Magdeburg. .

Während sich Zehntausende Helfer gegen das Hochwasser stemmen, erreichte das gewaltige Elbehochwasser am Freitag Sachsen-Anhalt. In Magdeburg überstieg der Pegelstand den des Hochwassers von 2002. Drei Menschen kamen dort bisher beim Kampf gegen die Überflutungen ums Leben.

Aktuelle Prognosen gingen von einem Höchststand von 7,30 Metern am Sonntag aus, sagt Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD). Trümper fordert für Magdeburg 2000 zusätzliche Bundeswehrsoldaten an.

Am Zusammenfluss von Elbe und Saale ist es mit Sandsäcken gegen das Hochwasser nicht mehr getan. Hier in Lödderitz ist schwere Technik gefragt. Hubschrauber, Radpanzer, geländegängige Lastwagen. Die Bundeswehr ist mit schwerem Gerät aufgefahren, um der Doppelflut der beiden Flüsse südlich von Magdeburg entgegenzutreten.

In Wittenberg kam am Donnerstagabend ein 74 Jahre alter Helfer ums Leben, als ihn ein Radlader erfasste. Zuvor waren schon zwei Menschen bei Hilfsaktionen kollabiert und gestorben.

Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind 10 000 Menschen aufgerufen, ihre Wohnungen zu verlassen. Hier versuchen Arbeiter mit schwerem Gerät ein Leck zu schließen, dass sich im aufgeweichten Erdreich zwischen zwei Seen gebildet hat. Durch die Arbeiten bestehe aber auch die Gefahr, dass sich das Loch vergrößert. Dann könnte eine Flutwelle auf Bitterfeld zurollen.

Die Kleinstadt Mühlberg in Brandenburg wird am Freitagnachmittag wegen des Elbhochwassers geräumt. „Die Stadt ist nicht mehr sicher“, sagt ein Sprecher des Innenministeriums. Die Situation an den Deichen sei problematisch. Am Mittag hatte der Elbe-Scheitel die Stadt erreicht. Der Wasserstand lag um 12 Uhr bei 9,88 Meter, einen Zentimeter weniger als vier Stunden zuvor. Angelegt sind die Deiche dort auf zehn Meter Wasserhöhe. Der Druck auf die Dämme ist jedoch enorm, es gibt mehrere Sickerstellen. Taucher versuchen einen unterspülten Deich zu sichern.

Nach der Überflutung von Kläranlagen in Thüringen fließt dort das Abwasser von 20 000 Haushalten völlig ungefiltert in die Weiße Elster. Wie der MDR berichtete, sind die Kläranlagen in Greiz und Berga überschwemmt. Der Greizer Bürgermeister Gerd Grüner sagte: „Die Technik ist abgesoffen.“ Er gehe davon aus, dass es überall in den Hochwassergebieten derartige Probleme mit dem Abwasser gebe.

Niedersachsen und Brandenburg rüsten sich derweil für die auf beide Länder zuströmenden Wassermassen.

In Bayern fallen diePegelstände langsam

Noch bevor die Flutwelle den Norden erreicht hat, verlangten mehrere Ministerpräsidenten am Freitag von der Bundesregierung mehr Unterstützung. Das bisherige Angebot von 100 Millionen Euro reiche nicht aus. Allein für die Wirtschaft werden sich die Flutschäden nach Befürchtungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags auf mehr als elf Milliarden Euro belaufen.

Das Bundesagrarministerium bezifferte die Schäden in der Landwirtschaft mit bundesweit 173 Millionen Euro.

In Bayern fallen die Pegelstände langsam. Allerdings steigt dem Deutschen Wetterdienst zufolge am Wochenende die Neigung zu Schauern und Gewittern. Die Wasserstände könnten darum wieder leicht steigen.