Berlin. . Die 51-Jährige ist bei der Berlinale gleich in zwei internationalen Wettbewerbsfilmen zu sehen: Als Portugiesin in „Nachtzug nach Lissabon“ (Kinostart: 7. März) und in der französischen Roman-Verfilmung „Die Nonne“.

Was findet sie bloß an diesem knochigen Lateinlehrer im ausgebeulten Jackett? Die Antwort ist einfach: Der Mann bringt Bewegung in ihr Leben. Und sie auch welche in seins. Martina Gedeck spielt die schöne Portugiesin Mariana in der Bestseller-Verfilmung „Nachtzug nach Lissabon“ – und wickelt Filmpartner Jeremy Irons im Nu um den Finger.

So schön durfte sie schon lange nicht mehr sein: Martina Gedeck, die Fachfrau für die starken, aber verschlossenen Frauentypen. Im Herbst war sie in der Romanverfilmung „Die Wand“ mit kurz geschnittenen Haaren und verstörter Seele zu sehen – eine einsame Frau, die eingeschlossen in den Bergen ums Überleben kämpft. Sie kann das gut: Frauen spielen, denen man erst auf den zweiten Blick ansieht, welche Stürme in ihnen toben. Wo andere wild herumfuchteln, reicht bei ihr ein Zucken des Mundwinkels. Minimaler geht’s kaum. Aber es wirkt.

Auch interessant

Die 51-Jährige ist bei der diesjährigen Berlinale gleich in zwei internationalen Wettbewerbsfilmen zu sehen: Als Portugiesin in „Nachtzug nach Lissabon“ (Kinostart: 7. März) und in der französischen Roman-Verfilmung „Die Nonne“ an der Seite von Isabelle Huppert. Dort spielt sie die Mutter der 16-jährigen Suzanne, die 1763 gegen ihren Willen von den Eltern ins Kloster gesteckt wird. Kein Akt der Grausamkeit, sondern ein Versuch der Mutter, das uneheliche Kind versorgt zu wissen.

Zurückhaltendes Spiel

Eine Paraderolle für die mehrfach preisgekrönte Schauspielerin: „Sie hat eine starre Fassade“, sagt Gedeck, „doch unterschwellig große, starke Gefühle“. Der Abschied von ihrer Tochter ist wie eine Selbstgeißelung: „Sie hat ihre große Liebe nicht gelebt. Und die Frucht dieser Liebe, dieses Mädchen, muss sie sich aus dem Körper reißen. Sie tötet etwas, das ihr kostbar ist.“ Die Fassade aber bleibt stabil: „Der Regisseur wollte, dass wir ganz zurückhaltend spielen, nur mit den Augen, mit minimalen Gesten.“ Das muss man der Gedeck nicht zweimal sagen.

Auch interessant

Von Das Interview führte Jürgen Overkott.

In „Nachtzug nach Lissabon“ dagegen darf sie endlich mal wieder Gas geben. Das Duett mit Irons? „Das war großartig!“, sagt Martina Gedeck beim Interview am Rande der Berlinale. „Mein Wesen entspricht ja eher jemandem wie Mariana.“ Aufmunternd, leicht, dem Leben zugewandt. Regisseur Bille August „wollte, dass es perlt“. Und es perlt wunderbar: Die braunen Augen in Gedecks überraschend sommersprossigem Gesicht heften sich wach und warm auf den seltsamen Lateinlehrer aus der Schweiz. Der Blick zeigt: Diese Frau will entdecken und entdeckt werden. Und sie weiß: Einen Mann mit klassischer Bildung verführt man am besten klassisch. Raimund Gregorius (Jeremy Irons), der zu Beginn von Pascal Merciers Geschichte ein Büchlein findet und sich auf die Suche nach dem Autor macht, schmilzt dahin.

Großes Selbstbewusstsein

Und nicht nur er. „Es ist erstaunlich, wie beliebt ich im Ausland bin.“ Gedeck, die gebürtige Bayerin, die vor zwölf Jahren die Köchin „Bella Martha“ war, dreht inzwischen öfter mit internationalen Kollegen als in Deutschland. Im Kinofilm „Hinter der Tür“ mit Helen Mirren war sie eine Ungarin, jetzt ist sie eine Portugiesin. „Ich bin nicht der klassische deutsche Typ.“

Wer die Gedeck bucht, sucht diese spezielle Mischung aus feminin und spröde, zupackend und geheimnisvoll. „Das ist weniger deutsch – das bin halt ich.“

Es gibt Frauen mit geringerem Selbstbewusstsein. Für die Wahl-Berlinerin läuft es aber auch gerade sehr gut: Nach dem doppelten Berlinale-Auftakt kommt mit „Bastard“ bereits im April der nächste Gedeck-Film in die Kinos. Im Mai soll der österreichische TV-Film „Die Auslöschung“ mit Klaus Maria Brandauer im deutschen Fernsehen laufen, im Herbst folgt wieder eine Literaturverfilmung: Gedecks Lebensgefährte, der Regisseur Markus Imboden, hat den Schweizer Erfolgsroman „Am Hang“ fürs Kino entdeckt.

Ob sie mal Angst gehabt hat, jenseits der vierzig keine Rollen mehr zu bekommen, als älter werdende Schauspielerin an Wert zu verlieren? „Nie.“