Bangkok. .
In der indischen Hauptstadt Delhi rannten erschrockene Menschen auf die Straßen, als die Erde bebte. In Dubai am Arabischen Golf wackelte das 828 Meter hohe Burj Khalifa, das höchste Haus der Welt. Ein Bankangestellter rannte sieben Stockwerke hinunter, als sein Hochhaus unter den Erdstößen wankte. In Pakistans Wirtschaftsmetropole Karachi brach Panik aus und Gebäude wurden evakuiert.
Doch aus der Region im Zentrum des Erdbebens der Stärke 7,8 auf der Richter Skala gab es in den ersten Stunden nach der Naturkatastrophe so gut wie keine Informationen. „Es war das schwerste Erdbeben seit 56 Jahren im Iran“, erklärte Mehdi Zare vom Seismologischen Zentrum des Iran in Teheran gegenüber dem staatlichen Fernsehen. „Das Epizentrum des Bebens lag in der Wüste und es befinden sind keine größeren Siedlungen in der Nähe“, sagte ein Mitarbeiter des iranischen Katastrophenschutzes der Nachrichtenagentur Isna am Dienstag. In den Städten in unmittelbarer Umgebung habe es keine Toten gegeben. Im staatlichen Fernsehen war zuvor die Rede von mindestens 40 Toten gewesen.
Die Lage war unübersichtlich. Alle Kommunikationsverbindungen und die Stromversorgung seien ausgefallen, hieß es in der Hauptstadt Teheran, in dem seltsamerweise nichts von den Erdstößen zu spüren war. Das Epizentrum soll in nur 15,2 Kilometer Tiefe nahe dem Ort Khash knapp 50 Kilometer von der Grenze zum Nachbarland Pakistan gelegen haben. In der 158 Kilometer entfernten iranischen Stadt Saravan mit etwa 50 000 Einwohner wurde nach Fernsehberichten der Notstand ausgerufen. Manche Berichte sprachen von schweren Zerstörungen. Laut anderen Darstellungen soll es kaum Verwüstungen gegeben haben. Angesichts der ausgefallen Kommunikationsverbindungen ist auch das Schicksal der Stadt Zahedan mit etwa einer halben Million Einwohner unklar.
„Rote Halbmond“ entsendet20 Rettungsteams in die Region
Der iranische „Rote Halbmond“ entsandte sofort 20 Rettungsteams in das Katastrophengebiet. Drei Hubschrauber sollen helfen, schnell einen Überblick über das Ausmaß der Zerstörungen zu gewinnen. Die Region liegt nicht weit von Bam entfernt, wo es erst vor ein paar Jahren ein schweres Erdbeben gab. Am 9. April hatte es nahe der Stadt Bushehr und dem einzigen funktionierenden Atomkraftwerk des Landes ein Beben gegeben.
Die Überlebenden im Erdbebengebiet sind vorläufig auf sich selbst angewiesen. Laut Erfahrungsberichten des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) sind Nachbarn, Freunde und Verwandte ohnehin die wichtigsten Helfer in den ersten 24 Stunden nach einem Erdbeben. Sie wissen, wer und wie viele Menschen in zerstörten Gebäuden gelebt haben. Sie sind sofort vor Ort und buddeln die meisten Lebenden aus den Trümmern. Überlebende lokale Ärzte und medizinische Helfer richten in aller Eile notdürftige Operationszentren ein, um Schwerverletzte zu versorgen. Fernsehträchtige Einsätze mit Hunden internationaler Suchmannschaften kommen meist so spät an, dass sie nur noch in Ausnahmefällen Erfolg haben.
Isolierte Dörfer in der Wüste
In der zweiten Etappe werden dann je nach Ausmaß des Erdbebens die Versorgung mit Zelten als Notunterkünften, Decken und vor allem Trinkwasser und Nahrungsmittel zur Priorität. Im Fall des Erdbebens vom Dienstag wartet dabei eine besondere Herausforderung auf die Rettungsmannschaften. „Angesichts des zerklüfteten Terrains mit isolierten Dörfern stehen wir vor einer besonders schwierigen Aufgabe“, hieß es in einer Stellungnahme des Roten Halbmonds in Teheran.