Man muss ja nicht bei jedem skandinavischen Krimi vor Bewunderung auf die Knie fallen. Aber die neue Staffel von „Kommissarin Lund - Das Verbrechen“ (ZDF, 22 Uhr) ist der nächste Beleg für die enorme Qualitätsdichte bei unseren Nachbarn im Norden. Und, Verzeihung, es fällt umso mehr auf, wenn man noch Augenblicke zuvor irgendeinen vergleichsweise läppischen „Tatort“ durchgestanden hat.

Der neue Fall der ebenso vergrübelten wie unscheinbaren Kommissarin (Sofie Grabøl), aufgesplittet in fünf Teile, ist denn auch wieder weit mehr als nur ein raffiniert konstruierter Krimi. Er ist ein düsterer Spiegel der zerfallenden dänischen Gesellschaft.

Lund, ausgelaugt, aber von ihren Aufstiegswünschen bei der Polizei angetrieben, muss mit einem jungen Kollegen den Tod eines Seemanns aufklären, hinter dem mehr steckt als ein plumper Mord. Der Sohn eines Firmenbosses, dessen Unternehmen nach Asien abwandern will, wird entführt. Zehn Tage vor der Wahl fürchtet der Premier ein politisches Desaster. Und die Polizistin, zart und hart zugleich, sieht sich obendrein mit den Ansprüchen ihres eigenen Sohns konfrontiert, für den sie nie Zeit hatte.

Das klingt nach einem unbesteigbaren Problemberg. Doch Søren Svelstrup (Buch) und Mikkel Serup (Regie) formen aus der Gemengelage einen spannenden und tiefgründigen Krimi, der die Widersprüche des Lebens nicht zu versöhnlichen Ergebnissen führt, sondern sie gnadenlos durchspielt. Ein Drama, bei dem man ungern eine Woche bis zum zweiten Teil wartet.