Köln/München. Verhütung ist immer noch meist Sache der Frauen. Was sagen Frauenärzte zur Pille? Wann sollte die Pille nicht genommen werden? Und welche Alternativen gibt es? Ein Überblick über die aktuellen Möglichkeiten, die Frauen sicher vor einer ungewollten Schwangerschaft machen.

Aufklärung hilft – das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. In den vergangenen sechs Jahren gab es immer weniger Abtreibungen. Genauer gesagt: 2012 waren es mit 3835 Schwangerschaftsabbrüchen 47 Prozent weniger als 2006. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte in München, sieht die Ursache darin, „dass sich junge Mädchen und ihre Partner frühzeitig informieren und rechtzeitig mit einer wirkungsvollen Verhütung beginnen können“.

Ist die Pille immer noch das Verhütungsmittel Nr. 1 in Deutschland?

„Ja, vor allem junge Frauen um die 20 Jahre nehmen häufig die Pille – manchmal sogar ohne dass sie eine Verhütung brauchen“, sagt Dr. Maria Beckermann. „Sie können dadurch ihren Zyklus bewusst steuern und Unannehmlichkeiten wie Menstruationsschmerzen vermindern. Aber sie nehmen damit gesundheitliche Risiken wie Thrombosen in Kauf“, weiß die Gynäkologin und Vorsitzende des Arbeitskreises „Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft“.

Was hat sich in der letzten Zeit bei der Pille verändert?

Inzwischen wird die Pille öfters als Lifestyle-Mittel genommen. Manche Sorten wirken sich positiv auf Haare und Haut aus, so dass sich etwa vor dem Einsetzen der Periode keine Pickel entwickeln. Spezielle Präparate werden mit Gewichtsabnahme beworben. Sie soll dadurch entstehen, dass der Körper in geringem Maße mehr Wasser ausscheidet. Ein effektiver Gewichtsverlust ließ sich aber laut Experten nicht nachweisen.

Der Berufsverband der Frauenärzte warnt: Internationale Studien zeigen, dass Frauen, die Verhütungsmittel mit neuartigen Gestagenen einnehmen, häufiger an Thrombosen erkranken als Frauen, die mit Levonorgestrel-haltigen Pillen verhüten. Letztere bergen ein geringeres Risiko, an Thrombosen oder Embolien zu erkranken.

Wann sollte man sie besser nicht nehmen?

Frauen sollten nach Ansicht von Expertin Beckermann nicht unnötig zur Pille greifen, sofern sie nicht verhüten wollen/müssen oder die Pille aus medizinischen Gründen einnehmen sollen. „Sie ist ein Medikament und kann Nebenwirkungen haben!“ Gibt es innerhalb der Familie Fälle von Thrombosen oder Lungenembolien, empfiehlt die Frauenärztin einen Bluttest, um solche oft genetisch bedingten Erkrankungen des Blutgerinnungssystems möglichst auszuschließen. Auch Raucherinnen haben ein erhöhtes Thromboserisiko und sollten besser anders verhüten (oder das Rauchen aufgeben).

Sind andere Verhütungsmethoden genauso sicher?

„Ja, eine Spirale ist annähernd so sicher und die Hormonspirale bietet die gleiche Sicherheit wie die Pille“, erklärt Maria Beckermann. Spiralen haben den Vorteil, dass keine Einnahmefehler passieren können. Sie wirken auch bei Durchfällen oder wenn man etwa Antibiotika schlucken muss, welche die Wirkung der Pille einschränken können.

Eine weitere Möglichkeit ist der Verhütungsring, durch den die Hormone über die Scheide in den Körper gelangen. Für ihn gelten laut Beckermann die gleichen Risiken wie für die Pille. Auch nicht ganz unbedenklich: Hormonpflaster, die auf die Haut geklebt werden – sie haben sogar ein höheres Thromboserisiko als die Pille. Ein Verhütungsstäbchen, das in den Oberarm implantiert werden kann, ist eine weitere Möglichkeit für eine längerfristige Familienplanung.

Gibt es natürliche Alternativen, auf die man sich verlassen kann?

„Wenn eine Frau ihren Zyklus kennt, ist das eine gute Basis für eine Verhütung ohne Medikamente“, sagt Frauenärztin Beckermann. Sie rät, den Körper zu beobachten, um festzustellen, wie regelmäßig der Zyklus ist und wann der Eisprung stattfindet. „Eine Frau, die über ihren Zyklus Bescheid weiß, erkennt durch Messung der Basaltemperatur um den Eisprung herum den Temperaturanstieg und muss danach bis zur nächsten Periode nicht mehr verhüten.“

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An den Tagen vor und während des Eisprungs können Kondome oder ein Diaphragma (ein Scheidenpessar, das den Muttermund abdichtet) angewendet werden. Computer können bei der Berechnung der fruchtbaren Tage mit Hilfe von Urinproben und/oder Temperaturmessung helfen.

Wie finden Frauen die für sie passende Methode?

Die Entscheidung hängt für Frauenärztin Maria Beckermann von der jeweiligen Lebensphase und den Vorlieben ab: Will man als junge Frau keinesfalls schwanger werden? Oder hat man schon ein Kind und es wäre nicht schlimm, wenn noch das zweite käme? Im letzteren Fall müssen nicht unbedingt Pille & Co. genommen werden.

Wann gibt es die Pille für den Mann?

„Das Know-how ist vorhanden, um sie zu produzieren. Doch diese Pille wird nicht auf den Markt gebracht, weil man davon ausgeht, dass sie von Männern nicht angenommen wird“, sagt Maria Beckermann.

Bis zu welchem Alter müssen Frauen überhaupt verhüten?

Weil ein Eisprung bis zur Menopause (die letzte Menstruation im Leben einer Frau) und auch noch einige Zeit darüber hinaus möglich ist, heißt das, man kann auch schwanger werden. Gesunde Nichtraucherinnen mit Normalgewicht können laut dem Berufsverband der Frauenärzte die Pille als Verhütungsmittel so lange nehmen, bis die Menopause eintritt. Allerdings nimmt das Thromboserisiko mit dem Alter zu. „Die Spirale oder Kondome können eine Alternative sein“, erklärt Maria Beckerman.

Weitere Informationen:

pro familia:

  • Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V. Bundesverband
  • Stresemannallee 3
  • 60596 Frankfurt/M.
  • Tel.: 069 / 26 95 77 90
  • www.profamilia.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:

  • Ostmerheimer Straße 220
  • 51109 Köln
  • Tel.: 0221 / 8992-0
  • Internet: www.bzga.de

Hinweis: Auf der Homepage www.familienplanung.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung finden sich auch Tipps, was bei Verhütungspannen zu tun ist. Ein rascher Arztbesuch kann Klarheit darüber bringen, ob die „Pille danach“ infrage kommt.