Berlin. . In diesem Jahr feiert das Umweltzeichen „Blauer Engel“ seinen 35. Geburtstag und blickt damit auf die längste Geschichte unter den Öko-Labeln der Welt zurück. Umweltschützern zufolge ist das Label eine sinnvolle Orientierungshilfe beim Einkauf. Nicht für jedes Produkt sei das Zeichen allerdings geeignet.

Ob Aktenvernichter, Laminatfußboden oder Rasentrimmer: Die Palette der Produkte die er ziert, ist groß. Auf rund 12.000 Waren ist der Blaue Engel mittlerweile zu finden. In diesem Jahr feiert das Umweltzeichen seinen 35. Geburtstag und blickt damit auf die längste Geschichte unter den Öko-Labeln der Welt zurück. Doch wozu ist der runde Kreis, dessen Mitte eine blaue Gestalt im Ährenkranz ziert, gut?

Ins Leben gerufen wurde der Blaue Engel 1978 – auf Initiative des Bundesministers des Inneren und durch den Beschluss der Umweltminister des Bundes und der Länder. Ihn gibt es in den Kategorien „Klima“, „Umwelt und Gesundheit“, „Ressourcen“ und „Wasser“. So trägt Recyclingpapier das Zeichen, weil es die Ressourcen besser schützt als konventionelles Papier. Und auf Holzpelletöfen prangt es, weil diese Heizart besser für das Klima ist als andere. Das blau-weiße Öko-Label kürt also nicht das umweltfreundlichste Produkt, sondern informiert über ökologisch bessere Produktalternativen.

Für Produkte aus 120 Produktkategorien

Für Produkte aus 120 Kategorien – von Abdeckfolien über Büromöbel oder DVD-Player bis hin zu Wassersparbrausen – können Unternehmen das Logo bei der Siegelvergabestelle RAL beantragen. Gibt die Stelle grünes Licht, wird eine Nutzungsgebühr zwischen 270 und 6000 Euro im Jahr fällig – je nach Unternehmensumsatz. Die Kosten dürften Firmen keineswegs davon abhalten, den Blauen Engel zu erwerben. „Den Unternehmen bringt das Zeichen einen sehr hohen Mehrwert“, beobachtet Saphir Robert, Referentin der Verbraucher Initiative. Es verleihe den Produkten eine hohe Glaubwürdigkeit.

Nicht nur Alltagsprodukte schmücken sich mit dem Öko-Label: Die Stadtwerke Oberhausen kauften Busse mit dem Blauem Engel. (Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool)
Nicht nur Alltagsprodukte schmücken sich mit dem Öko-Label: Die Stadtwerke Oberhausen kauften Busse mit dem Blauem Engel. (Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool)

Umweltschützer begrüßen das blau-weiße Logo. „Es ist das vertrauenswürdigste Zeichen in punkto Umweltschutz“, sagt Marion Hasper vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). „Verbraucher können auf der Internetseite transparent nachlesen, warum eine Matratze, ein Waschmittel oder ein Backofen das Logo trägt.“ Sie erführen, warum ein Produkt besser sei, als andere seiner Art.

Nicht nur Alltagsprodukte wie Waschpulver oder Spülmittel tragen heute den Blauen Engel. Selbst Reedereien können das blau-weiße Siegel für ihre Schiffe bekommen – und damit zeigen, dass sie im Umweltschutz ganz vorn mit dabei sind. Erst kürzlich hat die Wyker Dampfschiffs-Reederei das Umwelt-Logo für ihre beiden Fähren erhalten.

„Eine optimierte Rumpfform und ein hochmoderner, dieselelektrischer Antrieb sorgen dafür, dass beide Schiffe Fahrgäste mit deutlich geringerem Treibstoffverbrauch auf die nordfriesischen Inseln befördern als konventionelle Fähren“, begründet die Vergabestelle die Entscheidung. Reederei-Chef Axel Meyn­köhn freut sich über das Öko-Zeichen. „Dies ist eine tolle Bestätigung unserer vielfältigen Anstrengungen zum Schutz der Meeresumwelt“, sagt er.

Das Logo prankt inzwischen auch auf Schiffen oder Saunen

Immer wieder erweitert die Zeichenvergabestelle RAL die Produktpalette des Blauen Engels. Und so prangt das Logo inzwischen eben auch auf Schiffen oder Saunen. Derzeit überlegt die Prüfstelle, das Logo auch für die Klimafreundlichkeit von Lebensmitteleinzelhandelsfilialen zu vergeben. Manch ein Umweltschützer hält von dieser Überlegung nicht sehr viel.

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„Klebt der Blaue Engel an der Filialtür, kann der normale Verbraucher das nicht mehr einordnen“, meint BUND-Expertin Hasper. Der Kunde denke dann womöglich, die ganze Lebensmittelkette sei energieeffizient. Oder er gehe davon aus, dass sämtliche Produkte im Laden umweltfreundlich seien.

Neben dem Blauen Engel zählen die verschiedenen Siegel für ökologische Lebensmittel wie das Bio-Siegel, Alnatura oder demeter zu den bekanntesten Umweltzeichen. Als „empfehlenswert“ stuft das Bewertungsportal label-online.de, das die Verbraucher Initiative betreibt, die genannten Zeichen ein. Andere, wie den Umweltbaum, der Waschmaschinen mit geringem Energieverbrauch kennzeichnet, oder das Label „delphinfreundlich“, wertet es ab. Die Begründung: Ersteres Zeichen sei nicht aussagekräftig genug, weil es eine Eigenmarke der Otto Group sei. Letzteres Siegel sei irreführend, weil es sich um eine ungeschützte Kennzeichnung handele, die von Firmen beliebig verwendet werden könnten.