Montréal. Ein kanadischer Kriminalfall um einen Pornodarsteller und mutmaßlichen Mörder sorgte im vergangenen Sommer weltweit für Schlagzeilen. Mit einem Eispickel soll Luka Magnotta einen Mann getötet und teils gegessen oder per Post verschickt haben. Jetzt steht er vor Gericht.

Der Pornodarsteller und mutmaßliche Mörder Luke Magnotta muss sich in einem der spektakulärsten kanadischen Kriminalfälle vor Gericht verantworten. Zum Auftakt des Vorverfahrens forderten die Anwälte des 30-Jährigen, dass die Öffentlichkeit von dem Prozess ausgeschlossen werden solle. Die Richterin kündigte eine mögliche Entscheidung für Dienstag an. Das Vorverfahren soll klären, ob genügend Beweise vorliegen, um ein Hauptverfahren einzuleiten.

Magnotta erschien kanadischen Medienberichten zufolge ganz in Weiß gekleidet vor dem Gericht in Montréal und äußerte sich zunächst nicht. Auch der Vater des Opfers war im Saal.

Verdächtiger flüchtete 2012 nach Berlin

Tagelang hatte der Fall im vergangenen Jahr die Öffentlichkeit in Atem gehalten. Der Torso des Opfers - der chinesische Student Lin Jun - wurde kurz nach der Tat Ende Mai 2012 in einem Koffer im Müll in der Nähe von Magnottas Wohnung in Montréal gefunden, erst Anfang Juli entdeckte die Polizei den Kopf in einem Park.

Der ehemalige Prostituierte und Pornodarsteller Magnotta flüchtete nach dem ihm angelasteten Mord zunächst nach Frankreich und reiste anschließend mit dem Bus weiter nach Berlin. Dort wurde er am 4. Juni in einem Internetcafé im Stadtteil Neukölln erkannt, festgenommen und zwei Wochen später nach Kanada ausgeliefert.

Paket mich Leichenteilen ging an den kanadischen Premierminister

Angeklagt ist der 30-Jährige wegen vorsätzlichen Mordes, Leichenschändung, Verbreitung obszönen Materials und Belästigung des kanadischen Premierministers Stephen Harper, an dessen Partei eines der Pakete mit den Leichenteilen adressiert war. Magnotta hatte nach seiner Festnahme auf nicht schuldig plädiert. Die Verteidigung möchte erreichen, dass für den Prozessauftakt die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird.

Sollte Magnotta für schuldig befunden werden, droht ihm lebenslange Haft. Seine Verteidiger könnten versuchen, ihn für geisteskrank erklären zu lassen, doch Experten, die den Fall in den Medien kommentierten, halten diese Strategie für wenig Erfolg versprechend. Möglicherweise handele es sich bei Magnotta um einen Psychopathen oder einen antisozialen Menschen, aber keinesfalls um einen Geisteskranken, lautete die Ferndiagnose der Psychiater.

"Er lebte in der dunklen, berauschten und sexbeladenen Welt"

"Canadian Psycho" nennen die Medien in Kanada Magnotta - auch weil das Video des Mordes mit Musik aus dem Film "American Psycho" unterlegt war.

Magnotta stellte sich über Jahre im Internet mit Fotos, Videos und Texten selbst zur Schau. Der kanadische Regisseur Pierre Bonhomme erinnert sich an ein Treffen 2007 oder 2008 in Toronto. "Gruselig" sei die Zusammenkunft gewesen, die er schnell beendet habe. "Ich ging nach ungefähr fünf Minuten, ich fühlte mich wirklich unwohl", sagte er der Zeitung "Ottawa Citizen". "Er lebte in der dunklen, berauschten und sexbeladenen Welt der Schwulen-Prostitution."

Angeklagter trat unter verschiedenen Namen in der Öffentlichkeit auf

Die Fakten über Magnottas Leben sind dünn. 2005 wurde er wegen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Manchmal gab er sich als Russe Vladimir Romanov aus, geboren wurde er als Eric Clinton Newman. Laut einer früheren Freundin begann Magnotta mit 18 Jahren als Prostituierter in einer Schwulenbar in Toronto zu arbeiten. Er sei "ein manipulativer, krankhafter Lügner" gewesen, sagt Nina Arsenault, eine transsexuelle Prostituierte kanadischen Medien. Er habe Witze darüber gemacht, Tiere und Menschen zu töten. In der Zeit vor dem Mord veröffentlichte Magnotta Videos, in denen er Kätzchen erstickte.

"Er hasste seinen Vater", sagte Arsenault weiter. Magnottas Familie selbst gibt keine Auskunft sondern betont, dass sie seit langem keinen Kontakt mehr zu ihm habe. Im Internet deutete Magnotta an, dass er misshandelt und sexuell missbraucht wurde, mit Alkohol und Drogen experimentierte und schließlich manisch-depressiv gewesen sei. (dpa / afp)