Lac-Mégantic. Bei der gewaltigen Explosion mehrerer ölbeladener Güterwaggons in Kanada ist mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Weitere Todesopfer werden nach Polizei- und Regierungsangaben noch befürchtet. Bei dem Unglück war zuvor ein Zug entgleist und in die Kleinstadt Lac-Megantic gerast.

Bei der Explosion eines führerlosen Tankzugs in einer kanadischen Kleinstadt ist mindestens ein Mensch getötet worden, es wurden jedoch viele weitere Opfer befürchtet. Mindestens 80 Menschen würden vermisst, sagte ein Feuerwehrmann der Nachrichtenagentur AFP am Samstag (Ortszeit) nach einem Einsatz in der Kleinstadt Lac-Mégantic. Dort hatte die Explosion von mindestens vier mit Öl beladenen Kesselwagen ein riesiges Feuer ausgelöst.

In einer Bar hätten sich zum Zeitpunkt des Unglücks mindestens 50 Menschen befunden, sagte der Feuerwehrmann weiter, der anonym bleiben wollte. Von der Bar sei "nichts mehr übrig". Die Einsatzkräfte würden zum Sonnenaufgang am Sonntag mit der Durchsuchung des Unglücksorts beginnen. Zuvor hatte Polizeisprecher Michel Brunet erklärt, es sei mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Er gehe davon aus, dass die Zahl der Toten steigen werde. Ein weiterer wurde demnach verletzt.

Auch 20 Stunden nach dem Unglück hatte die Feuerwehr die Flammen noch nicht gelöscht, die rund 40 Häuser zerstörten. Rund 150 Feuerwehrleute waren im Einsatz, darunter einige aus dem nahe gelegenen US-Bundesstaat Maine. Insgesamt wurden rund 2000 aus der Kleinstadt mit etwa 6000 Einwohnern in Sicherheit gebracht.

Die Unglücksursache war noch nicht bekannt. Ein Sprecher des Bahnunternehmens Montreal Maine & Atlantic, Christophe Journet, sagte aber AFP, der Zug habe wegen eines Personalwechsels zunächst im Nachbarort Nantes rund 13 Kilometer westlich von Lac-Mégantic gehalten. Obwohl die Bremsen gezogen gewesen seien, habe der Zug plötzlich angefangen, den Hang hinunter in Richtung Lac-Mégantic zu rollen. Zum Zeitpunkt des Unglücks sei der Zug daher führerlos gewesen. Nach Angaben des Unternehmens bestand er aus fünf Lokomotiven und 77 Waggons, die Öl aus dem US-Bundesstaat North-Dakota geladen hatten.

Die kanadischen Behörden sprachen dagegen von 72 Waggons mit jeweils 100 Tonnen Öl. Etwa zehn Wagen hätten gesichert und von dem Konvoi abgetrennt werden können, teilte der Katastrophenschutz mit. Zeugen berichteten von mindestens sechs Explosionen, nachdem der Zug im Zentrum der Stadt entgleiste, ein riesiger Feuerball stand über dem Unglücksort. "Als wir aus einer Bar kamen, sahen wir Waggons in vollem Tempo in das Dorfzentrum rasen", berichtete Yvon Rosa im Sender Radio-Canada. "Überall war Feuer."

Ein Team der Behörde für Verkehrssicherheit begann vor Ort mit den Ermittlungen. Premierminister Stephen Harper äußerte sich schockiert. Es sei "leider klar, dass es den Verlust von Menschenleben gegeben hat", auch wenn es noch keine genauen Zahlen gebe. Er sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Lac-Mégantic liegt rund 250 Kilometer östlich der Stadt Montréal. (afp)