Peking. Am Tag nach dem verheerenden Erdbeben in Chinas Provinz Sichuan wird das Ausmaß der Zerstörung deutlicher. Fast 200 Menschen sind tot, die Zahl der Verletzten steigt auf rund 7000. Und die Erde ruht immer noch nicht: Chinas Erdbebenzentrum registrierte insgesamt 1165 Nachbeben.

Mindestens 1,5 Millionen Menschen sind nach offiziellen Angaben von dem Erdbeben in der südwestchinesischen Provinz Sichuan betroffen. 181 Tote seien geborgen worden, rund 7000 Menschen verletzt und ganze Dörfer zerstört, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag unter Verweis auf Regierungsstellen. "In dem vom Erdbeben betroffenen Gebiet sind viele Gebäude zusammengebrochen oder schwer beschädigt worden", hieß es demnach in einer Mitteilung des Ministeriums für zivile Angelegenheiten.

Das Beben ereignete sich am Samstagmorgen um kurz nach 8.00 Uhr (2.00 Uhr MESZ) chinesischer Zeit in der Gemeinde Lushan der Stadt Ya'an. Chinas Erdbebenzentrum (CENC) bezifferte die Stärke mit 7,0. Die US-amerikanische Erdbebenwarte (USGS) setzte die Stärke bei 6,6 an. In den ersten 24 Stunden nach dem Beben registrierte CENC insgesamt 1165 Nachbeben, von denen allerdings nur drei eine Stärke von 5,0 oder mehr erreichten.

Nach Angaben des Ministeriums für zivile Angelegenheiten erreichte das Beben sogar die etwa 400 Kilometer entfernte Megacity Congqing. Dort wurden 400 Gebäude beschädigt und acht zerstört. In der Provinzhauptstadt Chengdu, etwa 140 Kilometer vom Epizentrum entfern, sprangen laut Medienberichten Menschen während des Bebens in Panik aus den Fenstern. Drei Menschen kamen dabei ums Leben.

Rettungsarbeiten gestalten sich schwierig

Stück für Stück arbeiteten sich die Rettungskräfte am Sonntag zu den kleineren Orten in der Nähe des Epizentrums vor. Das Beben hatte Straßen verschüttet und so die Bergungsarbeiten aufgehalten.

Am Sonntagmorgen erreichte ein Trupp den Ort Baoxing, der bislang von der Versorgung abgeschnitten war. In der Gemeinde mit 58 000 Einwohnern gebe es keinen Wasser, keinen Strom und keine Elektrizität, sagte der Bürgermeister der Agentur Xinhua. "Das wichtigste ist jetzt, Leben zu retten", betonte er. 26 Menschen seien dort bei dem Beben gestorben und 2500 verletzt worden.

Am schlimmsten soll es den Stadtteil Longmen der Gemeinde Lushan getroffen haben. Die Vereinten Nationen berichten, dass dort 99 Prozent der Gebäude zerstört wurden. Die Häuser in der Gegend seien mit Holz- und Erdwänden gebaut, die den Erschütterungen nicht standhalten konnten. "Straßen wurden schwer beschädigt und von Erdrutschen verschüttet. Dutzende Brücken sind unterschiedlich stark kaputt. Die Hauptstraßen in die betroffenen Gebiete werden nach und nach wieder hergestellt", heißt es weiter in dem UN-Bericht.

Staatsspitze verspricht schnelle Hilfe

Ministerpräsident Li Keqiang war am Samstag wenige Stunden nach dem Beben nach Sichuan gereist. Das Staatsfernsehen zeigte ihn vor einem Zelt-Dorf in der Nähe des Epizentrums nahe der Gemeinde Lushan. "Unter der starken Führung der Partei und Regierung und so lange wir zusammenstehen und unsere Rettungsarbeiten gewissenhaft durchführen, können wir die Zahl der Opfer minimieren und das Desaster überwinden", sagte er. Auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping versprach laut Xinhua den betroffenen Menschen jede erdenkliche Hilfe, um die Zahl der Opfer so gering wie möglich zu halten.

Schon 2008 hatte es unweit des Epizentrums bei Ya'an ein starkes Beben gegeben. Damals kamen nach offiziellen Angaben 87 000 Menschen um oder gelten als vermisst. Chinesische Erdbebenexperten stuften das Beben von Samstag bei Lushan als geringer ein und gingen von einer geringeren Zerstörung aus. (dpa)