Bangkok. . Bei der Artenschutzkonferenz in Bangkok schlagen die Auftaktredner Alarm: Syndikate organisieren das Abschlachten bedrohter Arten. Haie, Elefanten und Nashörner sind in Gefahr. Besonders China steht am Pranger. Immer mehr Chinesen schmücken ihre Wohnung mit Elfenbein-Accesoires.

Über der Straße flattern thailändische Fähnchen und gelbe Wimpel des Königshauses um die Wette. Buddhistische Mönche studieren in den Läden weiße, sorgfältig ziselierte Figuren, denen sie besondere Kräfte zutrauen. Bei Ausländern reagieren die Ladenbesitzer in der „Elfenbeinallee“, wie die Straße im Städtchen Nakhon Sawan im Volksmund genannt wird, ziemlich ablehnend. „Die Polizei hat befohlen, nur an Thailänder zu verkaufen“, verrät ein Verkäufer.

Sobald ein dickes Bündel US-Dollar in der Hand des potenziellen Kunden auftaucht, wird die Ladentür abgeschlossen und das Gespräch nimmt eine andere Wendung. 80 Prozent des von 400 thailändischen Werkstätten verarbeiteten Elfenbeins stammt laut thailändischer Regierungsschätzung aus Afrika, obwohl laut Gesetz nur die Verarbeitung und der Verkauf der Stoßzähne einheimischer Elefanten erlaubt sind. Die Elfenbeinallee in Nakhon Sawan ist eines der Zentren der „Südostasiatischen Elfenbeinwaschmaschine“, wie der World Wildlife Fund (WWF) die Region nennt.

Doch ändern dürfte sich wenig. „Ich rechne nicht damit, dass Thailand den Elfenbeinhandel insgesamt verbieten wird“, sagt John Scanlon, Generalsekretär der Artenschutzkonferenz CITES. Er hat die alle vier Jahre stattfindende Vollversammlung der Organisation mit rund 2000 Delegierten aus über 150 Ländern gestern eröffnet. Und zum Elfenbein gibt es in der Tat widersprüchliche Aussagen aus der thailändischen Regierung.

Haie, Elefanten und Nashörner in Gefahr

Das Abschlachten bedrohter Tierarten habe beängstigende Ausmaße angenommen. Mit dieser Botschaft schlugen die Auftaktredner Alarm. „Das Ausmaß hat Krisenproportionen angenommen und ist mit dem globalen Rauschgift- und Waffenhandel vergleichbar“, klagte Achim Steiner, Direktor des UN-Umweltprogramms.

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Und just zum Termin machen neue Medienberichte über Massaker an Haien die Runde. Auf Bali präsentierten Fischer mit sichtlichem Stolz rund 100 Haiflossen, die den Tieren bei lebendigem Leib abgeschnitten worden sein sollen. Die Haie waren nach der Prozedur langsam und qualvoll verblutet. Bereits im Januar waren in Hongkong tausende Haifischflossen entdeckt worden, die auf Dächern in der Sonne trockneten. Die Flossen sind allesamt für den chinesischen Markt bestimmt, wo Haifischflossensuppe als Delikatesse gilt. China wehrt sich gegen Einschränkungen des Haiflossenhandels.

Ratlosigkeit herrscht im 40. Jahr des CITES-Bestehens auch angesichts des Blutbads an Elefanten und Nashörnern in Afrika. „CITES ist eine Handelsorganisation“, kritisiert in Bangkok Tim Redford von der Umweltschutzorganisation „Freeland“ die Konferenz, „im Mittelpunkt des Interesses steht nicht die Bewahrung der Natur und der Artenvielfalt“.

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Doch die Zeit drängt. In Afrika veranstalten seit fünf Jahren schwer bewaffnete, gut organisierte, von internationalen Mafiasyndikaten gesteuerte Banden wahre Massaker an Elefanten und Nashörnern. Im Jahr 2011 wurden alleine in Thailand über 24 Tonnen geschmuggeltes Elfenbein beschlagnahmt. In den beiden ersten Monaten diesen Jahres wurden knapp sieben Tonnen für Asiens Kundschaft bestimmtes Elfenbein von gewilderten afrikanischen Elefanten in Hongkong, Singapur und Kenias Hafenstadt Mombasa beschlagnahmt. Der Preis pro Kilo unverarbeitetes afrikanisches Elfenbein: 1500 US-Dollar. Hauptkunden: die Chinesen.

Über den besten Weg zum Schutz gibt es auch nach jahrzehntelanger Debatte noch keine Einigung. Tierschützer verlangen ein völliges Verbot des Elfenbeinhandels, wie es bereits für Nashörner in Kraft ist. Eine andere Denkschule hingegen behauptet, die Legalisierung würde das Wildereiproblem beenden.