New York. Mit viel Butter und Zucker kochte sich Paula Deen in die Herzen der US-Amerikaner. Nun soll die millionenschwere TV-Köchin Schwarze beleidigt haben. Die “Butter-Königin“ steht deswegen im Zentrum eines Rassismus-Skandals, der die USA bewegt.

Für Paula Deen kann es nie genug sein. Hier noch ein bisschen Butter, da noch ein bisschen Sahne und Nachtisch geht natürlich auch immer noch. Mit kalorienreicher Wohlfühl-Küche nach dem Geschmack der US-Südstaaten kochte sich Deen in die Herzen der Amerikaner - erst mit einem kleinen Catering-Service, dann mit Restaurants und schließlich als Emmy-gekrönte TV-Köchin und Chefin eines millionenschweren Werbe-Imperiums.

Die weißen Haare stets adrett gefönt, die blauen Augen stets ein bisschen zu stark geschminkt, pries die "Butter-Königin" ihr Lieblingsgericht an: Den "Donut-Burger", ein gegrilltes Stück Fleisch zwischen zwei zuckrigen Donuts.

Angestellte brachte Deen wegen Rassismus vor Gericht

Doch jetzt scheint das Imperium der 66-Jährigen in sich zusammenzustürzen. Deen steht im Zentrum eines Rassismus-Skandals, der seit Wochen die Schlagzeilen der US-Klatschmedien dominiert. "Paula im Kreuzfeuer" titelte die Ausgabe des "People"-Magazins. Die Köchin soll Afro-Amerikaner beleidigt haben - und Amerika diskutiert nun darüber, ob Deen ein Einzelfall ist, oder ob die tiefen Gräben der Vergangenheit zwischen Weiß und Schwarz doch noch nicht ganz zugeschüttet werden konnten.

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Eine ehemalige Angestellte hatte Deen wegen rassistischer Belästigungen vor Gericht gebracht. Dort gab die Köchin im Mai zu, das Wort "Nigger" benutzt zu haben, das in den USA nur als "N-Wort" bezeichnet wird und als schwere Beleidigung für Schwarze gilt. Das sei sehr lange her, verteidigte sich Deen.

Sofort gruben die Medien weitere Rassismus-verdächtige Äußerungen aus: Unter anderem soll Deen ihren Assistenten einmal als "schwarz wie eine Tafel" bezeichnet haben und für ihren Bruder soll sie sich eine Hochzeit "wie auf einer Plantage" gewünscht haben - mit schwarzen Kellnern in weißen Jacketts und schwarzen Fliegen.

Werbepartner trennten sich nach und nach von Deen

Alles nur unbedachtes Gequatsche, scherzhaft und nicht böse gemeint? Das sahen weite Teile der amerikanischen Öffentlichkeit und vor allem Deens Werbepartner anders. Nacheinander trennten sich der TV-Sender "Food Network", der Schweinefleisch-Produzent Smithfield, die Kaufhausketten Walmart, Target, Home Depot, J.C. Penney, Sears und Walgreens, sowie der Medikamentenkonzern Novo Nordisk von der Köchin. Der Random House-Verlag stoppte Deens nächstes Kochbuch. Werbeverträge im Wert von mehreren Millionen Dollar lösten sich innerhalb von Tagen in Luft auf.

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Deens zahl- und tränenreiche Entschuldigungen per Videobotschaften und Talkshow-Auftritten konnten den Hiobsbotschaften keinen Einhalt gebieten. Sie sei keine Rassistin, beteuerte Deen in der "Today Show". "Der Tag, an dem ich dieses Wort benutzt habe, war eine andere Welt." Man müsse Deen verstehen, teilte ihr Unternehmen mit. "Sie wurde vor 60 Jahren geboren, als es in Amerikas Süden Rassentrennung gab, unterschiedliche Toiletten und Restaurants, und als Amerikaner in verschiedenen Teilen des Busses gefahren sind."

Bürgerrechtler Jesse Jackson bietet Gespräch und Vergebung an

Genau dort liege das Problem, schrieb die "New York Times". Deen gehe mit dieser für viele Menschen sehr schmerzhaften Vergangenheit zu unreflektiert um. "Von ihrer Butter bis zu ihren Scherzen ist sie eine Südstaaten-Karikatur und die Erinnerung an eine Vergangenheit, die immer noch viel zu präsent ist."

Deen sei kein Einzelfall, sondern der Skandal werfe Fragen an alle auf: "Wie weit sind wir auf unserem Weg zu einer farbenblinderen und gerechteren Gesellschaft gekommen? Und wie schmerzhaft stolpern wir immer noch?"

Amerika bleibt gespalten im Fall Paula Deen. Facebook-Gruppen zur Unterstützung der Köchin haben inzwischen Zehntausende Mitglieder. Der afro-amerikanische Bürgerrechtler Jesse Jackson bot ihr Gespräche und Vergebung an. Andere sehen die Linie überschritten. "Wir könnten jemandem, der in den 1880er Jahren geboren wurde, vergeben, weil er aus einer anderen Zeit stammt - aber zwei bis drei Generationen später hat sich die Welt verändert", schrieb der "Newsday". "Lasst uns aufhören für Paula Deen oder irgendjemand anderen Ausreden zu erfinden."

Immerhin ein Gutes habe der Skandal um Deen aber mit sich gebracht, kommentierte die "New York Times": "Sie hat uns auf einem Tablett einen sehr lehrreichen Moment serviert." (dpa)