Berlin/Hamburg. Die Umzüge von Demonstranten der linken Szene in Hamburg und Berlin sind am Mittwochabend von mehreren Zwischenfällen begleitet worden. In beiden Städten gab es laut Polizei Steinwürfe; auch wurden Knallkörper gezündet. In der Hansestadt wurden sechs Polizisten leicht verletzt.

Der Start in den Mai war auch in diesem Jahr in Hamburg und Berlin wieder von Krawallen begleitet. Bei sogenannten Revolutionären 1.-Mai-Demonstrationen wurden am Mittwochabend in beiden Städten Polizisten mit Steinen, Flaschen oder Böllern angegriffen. Die Ausschreitungen waren aber im Vergleich mit denen vergangener Jahre weniger heftig.

In Hamburg wurden nach Polizeiangaben sechs Beamte leicht verletzt, sie erlitten Knalltraumata und Prellungen. Die Polizei nahm zehn Menschen fest - etwa wegen gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung oder Landfriedensbruch -, sechs kamen in Gewahrsam. In Berlin lagen zunächst noch keine Zahlen zu Festnahmen oder möglichen Verletzten vor. Einzelheiten wollte die Polizei erst am Donnerstagnachmittag bekanntgeben.

Insgesamt beteiligten sich nach Angaben der Berliner Polizei am Abend etwa 9000 Demonstranten an dem Protestmarsch linker Gruppen, der von Kreuzberg aus in Richtung Regierungsviertel führte. Einige Teilnehmer waren vermummt, etwa 200 liefen im sogenannten schwarzen Block. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit flogen Steine und Flaschen gegen Polizisten und Einsatzfahrzeuge. Die Scheiben einer Sparkassenfiliale wurden eingeworfen, mehrere Autos demoliert. Augenzeugen berichteten von verletzten Passanten. Es gab mindestens eine Festnahme. Insgesamt waren in Berlin 7000 Beamte, in Hamburg 1600 Beamte im Einsatz.

„Das Proletariat hat kein Vaterland“

In Hamburg waren etwa 1400 Teilnehmer unter dem Motto „Das Proletariat hat kein Vaterland“ begleitet von einem dichten Polizeispalier durch die Stadt gezogen. Bereits kurz nach Start seien Beamte gezielt mit Böllern beworfen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Als die Polizei Wasserwerfer einsetzte und auch mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Randalierer vorging, lösten die Veranstalter die Demonstration vorzeitig auf.

Anschließend zogen kleinere Gruppen vor allem in das Hamburger Schanzenviertel – und setzten dabei einen Müllcontainer und Abfall in Brand. Außerdem hätten sie einige Autos beschädigt, sagte die Polizeisprecherin. Sie betonte jedoch: „Im Vergleich zu anderen Jahren ist es bisher noch deutlich friedlicher.“ In der Nacht zum Donnerstag gab es dann in beiden Städten nach Angaben der Behörden zunächst keine Zwischenfälle mehr.

Gelände der Gartenschau gestürmt

Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg hatten Demonstranten am Nachmittag auch das Gelände der Internationalen Gartenschau (igs) gestürmt. Nach Polizeiangaben kam es zu „Sachbeschädigungen und Farbschmierereien“. Es gab eine Festnahme, zwei Demonstranten kamen in Gewahrsam.

In der Hauptstadt waren die Ausschreitungen weit weniger gewalttätig als in vergangenen Jahren. Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele sagte nach dem Ende des Protestzuges linker und linksradikaler Demonstranten: „Die Deeskalationsstrategie der Polizei hat einwandfrei funktioniert.“ Innensenator Frank Henkel (CDU) zeigte sich zufrieden und sprach von guter Polizeiarbeit. (dpa)