Berlin. Sieben Monate nach der tödlichen Prügelattacke auf Jonny K. in der Nähe des Berliner Alexanderplatzes hat am Montag der Prozess gegen sechs Verdächtige begonnen. Die Angeklagten im Alter zwischen 19 und 24 Jahren müssen sich unter anderem wegen Körperverletzung mit Todesfolge verantworten.

Zum Auftakt des Prozesses um die tödliche Prügelattacke vom Berliner Alexanderplatz haben alles sechs Angeklagten eine Tatbeteiligung eingeräumt, eine Schuld am Tod von Jonny K. aber zurückgewiesen. Auch der Hauptverdächtige Onur U. bestritt am Montag vor dem Berliner Landgericht, dem 20-Jährigen im Oktober 2012 durch Tritte die schweren Kopfverletzungen beigebracht zu haben, an denen er später starb.

Die Staatsanwaltschaft wirft den sechs Angeklagten im Alter von 19 bis 24 Jahren unter anderem Körperverletzung mit Todesfolge und gefährlicher Körperverletzung vor. Laut Anklage hatte Jonny K. zu schlichten versucht, als die mutmaßlichen Täter zwei seiner Freunde gegen vier Uhr morgens am Alexanderplatz "grundlos" angegriffen und zu Fall gebracht hatten. Drei der Angeklagten traktierten demnach Jonny K. mit Schlägen und Tritten, wodurch er zu Boden ging und mit dem Hinterkopf auf dem Pflaster aufschlug.

Einer der Angeklagten habe dem am Boden liegenden Jonny K. noch einen weiteren Tritt gegen den Kopf versetzt. Durch die Misshandlungen sei es zu einer Hirnblutung gekommen, die zum Tod von Jonny K. geführt habe. Die Tat hatte vor sieben Monaten bundesweit für Entsetzen gesorgt, auch weil der Berliner Jonny K. offenbar zu Tode kam, als er einem Freund helfen wollte.

Angeklagter bestreitet, Jonny K. angefasst zu haben

Nur zufällig waren sich die beiden Gruppen junger Männer am Alexanderplatz am frühen Sonntagmorgen begegnet. Die Gruppe um Jonny K. hatte einen betrunkenen Freund auf einen Stuhl gesetzt. Der 19-jährige Onur U. soll nach Aussage von Mitangeklagten diesen Stuhl weggerissen haben, wodurch es erst zu einem Wortwechsel, dann zu einer Prügelei kam.

U. bestritt am Montag in einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung, den Stuhl angefasst zu haben. Er habe sich lediglich einen "Joke" erlaubt und vor dem Stuhl getanzt. Darauf habe ihn Gerhard C., ein Freund von Jonny K., weggeschickt. U. gab in der Erklärung zu, C. schwer verprügelt zu haben.

Der Hauptverdächtige war lange untergetaucht

Der frühere Hobby-Boxer U. warf demnach C. zu Boden und schlug "zehn bis zwölf Mal" mit beiden Fäusten in sein Gesicht, wie es in der Erklärung hieß. Laut Anklage erlitt C. unter anderem einen Jochbeinbruch und einen Bruch des Augenhöhlenbodens und der linken Handwurzel. Am Angriff auf Jonny K. war U. nach eigener Aussage dagegen nicht beteiligt. "Ich habe ihn nicht gesehen", erklärte er.

U. war nach der Tat fast sechs Monate lang in der Türkei flüchtig gewesen und hatte sich erst im April den deutschen Behörden gestellt. Aussagen der anderen Angeklagten hatten U. schwer belastet und ihn zum Hauptverdächtigen gemacht.

Jonny K. starb einen Tag nach der Prügelei im Krankenhaus

Der 24-jährige Bilai K., der ebenfalls monatelang flüchtig war, räumte am Montag in einer schriftlichen Erklärung ein, in der Tatnacht "stark" alkoholisiert gewesen zu sein. Weiter gab er zu, Jonny K. "einen Tritt an den Oberschenkel" versetzt zu haben. Dieser habe K. jedoch nicht zu Fall gebracht. " Mein Tritt war es nicht", betonte Bilai K. In Erklärungen von zwei weiteren Angeklagten wurde Bilai K. jedoch beschuldigt, mehrfach auf Jonny K. eingetreten zu haben.

Laut Gericht erlitt Jonny K. "vier Verletzungen im Kopfbereich". Eine habe er durch einen Sturz auf das Pflaster erhalten. Jonny K. verstarb am Tag nach der Tat im Krankenhaus an Hirnblutungen. Die Schwester des Opfers, Tina K., sagte nach dem Prozessauftakt, sie vertraue darauf, dass das Gericht den Schuldigen ermitteln werde: "Sie werden herausfinden, wer verantwortlich ist." (afp/dpa)