Essen. Wer auf der Suche nach einem günstigen und guten Kompaktwagen ist, sollte vor dem Kauf einige Regeln beachten. Welche Modelle kann man für 4000 Euro guten Gewissens kaufen? Lohnt sich ein Kauf vom Händler oder ist ein Privatkauf ratsam? So finden Sie Kompaktwagen, die Ihr Geld wert sind.

Mehr Auto braucht kein Mensch, zumindest meistens nicht. Kompaktwagen im Vier-Meter-Format finden auch im Großstadtdschungel noch ihre Parklücke, und auf der Autobahn kommen vier Passagiere ohne Verrenkungen und mit (ein bisschen) Gepäck an die See oder die Alpen. Auch mit kleineren Motoren geht es zügig vorwärts, und die Kosten sind überschaubar – im Gegensatz zum riesigen Gebrauchtwagenangebot dieser populärsten Fahrzeugklasse.

Was gibt es, wenn man nur 4000 Euro für den Fahrzeugkauf zur Verfügung hat? Zuerst einmal den guten Ratschlag, höchstens 3500 Euro auszugeben und 500 Euro als Polster für die erste unerwartete Reparatur oder größere Inspektion wegzulegen. Gut angelegt sind fünf Euro für einen der vielen Gebrauchtkaufratgeber, die alle großen Automagazin-Verlage anbieten. Nie schaden kann ein Blick in den jüngsten TÜV-Report.

Lohnt der Kauf beim Händler?

Im Segment der kleinen Preise ist der Aufschlag, den der Profi-Verkäufer nimmt, prozentual besonders hoch. Zwischen Händlereinkaufspreis und Händlerverkaufspreis liegen in der Schwacke-Liste, der „Gebrauchtpreisbibel“, bei einem Kompaktwagen für 4000 Euro etwa 1200 Euro. Das ist viel Geld für ein Jahr Sachmängelhaftung, die der Händler geben muss und sich nur auf Mängel bezieht, die bereits beim Kauf vorgelegen haben.

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Ob ein 4000-Euro-Auto ein guter Kauf war, entscheidet sich frühestens nach zwei Jahren, wenn der nächste TÜV-Termin ansteht. Und vielleicht für eine fette Reparaturrechnung sorgt. Die oft von Händlern angepriesenen Gebrauchtwagengarantien sind erstens im Verkaufspreis mit drin, zweitens sind es gar keine Garantien, sondern Reparaturkostenversicherungen. Deren Bestimmungen sind oft undurchsichtig. Mit einer Neuwagengarantie, hinter der das Kulanzversprechen eines großen Herstellers steckt, hat das nichts zu tun.

Keine Angst vor dem Privatkauf!

Also: Keine Angst vor dem Privatkauf! Auch hier ist man nicht rechtlos, wenn sich erst später herausstellt, dass der Verkäufer Schäden oder Unfälle verschwiegen hat. Auf jeden Fall sollte das Objekt der Begierde von einem neutralen Fachmann untersucht werden (TÜV, Dekra, freier Sachverständiger, Automobilclub). Eine frische TÜV-Plakette allein sagt nämlich leider nur sehr wenig über den tatsächlichen Zustand aus.

Gekauft werden sollte direkt vom Besitzer und nicht über Mittelsmänner, am besten aus erster Hand. Skepsis ist angebracht, wenn der Anbieter den Wagen erst seit kurzem besitzt. Vorsicht vor ehemals auf Verleihfirmen zugelassenen Fahrzeugen. Immer an die zwei goldenen Regeln beim Fahrzeugkauf denken: eine Nacht drüber schlafen und im Zweifelsfall die Finger davon lassen. Übrigens: Die Diesel lohnen sich für Kompaktwagenfahrer nur in den seltensten Fällen. Die Unterhalts- und gerade Reparaturkosten liegen teils extrem höher.

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Das gibt es für 3500 Euro: Der Preis bezieht sich auf die Mitte zwischen Händlereinkaufs- und Händlerverkaufspreis, der dem Privatverkaufspreis entspricht. Vorausgesetzt sind ein dem Alter entsprechender und unfallfreier Zustand und Verkauf durch den Besitzer.

Vom Fiasko zur besten Wahl

Der Fiesta ist der „letzte ‘76-er“, und er hat keinen guten Ruf als Gebrauchtwagen – Spitzname „Ford Fiasko“. Denn früher waren die Verschleißteile bei Ford in jeder Hinsicht billig, Auspufftöpfe und Bremsscheiben mussten gefühlt quartalsweise gewechselt werden. Erst im dritten Jahrtausend brachte die sechste Fiesta-Generation die Wende, und jetzt gilt er vielen als beste Wahl unter den feinen Kleinen. Für 3500 Euro gibt es laut Schwacke einen Fiesta Trend von 2005 mit dem empfehlenswerten 1,4-Liter-Motor (80 PS) und 96 000 km auf dem Tacho.

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Auf der Technik des Fiesta basieren die Zwillinge Mazda 2 (bis 2007) und Ford Fusion. Die Qualität leidet etwas unter dem Produktionsort Spanien und der Imagewert des hohen Kasten ist besonders beim Fusion niedrig. Aber dafür ist die Sitzposition höher und das Raumangebot größer. Den Mazda gibt es zu den gleichen Rahmenbedingungen wie den Fiesta.

Der Yaris-Wagen

Ein paar Zuverlässigkeitsgene vom legendär unzerstörbaren Vorgängermodell Starlet stecken auch im Toyota Yaris. Der ist zwar noch deutlich kürzer als vier Meter, hat aber für eine optimale Raumausnutzung eine verschiebbare Rücksitzbank. Für 3500 Euro gibt es einen Yaris-Wagen von 2005 mit dem 69 PS starken Ein-Liter-Motor und knapp sechsstelligem Tachostand, also gerade einmal gut eingefahren.

Smarter Geheimtipp

Der viertürige Smart wurde nur von 2004 bis 2006 angeboten und floppte aufgrund seines zu hohen Preises. Das Auto ist eigentlich ein Alleskönner und sieht mit seiner Zweifarblackierung auch noch gut aus. Für 3500 Euro gibt es sogar 2006er-Modelle mit 70.000 Kilometern, allerdings mit dem nur 64 PS starken Dreizylinder von Zwillingsbruder Mitsubishi Colt. Beide wurde mit hoher Qualität im niederländischen Born gebaut. Den 95 PS leistenden Vierzylinder gibt es für unseren Standardpreis in einem Smart Baujahr 2004 (87 000 km). Der Colt für alle Fälle fällt etwas günstiger aus.

Bester im Polo-Trio

Bei gleichem Preis ist ein gebrauchter Polo ein Jahr älter als ein Skoda Fabia und zwei Jahre älter als ein Seat Ibiza. Gegen den Seat spricht seine schlechtere Qualität, für den Skoda die bessere gegenüber dem Volkswagen. Den VW-Aufschlag kann man sich also getrost sparen. Beim Fabia sollte man zum 1,4-Liter-Motor mit 75 PS greifen. Für 3500 Euro gibt es einen 2005-er mit 100 000 km Laufleistung. Der hässliche, aber praktische Combi ist knapp zehn Prozent teurer.