Berlin. Der tödliche Schuss eines Polizisten auf einen nackten 31-Jährigen ist in einem Youtube-Video festgehalten worden. Die Bilder rufen Politiker auf den Plan. Berlins Innensenator Henkel bringt Elektroschock-Pistolen für die Polizei ins Gespräch. Die Polizeigewerkschaft verteidigt die tödlichen Schüsse.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hat das Vorgehen des Berliner Polizisten verteidigt, der am Freitag vor dem Roten Rathaus einen mit einem Messer bewaffneten nackten Mann erschossen hatte.

Nicht alles könne sprachlich oder "mit Kampfsportkünsten" geregelt werden, sagte der Berliner Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Bodo Pfalzgraf, am Wochenende. Ein Video auf der Internet-Plattform Facebook von dem Polizeieinsatz löste derweil Empörung aus.

Mann hatte nackt und mit Messer im Brunnen gestanden

Kein Polizist mache es sich leicht, auf einen anderen Menschen zu schießen, sagte Pfalzgraf am Samstag im RBB. Es sei nicht möglich, alle Beamten zu Kampfkünstlern oder Scharfschützen auszubilden, damit in einer solchen Situation auf Arme oder Beine geschossen werden kann.

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Der Polizist hatte den mutmaßlich verwirrten Mann in den Oberkörper getroffen, er starb noch im Rettungswagen. Der Mann - vermutlich ein 31 Jahre alter Berliner - hatte nackt in einem Brunnen vor dem Rathaus gestanden. Er hatte sich mit dem Messer zunächst selbst verletzt und dann einen Polizisten bedroht. Als er nicht auf Aufforderungen reagierte, das Messer fallenzulassen, gab ein zweiter Polizist einen Schuss ab.

Diskussion über Verhältsnismäßigkeit von Polizeigewalt

"In solchen Extremsituationen spielt das spezielle Krankheitsbild keine Rolle mehr", sagte der Polizeigewerkschafter. "Wenn am Ende jemand mit der Waffe auf einen losgeht, dann ist auch das staatliche Gewaltmonopol gefragt, weil man nicht alle Konflikte dieser Welt sprachlich lösen kann."

Zugleich zeigte er Verständnis für die durch den Vorfall ausgelöste Debatte: "Es wird jetzt eine Diskussion geführt über die Verhältnismäßigkeit der Polizei-Maßnahme. Das ist auch in Ordnung."

Debatte über mögliche Einführung von Elektro-Schockern

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) verteidigte ebenfalls das Vorgehen des Beamten. Zugleich sprach er sich dafür aus, die Polizei mit Elektroschock-Pistolen auszustatten. Solche sogenannten Taser seien trotz Risiken ein vergleichsweise mildes Mittel, sagte Henkel der "B.Z. am Sonntag". Es sei ratsam, über ihren Einsatz zu diskutieren. "Allerdings ist völlig unklar, ob es dafür eine politische Mehrheit gäbe", sagte der Minister.

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Ein Video auf der Internet-Plattform Facebook, das die Erschießung des nackten Mannes im Neptunbrunnen zeigt, löste derweil Empörung unter Medienpolitikern aus. Unionsfraktionsvize Michael Kretschmer (CDU) sagte dem Magazin "Focus": "So etwas darf nicht gepostet werden."

Kritik an Facebook wegen Video der Tat

Facebook müsse in solchen Fällen sofort reagieren und die Bilder aus dem Netz nehmen. Die Bilder seien "menschenverachtend", fügte der CDU-Medienexperte hinzu. Ein Sprecher von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) sagte dem Magazin: "Offenbar reichen die technischen Instrumente und die Teams, die Inhalte der Seiten angeblich rund um die Uhr prüfen, nicht aus."

Pfalzgraf sagte dem Sender NDR zu dem Video, Aufnahmen wie diese seien Beweismittel und sollten normalerweise zuerst der Staatsanwaltschaft vorgelegt werden. Solche Videos könnten zudem schnell "zu einer Vorverurteilung führen". (afp/dpa)