Dortmund. .

Wenn Borussia Dortmund am Mittwoch im Halbfinale der Champions League Real Madrid empfängt, rechnet das ZDF mit einer Rekordquote: Der Sender will in der Königsklasse die Zwölf-Millionen-Grenze knacken. Wir sprachen mit Oliver Schmidt, der die Millionen Fans am Mittwoch, 20.25 Uhr, als Kommentator durch den Abend begleitet.

Bereit für den großen Abend?

Es ist ja noch Zeit, aber das Grundgerüst steht. Ich habe je eine DIN-A4-Seite pro Team mit Notizen zu jedem Spieler. Dann habe ich zwei Zettel mit Informationen zu Taktik, Vereinen, Trainer. Ich lese die Zeitungen, bin bei den Pressekonferenzen, habe viel im Kopf, das aber gar nicht zum Einsatz kommt. Ich will nichts unterbringen und nicht zu viel reden, sondern mich vom Spiel leiten lassen. Atmosphäre und Emotion sollen eine große Rolle spielen und ins Wohnzimmer kommen. Das ist in Dortmund leichter als anderswo. Das Stadion bietet atmosphärisch etwas ganz Besonderes.

Legen Sie sich vorab Formulierungen zurecht?

Für die Zeit, bevor die Spieler in den Tunnel gehen, bereite ich mir einen kurzen Text vor. Das ist der Einstieg, da will ich gut reinkommen. Beim Auflaufen und der Champions-League-Hymne gilt das Schweigegelübde. Danach ist es Freiflug. Ich habe Stichworte zu Spielern, bin spontan.

Was fällt Ihnen spontan zu Cristiano Ronaldo ein?

Gockel oder Genie. Er spaltet die Fußballwelt.

Ist das Halbfinale mit deutscher Beteiligung für Sie ein besonderes Spiel?

Ich habe das Pokalfinale kommentiert und WM- und EM-Halbfinale. Das würde ich alles auf eine Stufe stellen.

Unterstützt Sie ein Assistent?

Ja, ein Redakteur, Alexander Kramer. Er versucht, fern des Balles zu schauen und hat so schon mal bessere Einblicke in Personal und Taktik. Schaue ich aufs Feld, dann hat er unseren Monitor im Auge. Da sieht man Details zu Toren, Abseits oder einem versteckten Foul.

Mittwoch winkt eine Rekordquote. Machen Sie sich manchmal bewusst, dass Ihnen mehr als zehn Millionen Zuschauer vor dem TV zuhören?

Nein. Die Quote ist als Parameter wichtig, wie bei Ihnen die Auflage. Aber mir ist das eigentlich wurscht. Je mehr Leute zuschauen, umso größer ist der Resonanzfaktor und damit die Meckerei. Aber das kauft man in unserem Job mit.

Ihre Kommentator-Kollegen Béla Réthy und Marcel Reif werden gerne kritisiert. Um Sie ist es ruhig…

… und ich hoffe, dass das so bleibt. Ich bin Begleiter und Erklärer und mache es nicht, um eine öffentliche Person zu werden. Es ist ein schöner Beruf, in dem du gelobt und beschimpft wirst. Ich habe früher selbst mit meinem Vater aufgeregt vor dem Fernseher gesessen. Aber manchmal wird die Sache überhöht. Und Kritik fällt mit der Anonymität des Internets leichter.

Reagieren Sie während des Spiels auf Kommentare aus dem Netz?

Manchmal. Wenn sich Leute beschweren, weil der Ton schlecht ist. Oder wenn ich einen Namen falsch ausspreche.

Wie parteiisch, wie patriotisch dürfen Sie sein?

In einem internationalen Duell mit deutscher Beteiligung darf es Emotionen, Mitgehen und Patriotismus in Grenzen geben. Allerdings würde ich auch ein schönes Tor von Cristiano Ronaldo mit sachlicher Hochachtung kommentieren. Wichtig ist, dass ich in der Analyse sachlich bleibe. Aber wissen Sie: Für die eine Hälfte der Zuschauer bin ich zu patriotisch. Die andere Hälfte fragt, warum ich den Gegner so gerne mag. Da hat jeder seine eigene Wahrnehmung.

Schauen Sie sich Ihre Spiele noch mal an?

Nein, um Gottes Willen. Es gibt Manöverkritik von den Kollegen. Das reicht. Ich muss mich nicht so lange hören.