Washington. .
Er wollte dem Vater helfen, das Auto aus dem Schnee zu schaufeln. Zum Aufwärmen stieg der 14-Jährige am Samstagabend im Bostoner Stadtteil Roxbury in den Wagen. „Der Motor lief“, schreibt der Boston Globe, „das Auspuff-Rohr steckte im Schnee. Der Rest ist tragisch.“ Trotz sofortiger Wiederbelebungsversuche starb der Teenager im Krankenhaus an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung. Einer von zehn Toten, die der Blizzard „Nemo“ am Wochenende im Nordosten der USA gefordert hat.
Die Bilanz: Schneemengen von bis zu einem Meter in 24 Stunden, eisiger Sturm, bis zu 130 Stundenkilometer schnell, 6500 ausgefallene Flüge zwischen Portland und New York, Stillstand des Zug- und Busverkehrs. Wie immer bei extremen Wetter-Phänomenen in den USA war die Energieversorgung auch diesmal streckenweise sofort unterbrochen. 400 000 Betroffene meldeten die Behörden bis Sonntagabend aus Massachusetts, Rhode Island und Connecticut. Die überirdischen Stromleitungen konnten den Schneemassen nicht standhalten.
Zum zweiten Mal binnen weniger Wochen waren Anlieger in Küstenregionen gebeutelt, wo zuletzt Hurrikan „Sandy“ gewütet hatte. New York kam diesmal glimpflich davon. Im Central Park freuten sich die Kinder über 30 Zentimeter Neuschnee.
Konträr zur auf Mega-Katastrophen ausgelegten Berichterstattung großer Sender wie CNN gaben die Meteorologen schon Samstagabend teilweise Entwarnung. „Es war heftig, aber nicht so dramatisch wie befürchtet“, sagte Wetterfrosch Jim Cantore. Ein Grund: Seit Donnerstag hatten die Medien rund um die Uhr auf „Nemo“ eingestimmt. In einzelnen Städten, wie etwa in Boston, wurden sogar mit 1000 Dollar bewährte Fahrverbote verhängt.
Der Blizzard „Nemo“ ist inzwischen ins Inland gezogen. Ab heute muss auf der Strecke zwischen Minnesota und Kansas mit Eis und Schnee gerechnet werden.