Düsseldorf. . Neues für die Füße: Fischleder als Alternative zu Reptilien, Hightech mit Löchern in der Sohle. Aber auch das gute, alte Handwerk ist gefragt. Dort wird heute übrigens weniger genäht und viel mehr geklebt. Ein Blick auf die Renner, die die Schuhindustrie entwickelt hat.

Wie läuft’s denn so? Schuhe – ein schwieriges Thema. Strenge Beobachter sprechen von einem „Ende mit Schrecken“, wenn sie sich die ausgelatschten Treter an manch einem Fuß so ansehen. Hauptsache bequem gilt für die einen, Hauptsache schön für die anderen. Dabei geht auch beides zusammen. Welche neuen Renner hat die Schuhindustrie entwickelt?

So lief das bei Ötzi

Zuerst ein Rückblick: Woran Ötzi gestorben ist, ist unklar. Am Schuhwerk dürfte es aber nicht gelegen haben, dass der Mumienmann vor etwa 5300 Jahren das Zeitliche gesegnet hat. Die feinen Herren der Jungsteinzeit haben bereits Wert auf Qualität und Optik ihrer Schuhe gelegt: Sohlen aus Bärenleder, Netze aus Lindenbast, in die Heu gesteckt wurde, Lederriemen, mit denen das Oberleder aus Hirschfell an den Sohlen befestigt war. Dazu eine Felleinlage, damit die Füße nicht frieren. Genial, dieses „Made in Ötziland“.

Was Qualität ausmacht

Heute wird ein Top-Schuh aus Leder aus bis zu 250 Teilen hergestellt. Das kostet. Wenn das Paar von oben bis unten handgemacht und maßgeschneidert ist, kann man bis zu 3000 Euro an den Füße mit sich herumtragen – bei richtiger Pflege dafür fast ein Leben lang. Vor allem dann, wenn es sich um einen Klassiker handelt, der nie aus der Mode kommt, etwa Budapester für ihn oder rote Pumps für sie. Doch es geht auch günstiger.

Schuhe und Mode aus Leder

Schuh- und andere Mode aus Leder präsentierte die spanische Designerin Susana Deleito im kolumbianischen Bogota. Offenbar sollte möglichst wenig von den Sandalen ablenken.
Schuh- und andere Mode aus Leder präsentierte die spanische Designerin Susana Deleito im kolumbianischen Bogota. Offenbar sollte möglichst wenig von den Sandalen ablenken. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Gabi Arenas.
Ein Entwurf von Designerin Gabi Arenas. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Susana Deleito.
Ein Entwurf von Designerin Susana Deleito. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Susana Deleito.
Ein Entwurf von Designerin Susana Deleito. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Gabi Arenas.
Ein Entwurf von Designerin Gabi Arenas. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Susana Deleito.
Ein Entwurf von Designerin Susana Deleito. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Gabi Arenas.
Ein Entwurf von Designerin Gabi Arenas. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe.
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe.
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe.
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe.
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe.
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe.
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe. © REUTERS
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe.
Ein Entwurf von Designerin Deisy Santafe. © REUTERS
1/14

Sparpotenzial ergibt sich auf der Produktionsstrecke eines Schuhs etwa, indem die Zahl der Arbeitsgänge gesenkt wird. Lederteile können ausgestanzt, der Abfall minimiert und Unebenheiten im Naturprodukt ignoriert werden, darunter leidet natürlich die Qualität.

Kleben oder nähen? Auch das ist eine Frage des Preises. „In der Regel ist heute mehr als 50 Prozent am Schuh geklebt. Was man als Naht erkennt, sind meistens nur Ziernähte“, sagt Eva Gebhard, Kuratorin der Ausstellung „Schuhtick“ in Bonn.

Hightech für die Füße

Synthetische Materialien legen deutlich zu. Denn: Sie sind preisgünstiger als Leder, sehen aber aus wie frisch gegerbt. Da muss man sich schon der Dame oder dem Herrn zu Füßen legen, um als Laie zu erkennen, dass es sich um eine Leder-Kopie handelt. Jeder zweite Schuh in Deutschland stammt übrigens aus China. Italien, das Land der feinen Mode, liefert nur vier Prozent der Schuhe hierzulande.

Auch funktionelle Hightech-Materialien erleben Hochkonjunktur. „Hier ist die Branche sehr innovativ“, sagt die Düsseldorferin Claudia Schulz, Sprecherin des Bundesverbands der Schuhindustrie. Es werden hochwertige Nylons mit Tex-Membranen verarbeitet, Alleskönner, damit es der Fuß gut hat. Eine Tex-Membran verfügt über mikroskopisch kleine Poren, durch die kein Regenwasser nach innen dringen kann. In die andere Richtung findet dagegen sehr wohl ein Austausch statt: Der feine Wasserdampf von innen kann nach außen entweichen (Stichwort Miefmauken).

