München. . Erst wurde er belächelt. Doch jetzt etabliert sich der Polit-Talk „Absolute Mehrheit“ von ProSieben-Moderator Stefan Raab immer mehr. Im Wahljahr kann der Kölsche Tausendsassa mit einem Trumpf aufwarten: Er erreicht junge Leute so gut wie sonst nur wenige andere.

Stefan Raabs Polit-Talk „Absolute Mehrheit“ mag bei den Marktanteilen meilenweit vom Titel der Sendung entfernt sein. Dennoch ist der ProSieben-Moderator dabei, sich in der politischen Klasse als ernstzunehmender Gastgeber zu etablieren. Am Sonntag, 22.15 Uhr, ist die Runde der Gäste so prominent wie nie zuvor. Raab kann nämlich im Wahljahr einen Trumpf zücken.

Als der kölsche Tausendsassa sein Format im November vorigen Jahres startete, war die Skepsis in der Polit-Szene unübersehbar. Der 46-Jährige („Schlag den Raab“) wurde lediglich als Entertainer wahrgenommen. Er galt als Leichtgewicht. Die Regierung fremdelte, die Opposition zauderte. Kein Wunder, dass die großen Parteien nur Leute aus der zweiten Reihe schickten: Für die CDU kam Michael Fuchs, für die SPD Thomas Oppermann. Die Liberalen waren mit dem unvermeidlichen Wolfgang Kubicki vertreten.

Es gab neben Kritik auch Lob aus berufenem Mund

Das Echo auf Raabs Premiere war besser, als es der Fernsehmann und sein Sender insgeheim befürchtet hatten. Zwar ätzten Bundestagspräsident Norbert Lammert („absoluter Unfug“) und ZDF-Chefredakteur Peter Frey gegen Raab („Mätzchen“) – es gab aber auch Lob von Experten wie dem Medienaufseher Thomas Langheinrich. „Wir haben private Fernsehsender oft wegen ihres zurückgehenden Informationsanteils in ihren Sendungen kritisiert. Es ist deshalb grundsätzlich zu begrüßen, wenn ProSieben mit Stefan Raab 70 Minuten mehr Sendezeit für gesellschaftlich relevante Inhalte bietet“, sagte der Vorsitzende der Kommission ZAK.

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Aufhorchen ließ die Politik auch die Zuschauer-Resonanz. Die Auftaktsendung fuhr respektable 11,6 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum ein. Bei den Zuschauern unter 50 brachte es ProSieben auf 18,3 Prozent. Zum Vergleich: ProSieben liegt bei allen Zuschauern in der Regel etwas über fünf Prozent, bei der TV-Jugend knapp unter elf Prozent.

Kampf um die junge Wählerschaft so schwierig wie nie zuvor

Das Interesse, wenig überraschend, ließ bei den Ausgaben in diesem Jahr nach. Erstaunlicherweise erholte sich das Format nach einer deutlichen Delle im Februar. Die beiden März-Ausgaben und auch die Folge im April durften die Macher der Sendung als Erfolg verbuchen. Gerade im Wahlkampf sind die Zahlen für die Politik interessant, zumal der Kampf um die junge Wählerschaft als so schwierig wie nie zuvor gilt.

Jetzt zahlt sich der lange Atem von Raab und ProSieben aus. Am Sonntag, 22.15 Uhr, haben sich Top-Gäste angesagt. Raab diskutiert mit Fußball-Kommentator Wolff-Christoph Fuss, CDU-Vize Armin Laschet, NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD), Linke-Spitzenkandidat Klaus Ernst, Piraten-Spitzenkandidatin Cornelia Otto darüber, ob Politik vom Fußball lernen kann.