Sölden.. „We Love Lloret“ hieß die Reality-Show, in der acht junge Leute aus dem Ruhrgebiet leicht bekleidet und dauerbetrunken durch den spanischen Badeort delirierten. Jetzt legt ProSieben mit „We Love Sölden“ nach. Die Nachfrage nach derartigen Formaten nimmt offenbar kein Ende.
Gut, sie wissen jetzt nicht so genau wo das liegt, dieses Tirol. Aber wenigstens wissen sie, was sie dort machen wollen. „Saufen und feiern.“ So wie sie es vergangenen Sommer schon in Spanien gemacht haben.
„We Love Lloret“ hieß die Reality-Show, in der acht junge Leute aus dem Ruhrgebiet leicht bekleidet, dauerbetrunken und stets von mindestens einer Kamera begleitet, durch den spanischen Badeort delirierten. Am Ende beschwerte sich sogar der Bürgermeister, sprach von Exzessen und falscher Darstellung. Und deutsche Politiker wurden nicht müde, aus Anlass der Sendung vor den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums zu warnen. Manche, wie etwa die jugendpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Dorothee Bär (CSU), hatten aber auch die Hoffnung, „dass die Nachfrage nach solchen Formaten schnell wieder nachlässt“. Tut sie offenbar nicht. Ab heute heißt es „We Love Sölden (ProSieben, 22.15 Uhr) .“ Ein Städteporträt ist auch dieses Mal nicht zu erwarten. Wahrscheinlich gab es aus Ischgl, wo der Sender zunächst angefragt hatte, deshalb auch eine Absage.
Junge Leute bei "We Love Sölden" - zu allem bereit aber zu nichts zu gebrauchen
Man kann sich nun aufregen über Menschen mit dem Hang zur Selbstentblößung. Den Kopf schütteln über Männer und Frauen, deren Sätze oft mit „ey“ beginnen und mit „Alter“ enden. Manchmal auch umgekehrt. Junge Leute, die zu allem bereit, aber zu nichts zu gebrauchen sind. Aber das ändert nichts daran: Sendungen wie „Sölden“ werden immer erfolgreicher.
Begonnen hat alles bei RTL2. Mit einer Sendung, die „Berlin Tag & Nacht“ heißt. Proll-Soap nennen sie Kritiker, „Scripted Reality“ ist es für die Macher. Soll heißen: Es gibt nur ein rudimentäres Drehbuch, das grob zeigt, wohin die Richtung der Sendung gehen soll. Alles andere würde viele Darsteller wahrscheinlich auch überfordern. Schließlich sind sie in der Regel keine Schauspieler, sondern spielen nur sich selbst.
Billig zu produzieren ist das, bringt aber Quote. Besonders bei den 14- bis 29-Jährigen ist das schlecht gespielte tägliche Geschehen rund um eine Berliner Wohngemeinschaft sehr angesagt. Zeitweise liegen die Marktanteile bei rund 30 Prozent. Seit kurzem gibt es deshalb den Ableger „Köln 50667“ – ähnlich banal, fast so beliebt.
Millionen Fans im Internet
Und das nicht nur im TV, sondern vor allem im Internet. So mögen beispielsweise rund 2,5 Millionen Nutzer das Format bei Facebook. Mehr als zehn Prozent davon unterhalten sich täglich auf der Seite miteinander oder mit den Charakteren der Sendung. Denn die bleiben 24 Stunden am Tag in ihrer Rolle, posten Fotos und Videos oder tagebuch-ähnliche Einträge. Was den Menschen im Netz das Gefühl gibt, auch außerhalb der Sendezeit am Geschehen in der WG teilnehmen zu können. So erfolgreich hat noch keine Sendung im deutschen Fernsehen gezeigt, wie man soziale Netzwerke nutzt, um die die eigene Marke zu stärken.
Das spricht sich natürlich herum in der Branche. So setzt auch ProSieben bei „We Love Sölden“ auf das Internet. Und noch bevor die erste Sendung gelaufen ist, gibt es bereits über 20 000 Fans – Tendenz steigend. Vor kurzem haben die selbst ernannten Partymacher aus dem Revier übrigens ihre erste Single aufgenommen. Zu hämmernden Discobeats singen sie „Boom Beat & Bass“. Schlicht, aber offenbar zielgruppengerecht, wie erste Kommentare im Netz belegen: „Wenn de besoffen bist“, hat da einer festgestellt, „ist der Song perfekt.“ Alter, ey.