Ganz neu ist das Gore-Tex-Surround-System (Foto), das Öffnungen unten, in der Sohle, zulässt und trotzdem die Füße rundum trocken halten soll. Marken wie Clarks, Ara, Högl oder Legero haben diese Technologie für einige ihrer Damen-, Herren- und Kinder-Schuhe übernommen. Besonders bei warmem Wetter soll dieses System überzeugen, weil es den Fuß nach allen Seiten hin frei atmen lässt.

Leder – der Klassiker

Branchenkenner wie Claudia Schulz beobachten einen Trend zu weichem, geschmeidigem Nubukleder: „Auch Brush- und Lackleder sind im Kommen.“ Nicht nur unter Tierschützern umstritten ist heute das Leder exotischer Reptilien. „Zu Python und Krokodil gibt es Alternativen“, sagt Kuratorin Eva Gebhard. Und die finden sich im Wasser. „Die Haut von Perlrochen, Lachs oder Dorsch bietet eine interessante Oberfläche und eine schöne Struktur.“ Häufig werde für die Schuhproduktion Material eingesetzt, das die Nahrungsmittelindustrie übrig lässt. Man könnte sagen: Die Rinderleber landet auf dem Teller, das Rinderleder am Fuß.

Zeigt her Eure Schuhe ...

Weiß mit roten Streifen trägt ...
Weiß mit roten Streifen trägt ... © WAZ FotoPool
Die Schuhe des Ausrüsters an den Füßen von ...
Die Schuhe des Ausrüsters an den Füßen von ... © WAZ FotoPool
Dieses Modell wird bespielt von ...
Dieses Modell wird bespielt von ... © WAZ FotoPool
Dezente Farben bei ...
Dezente Farben bei ... © WAZ FotoPool
Im Neon-Look spielt ...
Im Neon-Look spielt ... © WAZ FotoPool
Die Flagge verrät: diese Schuhe gehören ...
Die Flagge verrät: diese Schuhe gehören ... © WAZ FotoPool
Mit diesen Schuhen spielt ...
Mit diesen Schuhen spielt ... © WAZ FotoPool
(Fast) ganz in Weiß spielt ...
(Fast) ganz in Weiß spielt ... © WAZ FotoPool
Schwarz-gelb:
Schwarz-gelb: © WAZ FotoPool
Giftgrün trägt ...
Giftgrün trägt ... © WAZ FotoPool
Bunte Schnürsenkel an den Schlappen von ...
Bunte Schnürsenkel an den Schlappen von ... © WAZ FotoPool
Und im Feuerwehrlook spielt:
Und im Feuerwehrlook spielt: © WAZ FotoPool
1/12

Ein Porsche für 280 Euro

Schuhe und Autos – eine rasante Verbindung. Ferrari bietet eine eigene Schuhkollektion an, BMW hat gemeinsame Sache mit Puma gemacht (Foto) – und auch Porsche hat sich den Herrenschuh vorgeknöpft. Die Sohlen sind auf sportliches Autofahren ausgerichtet, es gibt unterschiedliche Profile für Gas- und Kupplungsfuß. Dazu feines Glatt- oder Velourleder, hergestellt von der „Müller & Meirer“-Lederwaren-
fabrik in Kirn an der Nahe (Preis: 280 bis 400 Euro). Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking weiß exquisites Schuhwerk ebenfalls zu schätzen. Er ist an der Schuhmanufaktur Dinkelacker in Bietigheim-Bissingen beteiligt.

Habe ich Luxusfüße?

Es gibt preisgünstige und teure Füße. Wer von sich behaupten kann „Bei mir sitzt jeder Schuh“ hat Glück, er spart Geld. Weichen die Füße von den Mittelmaßen der Industrieleisten ab, passen weniger Schuhe. Dann helfen eine gute Beratung und eine große Auswahl. Hatte Ötzi eigentlich Problemfüße?

Die Erlebnisausstellung „Schuhtick“ mit Catwalk bis 10. März im LVR-Landesmuseum in Bonn, Colmantstr. 14-16; www.landesmuseum-bonn.lvr.de, Eintritt 8 Euro, erm. 6 Euro. Zum Abschluss werden am 10. März um 16.30 Uhr Schuhe versteigert.