Berlin. . Erhebliche Defizite bei der Ersten Hilfe haben DRK und ADAC aufgedeckt. Demnach kann jeder dritte Autofahrer bei einem Unfall umfassend helfen. Nur die Hälfte konnte einen Verletzten in die Stabile Seitenlage bringen. Nur jeder Fünfte war in der Lage, die lebensrettende Wiederbelebung korrekt vorzunehmen.

Nur jeder dritte Autofahrer in Deutschland kann bei einem Unfall umfassend Erste Hilfe leisten. Wie eine am Dienstag in Berlin veröffentlichte Umfrage des ADAC und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ergab, trauten sich zwar fast drei Viertel (73 Prozent) generell zu, am Unfallort zu helfen. Doch nur 33 Prozent der Befragten wussten, was im Notfall tatsächlich zuerst zu tun ist.

Mit 46 Prozent wusste knapp die Hälfte der Autofahrer, wie ein Verletzter in der Seitenlage stabilisiert wird. 41 Prozent wussten, was bei Atemstillstand zu tun ist. Aber nur jeder Fünfte (20 Prozent) war in der Lage, die lebensrettende Wiederbelebung korrekt vorzunehmen.

Als eine Hauptursache nannten ADAC und DRK mangelnde Erste-Hilfe-Kenntnisse. Bei 38 Prozent der Befragten lag der letzte Erste-Hilfe-Kurs bereits mehr als zehn Jahre zurück. Über die Hälfte der Verkehrstoten auf Europas Straßen sterben aber innerhalb der ersten Minuten nach einem Unfall. Diese Zahl könnte deutlich geringer sein, wenn Autofahrer in diesen wichtigen Minuten effektiv Erste Hilfe leisten könnten, erklärten ADAC und DRK. Sie appellierten deshalb an die Autofahrer, regelmäßig ihre Kenntnisse aufzufrischen.

"Ein Kurs im Leben ist zu wenig"

"Alle fünf Jahre müssen Erste-Hilfe-Kenntnisse aufgefrischt werden", erklärte DRK-Präsident Rudolf Seiters. Ein Kurs im Leben sei "viel zu wenig". ADAC-Präsident Peter Meyer erklärte, jeder müsse sich darüber im Klaren sein, dass er im Ernstfall selbst auf erste, lebensrettende Maßnahmen von anderen Verkehrsteilnehmern angewiesen sein kann. Daher seien Erste-Hilfe-Kenntnisse "eine Selbstverständlichkeit, die nicht nur die wertvolle Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte überbrücken, sondern auch die gesundheitlichen Folgen eines Unfalls mindern können".

Im europäischen Vergleich lagen die Deutschen immerhin an der Spitze im Wissen um die Erstmaßnahmen am Unfallort. Die Portugiesen zeigten sich laut Umfrage am sichersten bei der Frage, wie der Zustand eines Verletzten kontrolliert wird. Die Tschechen waren bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung, die Kroaten bei der Seitenlage am besten.

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Insgesamt herrscht bei den Erste-Hilfe-Kenntnissen in ganz Europa aber ein ähnliche Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und Können wie in Deutschland: Zwei Drittel der europäischen Autofahrer (66 Prozent) trauten sich zwar zu, Erste Hilfe zu leisten, aber nur rund 18 Prozent wussten, was sie wirklich tun müssen.

Befragt wurden je 200 Autofahrer in 14 europäischen Ländern, darunter auch Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Italien, Österreich, der Schweiz, Serbien, Slowenien und Spanien. Das DRK veranstaltet am nächsten Samstag einen bundesweiten "Aktionstag Erste Hilfe". (afp)