergung des Schiffs verzögert sich bis Sommer 2014.

Der Prozess um die Havarie der Costa Concordia ist auf September vertagt worden. Nach nur zwei Verhandlungstagen fällte das Gericht im toskanischen Grosseto am Donnerstagnachmittag diese Entscheidung. In zwei Monaten sollen dann zuerst die Gutachter gehört werden; erst von Oktober an kommen die ersten der mehreren hundert von Verteidigung und Anklage benannten Zeugen zu Wort. Jedoch wird es auch dann nur zwei Verhandlungstage pro Woche geben.

Die Staatsanwaltschaft glaubt dennoch, der Strafprozess gegen Kapitän Francesco Schettino könnte Mitte 2014 abgeschlossen sein. Sie kritisierte die Verteidigung erneut für den am Mittwoch vorgeschlagenen Deal. „Schettino legt keine Rechenschaft über das ab, was er angerichtet hat. Vielleicht ist er in seinem ganz eigenen Film“, sagte er. Dem Unglückskapitän drohe ein sehr viel höhere Strafe als die am Mittwoch von der Verteidigung angebotenen drei Jahre und fünf Monate Haft.

„Es waren Anstand und Respekt“

Der 52-jährige Schettino wies Berichte zurück, er habe während der Anklageverlesung gleichmütig gewirkt: „In Wirklichkeit waren es Anstand und Respekt.“ Es seien sehr persönliche Gefühle gewesen, die er für sich behalten wolle.

Vor der Sommerpause bleibt nun nur mehr ein Termin: Am Samstag will ein Untersuchungsrichter bekanntgeben, ob er den Deal genehmigt, den die fünf weiteren Beschuldigten mit der Staatsanwaltschaft schließen wollen. Im Falle einer Zustimmung wäre dann das Verfahren gegen diese Personen – alles führende Schiffsoffiziere auf der „Costa Concordia“ – vorzeitig zu Ende.

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Genehmigt hat das Gericht am Donnerstag die Heranziehung eines Überwachungsvideos zur Beweisaufnahme. Es zeigt die panischen Szenen an Bord der „Costa Concordia“ unmittelbar nach der Havarie am 13. Januar 2012, bei welcher vor der toskanischen Klein-Insel Giglio 32 Menschen starben, unter ihnen zwölf deutsche Kreuzfahrt-Touristen.

Keine Untersuchung auf technischen Defekt

Abgelehnt wurde hingegen ein Antrag der Verteidigung von Kapitän Schettino, nach dem das knapp 300 Meter lange Schiff noch einmal auf mögliche technische Defekte hin untersucht werden sollte, die – so die Mutmaßung der Anwälte – den Stromausfall an Bord komplett gemacht und damit die Rettung zahlreicher Opfer verhindert haben könnten.

Unterdessen bestätigen sich Berichte, nach dem sich der Rumpf des Kreuzfahrtschiffs aufgrund der bei Bau nicht vorgesehenen Schräglage und aufgrund zunehmender Verrostung in sich selbst verformt. So habe sich, zitiert die italienische Nachrichtenagentur ANSA aus neuen Untersuchungen, der Bug stärker nach unten geneigt als bisher angenommen.

Warum die Bergung ein schwieriges Unterfangen ist

Die Verformung bedroht nach Ansicht von Technikern die mögliche Bergung, bei der das Schiff als ganzes aufgerichtet, zum Schwimmen gebracht und abtransportiert werden soll. Der erste Akt ist für September geplant; zum Abwracken geschleppt werden soll die „Costa Concordia“ dann im Sommer kommenden Jahres. Wenn nichts dazwischenkommt.