Für den „Stern“ war die Geschichte eine Katastrophe. Sie wurde als Sensation angekündigt – und endete als Lachnummer. Am 25. April jährt sich die Farce um die falschen Hitler-Tagebücher zum 30. Mal. Das ZDF würdigt dieses besondere Stück deutscher Mediengeschichte mit einer Doku von Jörg Müllner: „Die Jahrhundertfälschung – Hitlers Tagebücher“ (20.15 Uhr).
Zur Erinnerung: Die vermeintlichen Tagebücher, die „Stern“-Reporter Gerd Heidemann für mehr als neun Millionen Mark ankaufte, erwiesen sich als Fälschung einer schillernden Figur namens Konrad Kujau. Als der Schwindel aufflog, gab es letztlich nur Verlierer.
Müllner schlägt den amüsierten Ton an, den bereits 1992 die Mediensatire „Schtonk“ vorgab: kopfschüttelndes Erstaunen, wie solch banaler Quatsch überhaupt in eines der angesehensten Magazine der Bonner Republik gelangen konnte. Der Filmemacher hebt das unfreiwillig Komische der Vorgänge hervor – etwa wenn Schauspieler Christoph Maria Herbst Textauszüge in satirisch überhöhtem Hitler-Ton vorliest.
Gott sei Dank hat der Film aber auch eine ernsthafte Ebene. So zieht Heidemann nüchtern Bilanz: „Ein Reporter ist immer nur so gut wie seine letzte Geschichte, und meine war eine Pleite.“ Dennoch ist er bei Weitem nicht der einzige Beteiligte an dem Desaster. So hatte die damalige Chefredaktion Zweifel an der Echtheit des Materials in rüdem Ton abgebürstet.
Letztlich ist der Film ein Plädoyer gegen Recherche-Hysterie, getreu dem konfuzianischen Motto „Wer’s eilig hat, muss langsam gehen“.