Münzenberg. Starkes Schneetreiben und eine spiegelglatte Fahrbahn haben am Dienstag in Hessen für eine Unfallserie mit rund 100 beteiligten Autos gesorgt. 30 Menschen wurden verletzt, die Autobahn lange gesperrt. Die Aufräumarbeiten werden wohl noch bis in den Mittwoch dauern.

Die Wracks Dutzender Autos und Lastwagen sind ineinander verkeilt, sie sind
zusammengeschoben, etliche völlig demoliert. Geplatzte Airbags hängen aus den
Trümmern, Sanitäter hasten über diesen Schrottplatz auf der Autobahn, vorbei an
den aufgetürmten Blechgerüsten, den Stoßstangen und verdrehten Rädern.

Der Bereich mit der Unfallserie auf der A45 ist schwer zugänglich.
Der Bereich mit der Unfallserie auf der A45 ist schwer zugänglich. © dpa | Unbekannt

Das sei ein Unfall, den selbst erfahrene Feuerwehrleute nur "einmal
im Leben sehen, hoffe ich", sagt der Wetterauer Kreisbrandinspektor Otfried
Hartmann. Er gehört zu den Einsatzkräften, die am Dienstagmittag alarmiert
werden und zu der schweren Unfallserie auf der Autobahn 45 in Mittelhessen
eilen.

Retter kamen nur schwer bis zur Unfallstelle

Am Mittag schreckt die erste kurze Mitteilung der Polizei auf:
Massenkarambolage im Schneegestöber zwischen Wölfersheim und Florstadt, etwa 100
Fahrzeuge sind zusammengestoßen. Die Polizei in Friedberg sprach am Abend von 30
Verletzten. Zudem zählt sie auf der Strecke noch weitere, aber kleinere
Unfälle.

Karte zum schweren Unfall auf der A45.
Karte zum schweren Unfall auf der A45. © WNM | Unbekannt

Es sei ein schwieriger Einsatz, sagt Hartmann. Das größte Problem sei
zunächst gewesen, die Unfallstelle zu erreichen, um die Opfer zu versorgen und
sich ein erstes Bild zu machen. Die Fahrzeugtrümmer versperrten den Weg. Über
die andere Autobahnseite kommen die Retter näher heran.

Warnblinkanlage an, "dann war es auch schon rum"

Während die Helfer von Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr, die
Seelsorger und Notärzte im Schneetreiben im Einsatz sind, wärmen sich die
unverletzten Reisenden in beheizten Zelten auf. Es gibt heißen Zitronen- und
Waldfrucht-Tee. Niemand ist ums Leben gekommen - angesichts der
Trümmerlandschaft wirkt das wie ein Wunder.

Ein Mann ist auch mehrere Stunden nach dem Unfall sichtlich
geschockt: "Ich habe nur noch die Warnblinkanlage angemacht, dann war es auch
schon rum." Ein junger Vater spricht von einem "Horrorszenario". Der 30-Jährige
und seine Partnerin mussten mit dem sechs Monate alte Sohn aus dem
Beifahrerfenster ihres zerbeulten Autos klettern. Ein Lkw-Fahrer ließ sie dann
in sein beheiztes Führerhaus, wie er aufgewühlt erzählt. Nun sitzt die junge
Familie in einem Wagen der Feuerwehr. Die Helfer arbeiteten einfach super, sagen
sie.

Aufräumarbeiten wohl noch bis in den Mittwoch

Und die Einsatzkräfte haben noch einige Stunden vor sich: Die Wracks
sollen nach und nach abtransportiert werden. Kreisbrandinspektor Hartmann
schätzt, dass die Bergungsarbeiten noch bis Mittwochmittag dauern werden.
Übernachten wird niemand auf dem Trümmerfeld. (dpa)