Essen. . Darf Bello mit unter die Decke? Darf er bei Tisch gelegentlich ein Häppchen Menschenfutter abbekommen? Und braucht er täglich Streicheleinheiten? Die zehn größten Streitfragen rund um den Hund. Die Journalistin und Hundefreundin Dana Horáková löst die kniffligen Fragen auf.
Der Hund, das Multitalent. Er ist Stimmungskanone, Muntermacher und treuer Weggefährte. Doch um ihn drehen sich auch ewige Streitfragen. Dana Horáková hat als Journalistin und Politikerin ein Leben in Eile geführt. Sie hetzte von Termin zu Termin, bis Dany kam. Ein Zwergschnauzer, der ihr beigebracht hat, zu reflektieren. Ihre Empfehlungen für Herrchen und Frauchen.
Darf der Hund mit ins Bett?
Ja, warum denn nicht? Es sei denn, Sie sind ein Hygiene-Freak. Die Autorin mit dem Hang zum Hund sagt: „Ich finde es schön, wenn er sich – natürlich gebadet – an mich schmiegt und schnarcht. Dieses Vertrauen zwischen einem Zwei- und einem Vierbeiner findet man wohl nirgendwo sonst in der Natur.“ Dana Horáková empfiehlt aber, mit diesem Empfinden nicht hausieren zu gehen: „Wenn andere die Vorstellung eklig finden, muss man es nicht zugeben.“
Darf der Hund ein Leckerli vom Mittagstisch bekommen?
Hundeschwimmen
Es ist verlockend. . . Ist es nicht so, dass Hundeaugen ganz besonders herzerweichend blicken, sobald das Menschenessen angerichtet ist? Doch Herrchen und Frauchen sollten widerstehen, denn: Gewöhnt sich der Hund an das Leckerchen vom Tisch, könnte es beim nächsten Restaurant-Besuch zu peinlichen Situationen kommen. Warum sollte er dort etwas nicht dürfen, was zu Hause erlaubt ist? Er wird betteln. Die Folge: Kläff-Alarm!
Kann mein Liebling ein paar Stunden allein bleiben?
Bei aller Liebe zum Tier darf eines nicht vergessen werden: Herrchen und Frauchen sind Menschen, keine Leibeigene. Dana Horáková erinnert sich an eine Erfahrung, die sie einst gemacht hat: „Als mein Hund zwölf Wochen alt war, habe ich mir Wagners Götterdämmerung gegönnt – sechs Opernstunden. Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen, doch diese Reifeprüfung war wichtig: Abnabelung tut weh, aber auch gut.“
Sie hatte damals begonnen, sich von der Wirklichkeit zu verabschieden, ihr Sprachschatz habe nur noch aus „Nein“, „Fein“ und „Pfui“ bestanden – Zeit, unter Leute zu gehen. Einen Schaden habe ihr Hund nicht davon getragen (und sie selbst auch nicht).
Wer streichelt, sagt „Ich liebe dich“
Braucht der Hund tägliche Streicheleinheiten?
Ja. JA!!! Er braucht sie nicht nur, sie sind für ihn lebenswichtig. Die Daseinsberechtigung eines Hundes bestehe darin, zu lieben – und geliebt zu werden. Wer streichelt, sagt „Ich liebe dich“.
Die Buch-Autorin geht so weit, zu sagen: „Wir können von unseren Hunden lernen, dass man seine Lieben grundsätzlich nie genug streicheln kann und auch selbst nie genug gestreichelt werden kann.“
Darf er Menschen anspringen?
Nein. Würde er es umgekehrt schön finden, wenn der Mensch ihn anspringt? Wohl kaum. Hundefreundin Horáková behauptet zwar, ihr Zwergschnauzer Dany mache nur einen Satz auf Menschen, die sich genau diese Begrüßung von ihm wünschen, doch auch sie muss zugeben, „dass Dany sich in einem von zehn Fällen irrt“.
Ist es übertrieben, ihm etwas zum Geburtstag zu schenken?
Kommt drauf an. Der x-te Knochen oder das hundertste Gummitier sind vollkommen überflüssig. Hunde haben keinen Bezug zum Besitz und kläffen deshalb auf Eigentum oder Materielles. Doch ein Geschenk gibt es, das einfach perfekt ist und nichts kostet: gemeinsame Zeit (übrigens auch ein prima Geschenk für Paare, Eltern, Großeltern und andere liebe Menschen, es muss also kein Hund im Spiel sein).
Dany ist zu seinem letzten Geburtstag auf den längsten Spaziergang seines Lebens geschickt worden, da haben die kurzen Schnauzerbeinchen viel leisten müssen.
Haben es Hunde bei Frauchen besser als bei Herrchen?
Besser ist relativ. Zumindest gehen Frauen aber häufig anders mit ihren Hunden um als Männer. Die Autorin meint es wohl eher plakativ, wenn sie sagt: „Männer züchten kleine Soldaten, Frauen empfinden Hunde eher wie Kumpel auf Augenhöhe, die geduldig zuhören, ohne gelangweilt zu wirken, die weder meckern noch strampeln, wenn man mal wieder kuscheln möchte und ein bisschen lebendige Wärme braucht.“
Warum man seinen Hund nicht auslachen sollte
Darf ich meinen Hund bestrafen?
Ein Hund kann bockig sein. Beispielsweise wenn er sich bei Regen weigert, das Haus zu verlassen und wie ein Fels in der Brandung im Türrahmen verharrt. Was dann?
Auch wenn ein Klaps nicht zwangsläufig schaden müsse, würde sie es als Frauchen nicht übers Herz bringen, ihren Hund zu schlagen, sagt Horáková. Sie bestrafe ihn lieber, indem sie ihn ignoriert. Offenbar mit Erfolg: Kaum sei er für sie Luft, zeige der Hund Reue, starre sie flehend an, kratze mit der Pfote an ihrem Knie und lege seinen Kopf auf ihre Füße. Nach rund zehn Minuten erfolge die Versöhnung – länger halte sie das strenge Spiel nicht aus. Und alle Beteiligten sind wieder happy.
Muss ich es ihm übel nehmen, wenn er im Wohnzimmer einen Haufen macht oder eine Pfütze hinterlässt?
Surfende Hunde in Kalifornien
Auf keinen Fall. Wenn der Hund sonst stubenrein ist, dürfte der Ausrutscher ein Hinweis darauf sein, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Entweder mit seiner Seele oder mit seinem Körper, er könnte krank sein.
Ha ha ha – ist es okay, über den Hund zu lachen?
Lachen ja, auslachen nein. Viele erfahrene Hundehalter stellen fest, dass ihre Tiere feine Unterschiede im Verhalten des Menschen spüren. Und wer mag schon gerne ausgelacht werden?
Zur Person: Dana Horáková (Jahrgang 1947) hat in Prag und New York studiert und promoviert. Als Journalistin hat sie unter anderem bei Bild und Bunte gearbeitet und war stellvertretende Chefredakteurin der Welt am Sonntag. Zudem hat sie sich polititsch engagiert, von 2002 bis 2004 war Horáková Kultursenatorin in Hamburg. Heute lebt sie als freie Autorin in Norddeutschland. Ihr aktuelles Buch heißt „Wie erkläre ich meinem Hund, dass er kein Mensch ist?“ (erschienen im Lau-Verlag).