Palma de Mallorca. .
„Dieb, Dieb“, rufen einige hundert Demonstranten, als Inaki Urdangarin den kurzen Weg vom Auto zum Gericht in Palma geht. Dem königlichen Schwiegersohn wird Betrug vorgeworfen. „Gib uns unser Geld zurück“, schreit die Menge. An Hauswänden kleben Plakate mit der Forderung: „Schluss mit der Korruption!“ Von Balkonen baumeln Paprikawürste, die „chorizo“ heißen, was auf Spanisch auch „Gauner“ bedeutet. Urdangarin, Ehemann von Prinzessin Cristina, tut so, als höre er nichts.
Im Gericht erwartet ihn Untersuchungsrichter Jose Castro, der seit knapp zwei Jahren gegen Urdangarin ermittelt. Bereits vor einem Jahr war der frühere Promi-Handballspieler schon einmal vorgeladen worden – als Beschuldigter. Damals hatte er alle Vorwürfe bestritten.
Urdangarin soll jahrelang als „Berater“ für die Organisation von Sportevents hohe Summen öffentlicher Gelder kassiert haben, meist ohne wesentliche Gegenleistungen zu bringen. Seine dubiosen Geschäfte soll er über eine gemeinnützige Stiftung und unter missbräuchlicher Nutzung seiner königlichen Beziehungen abgewickelt haben. Bisherigen Schätzungen zufolge sollen Urdangarin und ein Sozius mehr als acht Millionen Euro ergaunert und am Fiskus vorbei geschleust haben.
Im Verhörzimmer hinter Richter Castro hängt wie in den meisten Justizsälen Spaniens ein Porträt von König Juan Carlos. Doch auch auf ihn fallen Schatten, nachdem Urdangarins Geschäftspartner Diego Torres ausgesagt hatte, dass Juan Carlos von dubiosen Geschäften gewusst, mit Kontakten geholfen und sogar Entscheidungen abgesegnet habe. Genauso wie Prinzessin Cristina, Teilhaberin im Firmengeflecht, in alles eingeweiht gewesen sei.
Nun bemüht sich Urdangarin vor dem Richter um die Ehrenrettung der Königsfamilie: In einer Erklärung, die er im Gerichtssaal verliest, dementiert er jegliche Verwicklung des Königshauses in seine Geschäfte. Vielmehr habe der König ihm früh empfohlen, sich aus den „nicht angemessenen“ Tätigkeiten zurückzuziehen -- was er auch getan habe.
Juan Carlos hat ebenfalls Schutzwälle aufgebaut und Urdangarin von offiziellen Anlässen ausgeschlossen. Der Schwiegersohn selbst wird den Kopf wohl nicht aus der Schlinge ziehen können. Vieles spricht dafür, dass Untersuchungsrichter Castro demnächst formell Anklage gegen ihn erheben wird.
Die Stadtverwaltung von Palma hat derweil bereits Urdangarin und Prinzessin Cristina, die „Herzöge von Palma de Mallorca“, abgestraft: Eine zentrale Prachtallee in der City, welche bisher „Rambla de los Duques de Palma de Mallorca“ hieß, wurde umgetauft in „La Rambla“.