Deggendorf. .
Immer wieder starten die Hubschrauber vom Volksfestplatz in Deggendorf zu gefährlichen Einsätzen. Sie retten die vom Hochwasser eingeschlossenen Menschen aus dem überspülten Ortsteil Fischerdorf. „Einige sind trotz der dramatischen Lage in ihren Häusern geblieben und warten mittlerweile auf den Dächern auf Hilfe“, erklärt der Einsatzleiter Alois Schraufstetter am Mittwoch. Von der Luft aus werden die Eingeschlossenen mit Hilfe von Winden in den Hubschrauber gezogen oder per Boot in Sicherheit gebracht.
„Es herrscht absolute Lebensgefahr. Die Häuser stehen bis zu drei Meter im Wasser“, sagt der 57 Jahre alte Kommandant der Deggendorfer Feuerwehr. Nach zwei Dammbrüchen mussten die Ortsteile Fischerdorf, Natternberg und die Gemeinde Niederalteich evakuiert werden. Etwa 2000 Menschen haben ihr Hab und Gut zurückgelassen. Die meisten sind bei Freunden und Verwandten untergekommen. Nur wenige warten in den Notunterkünften in der Deggendorfer Stadthalle oder in einer Schule.
Gisela und Hans Löfflmann aus Fischerdorf haben bereits am Dienstag ihr Haus verlassen. „Nach dem Dammbruch stieg das Wasser rasend schnell. Im Erdgeschoss stand das Wasser ruckzuck 1,50 Meter hoch“, sagt die 64-Jährige. Sie hätten nur noch das Nötigste wie Unterwäsche und Kleidung mitgenommen – Möbel, Fernseher oder andere Wertgegenstände in Sicherheit zu bringen, schaffte das Ehepaar nicht mehr. „Es hieß: Wir setzen unser Leben aufs Spiel, wenn wir daheim bleiben“, sagt der noch immer erschütterte Hans Löfflmann.
Bereits als Jugendlicher hatte der heute 75-Jährige die Jahrhundertflut von 1954 erlebt. „Damals habe ich selbst noch geholfen, aber so schlimm wie jetzt war es damals nicht“, erinnert er sich. Er ist zwar froh, dass seine Frau und er in Sicherheit sind. Die Sorge um ihr Haus ist ihm aber anzusehen. „Die Garage war komplett unter Wasser, als wir weggebracht wurden. Und wir wissen nicht, ob die Versicherung alle Schäden bezahlt.“ Das Ehepaar ist zumindest den Anweisungen der Einsatzkräfte gefolgt und damit in Sicherheit.
Andere Bewohner harrten dagegen in ihren Häusern aus, obwohl die Fluten die Umgebung in eine gigantische Seenplatte verwandelten. „Selbst jetzt ist nicht jeder bereit, sein Haus zu verlassen“, erläutert Einsatzleiter Schraufstetter. Dabei sei die Lage äußerst kritisch – inzwischen läuft Öl aus den Heizungstanks, und einige Gastanks treiben auf dem Wasser.
Bislang sei noch niemand verletzt worden, versichert der Einsatzleiter. Das klingt angesichts einiger dramatischer Einsätze fast unglaublich: Unmittelbar nach dem Dammbruch in Winzer waren vier Landwirte auf ihrem Traktor von den Wassermassen umspült und konnten sich mit letzter Kraft an dem Fahrzeug festhalten, bis sie aus der Luft gerettet wurden.
Die Eheleute Löfflmann warten unterdessen in der Stadthalle, bis sie in die Schule gebracht werden, in der sie die kommende Nacht verbringen. „Dass es mal soweit kommt, hätte ich niemals gedacht. Wir haben in den letzten Tagen noch die Bilder vom Hochwasser in Passau gesehen und gedacht, dass uns das nicht passiert“, sagt Gisela Löfflmann verzweifelt
Jetzt ist sie selbst Opfer der verheerenden Jahrtausendflut in Bayern geworden.