London. .

Zwei vermutlich politisch motivierte Angreifer haben am Mittwoch in London einen britischen Soldaten mit Macheten und Messern umgebracht. Die Täter, die Medienberichten zufolge den muslimischen Ruf „Gott ist groß“ (Allahu akbar) ertönen ließen, zerstückelten ihr Opfer am helllichten Tage. Sie wurden von der Polizei gestellt und niedergeschossen. Premierminister David Cameron und der Londoner Bürgermeister Boris Johnson gingen von einem terroristischen Hintergrund der Tat aus, die Entsetzen auslöste. Cameron berief den Krisenstab ein, der dann tätig wird, wenn Fragen der nationalen Sicherheit berührt sind.

Der Anschlag wurde im Woolwich im Südosten der britischen Hauptstadt in der Nähe einer Kaserne verübt. Dort war das Opfer wahrscheinlich stationiert. Medienberichten zufolge versuchten die Angreifer auch, den Mann zu enthaupten. Cameron, den die Nachricht von der Tat in Paris ereilte, sprach von einem entsetzlichen Verbrechen. Er wies Innenministerin Theresa May an, den Krisenstab einzuberufen. Der Regierungschef kürzte seinen Frankreich-Besuch ab und wollte noch am Abend nach London zurückkehren. „Wir haben in unserem Land schon mehrere derartige Anschläge erlebt und wir werden uns dadurch nicht verbiegen lassen“, kündigte Cameron entschlossenes Handeln an.

Londons Bürgermeister Johnson sagte, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handele es sich um einen Terroranschlag, wie ihn die Millionenmetropole schon mehrfach erlebt habe.

Der britische Fernsehsender ITV strahlte am Abend Amateuraufnahmen mit einem jungen Mann aus, der in seinen blutverschmierten Händen zwei Messer hielt. „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, rief der Schwarze und forderte zum Sturz der Regierung auf. Er bedauerte, dass Frauen die Tat ansehen mussten. „Aber in unserem Land müssen unsere Frauen dasselbe ansehen.“ Der Mann könnte Afghanistan gemeint haben, wo britische Truppen gegen die Taliban und die Al-Kaida kämpfen.

„Das hat nichts mit Gott zu tun“

Die Polizei räumte den Tatort voller Blutlachen weiträumig ab. Über dem Viertel kreisten Hubschrauber. Die Sicherheitsvorkehrungen an Kasernen wurden verschärft. Zuletzt hatten im Juli 2005 vier Selbstmordattentäter in U-Bahnen und Bussen Anschläge verübt. Sei rissen 52 Menschen mit in den Tod und verletzten Hunderte andere Personen.

Terrorismusexperten hatten unlängst vor Anschlägen radikalisierter Einzelpersonen gewarnt. Solche „einsamen Wölfe“ stellten ein großes Risiko dar, selbst wenn sie keine direkten Kontakte zur Al-Kaida hätten.

Die Menschen in Woolwich reagierten entsetzt. „Dass dies in einer lebendigen Großstadt passieren kann, ist schockierend“, sagte ein Frau. Ein junger Muslim legte in der Nähe des Tatorts Blumen nieder. „Das hat nichts mit Gott zu tun. Es zerbricht einem das Herz“, sagte er.

Am Samstag wird in London das Endspiel der Champions League zwischen Bayern München und Borussia Dortmund ausgetragen. Dazu werden Zehntausende Besucher aus Deutschland erwartet.