Vest. An der Wieschhofschule stand auf den Stundenplänen der 1c und der 3c am Mittwochmorgen das Tier im Allgemeinen und sein Schutz im Besonderen im Mittelpunkt. Die Tierschutzlehrerinnen Annette Nomann und Bettina Lorenz vermittelten das Thema auf kindgerechte Weise.

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Olfen. Auf diesem blöden Gitter zu stehen, findet Laura (9) ziemlich dof. „Das tut weh!” Die kesse Göre und ihre 22 Mitschüler sind sich einig: Das ist Tierquälerei, wenn Hühner ein Leben lang bei Kunstlicht in engen Käfigen leben und dort „plopp” die Eier auf's Gitter legen. Anstatt in ein selbst gesuchtes, kuscheliges Nest. In der Klasse 3 c hält Tierschutzlehrerin Annette Nomann von der Organisation „Vier Pfoten” heute den Unterricht in der fünften Stunde ab. Sie hat gerade das zweite Kapitel von „Hannelore, das Huhn” vorgelesen. Die Kinder sind empört, was Bauer Theodor da angerichtet hat. Immer mehr Hühner hat er gekauft, eine Halle gebaut, Hannelore und ihre Leidensgenossinnen in Käfige gepfercht – bis die Hühner krank werden, sich die Federn ausrupfen.

Im NRW-weit ersten Tierschutzunterricht der 1988 in Österreich gegründeten und seit elf Jahren auch in Deutschland ansässigen Tierschutzorganisation wollen Annette Nohmann und ihre Kollegin Bettina Lorenz den Grundstein für sensiblen Umgang mit Tieren legen. Denn, so Nomann: „Tierschutz fängt bei Kindern an.” Mit der Geschichte vom Huhn Hannelore erreicht Nomann das Ziel bestimmt. Die Kinder sind betroffen, schauen sich die Bilder von Hennen in engen Käfigen an. Für Hannelore und ihre Käfignachbarinnen gibt's ein Happy-End: Bauer Theodor erkennt seinen Fehler und rudert zurück. „Bio-Eier heißen Hannelores Eier jetzt vornehm”, beschließt die Tierschutzleherein die Geschichte. Um gleich die Nachhaltigkeit einzufordern: „Was können wir tun, damit es den Hühnern gut geht?”

Handpuppen kommen zu Wort

Jan (9) kommt vom Bauernhof und bringt die Null als erste Ziffer im Eier-Stempfel ins Spiel. Nomann bestätigt: „Diese Eier kommen von Freiland-Biohühnern.” Logo, dass die Drei das Ei aus einer Legebatterie entlarvt. Die Tierschützerin ermuntert die Kinder, Eltern und Freunde zu informieren. So könne man erreichen, dass es Hühnern besser geht.

90 Millionen Haustiere leben in Deutschland, erfahren die 24 SchülerInnen von Bettina Lorenz. 35 Tiere – Hunde, Kanninchen und Katzen führen die Hitliste an – gibts bei den Kindern der 1 c daheim. Lorenz ist Vollprofi. Auch im Umgang mit Kindern. Einfühlen, geduldig „kitzelt” sie die Anworten aus den Kleinen heraus. Was man tun muss, damit's Tieren gut geht, wie man ihre Gefühle erkennt. Sie lässt die flauschigen Handpuppen Bobby, den Plüschhund, und Kanibit, das Kaninchen, zu Wort kommen. Die Geschichte des Kaninchens, das gefangen und als Single zum Haustier im Käfig wird, rührt die Kinder an. Sie werden ihre eigenen Tiere jetzt aufmerksamer beobachten. Ganz sicher.

Wiederholung geplant

Über private Kontakte ist die Wahl für die nordrhein-westfälische Tierschutz-Unterrichtspremiere auf die Wieschhofschule gefallen. Das Projekt wird seit acht Jahren in Hamburg erfolgreich praktiziert. Die Hansestadt ist auch Sitz der „Vier Pfoten”-Zentrale. Annette Nomann aus Recklinghausen, gelernte Geografin und Tierschützerin, hat sich den „Vier Pfoten” angeschlossen.

Ihre und die NRW-Auftaktunterrichtsstunde der eigens aus Bayern angereisten Bettina Lorenz hat auch das ZDF auf den Plan gerufen. Zumindest in der Olfener Grundschule wird bereits darüber nachgedacht, Tierschutz einmal im Jahr auf den Stundenplan zu setzen.

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