Düsseldorf. . 15 Gewinner werden am 12. April öffentlich mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Unter den Preisträgern findet sich auch die Comedy-Sendung „Switch Reloaded“, die mit Klasse die Gestalten der Fernsehlandschaft aufs Korn nimmt.
Natürlich muss man erst einmal über den Preis reden, der nicht vergeben wird. Die Idee, das „Dschungelcamp“ zu nominieren, verlieh dem Grimme-Institut zweifellos mehr Aufmerksamkeit als üblich, und gar nicht mal so wenige Beobachter lästerten, genau das sei ja auch die Absicht gewesen.
Wie auch immer: Die Krawallshow von RTL, bei der zuletzt sogar geschätzte Feuilletons die Waffen gestreckt und unter Aufbietung aller Erklärungsfinessen Qualitätsmerkmale herbeigedichtet hatten, ließ die Jury des renommierten Fernsehpreises kalt. Gutes Handwerk alleine reiche nicht für einen Grimme-Preis, bilanzierte gestern in Düsseldorf kühl und knapp Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger, einer der drei Jury-Vorsitzenden, bei der Vorstellung der 15 Gewinner. Sie werden am 12. April öffentlich ausgezeichnet.
Saftige Debatte um Zustand des Instituts
Vermutlich war Grimme-Direktor Uwe Kammann erleichtert. Die saftige Debatte um den Zustand des Instituts, das sich doch der Würdigung des Qualitätsfernsehens verschrieben hat, kann ihm nicht gefallen haben, sie hatte ihm und dem Haus allerlei Erklärungen abgenötigt. Sogar über Rücktritte in der Führung wurde für den Fall spekuliert, dass „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ ausgezeichnet worden wäre.
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So aber dürfen sich in der Kategorie Unterhaltung die Parodiekönige von „Switch Reloaded“ um Max Giermann freuen, deren „Wetten dass..?“-Special nicht nur für die professionellen Betrachter ein hinreißendes Vergnügen war.
Giermann räumte ein, dass die Parodierten es mittlerweile als Ritterschlag empfänden, wenn sie in der Sendung vorkämen. „Dabei wünschte ich mir, die würden das mehr als Kritik verstehen, denn als Ehre.“ Auf jeden Fall seien er und seine Kollegen „Nutznießer der Mittelmäßigkeit im Fernsehen.“
"Der Tatortreiniger" ausgezeichnet
Dazu zählt gewiss nicht die mit Situationskomik gespickte NDR-Reihe „Der Tatortreiniger“. Deren köstliche Folge „Schottys Kampf“, in dem Schotty die Mordspuren in einem Nazi-Vereinsheim beseitigt und dabei gleich mal richtig aufräumt, wurde in der Kategorie Unterhaltung ebenfalls belohnt.
Fünf Fernsehspielfilme adelt das Institut im Wettbewerb „Fiktion“, große Überraschungen sind es nicht: das DDR-Drama „Der Turm“ mit Jan-Josef Liefers und Claudia Michelsen, „Der letzte schöne Tag“ mit Wotan Wilke Möhring über eine Familie, die mit dem Suizid der Mutter umgehen muss, die Justizdramen „Das Ende einer Nacht“ mit Ina Weisse und Barbara Auer, und „Der Fall Jakob von Metzler“ mit Robert Atzorn. „Blaubeerblau“ über das Leben in einem Hospiz mit Devid Striesow erhält einen Publikumspreis.
Bei den Dokumentationen werden unter anderem mit „Ein deutscher Boxer“ von Eric Fiedler und der Trilogie „Was lebst du? – Was du willst – Wo stehst du“ von Bettina Braun zwei herausragende Arbeiten gewürdigt, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen im Nachtprogramm versenkt hat. Scharfe Kritik indes ist nicht Kammanns Sache. Sicherlich sei es „eine Krux, dass Gutes oft so spät platziert wird“, aber das Grimme Institut sehe seine Aufgabe darin, „das Besondere erst einmal ins Bewusstsein zu rücken“. Sein Referatsleiter Ulrich Spies wird deutlicher: „Man muss den Fernsehanstalten schon klar machen, dass sie den Menschen auch Qualität bieten müssen zu Zeiten, wo diese noch wach sind.“