Essen. . Schrille Ausstattung und prominente Gaststars: Die Komödie „Charlies Welt“ läutet nach seinem Gastauftritt in „Scary Movie 5“ Charlie Sheens Rückkehr auf die Kinoleinwand ein. Dabei spielt Sheen einen selbstverliebten Frauenhelden und Partylöwen, also irgendwie sich selbst.

Charlie Sheen ist wieder auf der Leinwand. Nach einem Slapstick-Auftritt als er selbst gönnt er sich nach über zehn Jahren wieder eine Kinohauptrolle in der Komödie „Charlies Welt“ und spielt einen selbstverliebten Frauenhelden und Partylöwen – im Prinzip spielt er also wieder einmal sich selbst.

Die Parallelen zwischen dem Star und seiner Rolle als Grafikdesigner Charles Swan III können in der Tat kaum zufällig sein. Charles, der so gut im Geschäft ist, dass er für mehr als nur sein aktuelles Leben ausgesorgt haben müsste, ist an diesem Morgen in verzweifelter Stimmung.

Seine Freundin Ivana hat ihn verlassen, als sie feststellte, dass Charles ihre Fotos in der gleichen Schublade aufbewahrt wie die Fotos seiner Ex-Freundinnen. Charles übt sich zunächst in Trotzreaktionen, weshalb er mit seinem Auto einen Berghang hinab- und in einen Swimmingpool hineinstürzt und schließlich im Krankenhaus. Hier verliert er sich in wilden Träumen und Halluzinationen, in denen seine Freundin ihm hart zusetzt.

Er hätte kürzer treten sollen

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Erst allmählich begreift Charles, dass er umdenken, zumindest aber kürzer hätte treten sollen. Aus der Selbsterkenntnis entspringt der unbedingte Wille, es mit Ivana noch einmal zu versuchen oder sich wenigstens in einem Gespräch ihr gegenüber reuig zu erklären. Der Vorsatz ist jedoch leichter in Worte gefasst, als in die Tat umgesetzt.

Insgesamt 86 Minuten dauert der „Kurze Einblick in den Verstand von Charles Swan III“ (Originaltitel), was zwar nach derzeitigen Hollywood-Maßstäben wirklich eher kurz ist, auf der Leinwand hingegen dann doch die gefühlt anderthalbfache Länge einzunehmen scheint. Der simple Grund dafür: Die zweite Regiearbeit von Roman Coppola verliert nach entwaffnend witzigem Beginn im weiteren Verlauf zusehends an Humor und Tempo. Sobald die Karten der an sich schon recht mageren Geschichte aufgedeckt sind, kommt nichts Neues mehr hinzu.

Schrille ausstatterische Details (Regisseur Coppola fühlte sich unter anderem inspiriert von den Illustrationen des Grafikers Charles White III) und wilde Slapstickszenen, in denen sich prominente Gaststars wie Bill Murray, Patricia Arquette, Jason Schwartzman und Dermot Mulroney mehr oder minder zum Affen machen, sind auf Dauer kein Ersatz für eine straffe Handlungsführung. Immerhin aber gibt es als für die untereinander recht unterschiedlich gelungenen Einzelszenen Charlie Sheen als Bindemittel.

Und der ist als herausstechende Lebensform mit aberwitzigen Sonnenbrillen, entfesseltem Schmerzlächeln und einer Frisur, die verdächtig an Bert (der von Cindy & Bert) erinnert, in jeder Szene der Star, der keine anderen Götter neben sich dulden muss, weil er sie mit seinem Charisma aus der Wahrnehmung pustet.

Man muss Sheen nicht mögen wegen seiner Fehltritte und Charakterdefizite, aber er ist ohne Zweifel ein höllisch guter Filmschauspieler. Man glaubt ihm sogar, dass er irre charmant und ein klasse Tänzer ist. Wie der deutsche Beititel schon sagt: Wirklich nichts ist wirklich. Wertung: Drei Sterne