Neu Delhi. Der in Indien prominente Hindu-Guru Asaram Bapu hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der Grund: Er hat der Studentin, die im Dezember in einem Bus von mehreren Männern vergewaltigt wurde und später starb, eine Mitschuld an dem Verbrechen gegeben. Die Frau hätte Gottes Namen rufen müssen, so Bapu.
Ein prominenter Hindu-Guru hat der vergewaltigten Inderin Mitschuld an dem brutalen Verbrechen gegeben und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Guru Asaram Bapu sagte in einer auf der Homepage seines Ashrams abrufbaren Videoaufzeichnung einer Predigt: „Hätte sie Gottes Namen gerufen, hätte sie sie (die Angreifer) meine Brüder genannt, ihre Hände und Füße umklammert und gesagt, ich bin eine hilflose Frau, ihr seid meine Glaubensbrüder, dann wäre das nicht passiert.“
Die Zeitung „The Hindu“ kritisierte die Aussage Bapus am Dienstag als sexistisch. Sie sei besonders beschämend, weil sie von einem spirituellen Guru komme, „den seine große Anhängerschar in Indien und im Ausland als Vorbild betrachtet“.
Die „Hindustan Times“ schrieb von einer „bizarren Aussage“, die die Schande des Verbrechens noch vergrößere. Die Predigt Bapus ist bereits einige Tage alt, wurde aber erst mit Verspätung von einem Nachrichtensender aufgegriffen.
Verfahren findet unter Ausschluss der Presse statt
Die 23-jährige Studentin war am 16. Dezember auf dem Heimweg vom Kino mit ihrem Freund in einem Kleinbus von mehreren Männern angegriffen, vergewaltigt und so schwer verletzt worden, dass sie knapp zwei Wochen später starb. Der Fall erregte international Aufsehen und löste in Indien Protestdemonstrationen aus. Gefordert werden schärfere Gesetze und ein Umdenken im Polizeiapparat, der häufig den Opfern von Vergewaltigungen Schuld gibt und die Täter davonkommen lässt.
Das aufsehenerregende Verfahren gegen die Männer findet unter Ausschluss der Presseöffentlichkeit statt. Der zuständige Untersuchungsrichter in Neu-Delhi gab dem Antrag der Staatsanwaltschaft statt, keine Berichterstatter zu Anhörungen und dem eigentlichen Prozess zuzulassen. Der Ausschluss der Medien bei Vergewaltigungsverfahren ist in Indien üblich.
Fünf Schnellgerichte für Sexualstrafverfahren eingerichtet
Der Richter setzte einen weiteren Anhörungstermin für Donnerstag an. Erwartet wird, dass das Verfahren dann an ein eigens eingerichtetes Schnellgericht überwiesen wird und die Verhandlung in den kommenden Tagen beginnt. Ein sechster Verdächtiger ist minderjährig und muss sich voraussichtlich vor einem Jugendgericht verantworten.
Seit dem Angriff wurden in Neu-Delhi fünf Schnellgerichte für Sexualstrafverfahren eingerichtet, die sich bislang häufig über Jahre hinziehen. Das indische Rechtssystem ist berüchtigt für schleppende Verfahren; landesweit sind Millionen Fälle anhängig. (dpa/dapd)