Berlin. . Das Aus der Ehe von Ex-Bundespräsident Christian Wulff war eine Trennung mit Ansage. Schon in ihrem Buch „Jenseits des Protokolls“ betrieb Bettina Wulff eine öffentliche Paaranalyse - und schrieb über ihren Noch-Ehemann mitunter wie über einen Therapiefall.

Christian Wulff lernt die 14 Jahre jüngere Bettina Körner auf einer Reise nach Südafrika kennen. „Später, als wir bereits ein Paar waren, sagte mir Christian einmal, dass er in jenem Augenblick, als ich in Jeans, Sweatshirt und mit Pferdeschwanz an ihm vorbeirauschte, wusste: Die Frau will ich unbedingt kennenlernen.“ Bettina Körner dagegen fragt sich zu diesem Zeitpunkt noch: „Was findet eine Frau an diesem Mann?“

Jahre später, nach der Wahl zum Bundespräsidenten, erhöht sich der öffentliche Druck auf das ungleiche Paar. „Ich fühlte mich total überlastet ... Das Dasein als Gattin des Bundespräsidenten, es war total abgekoppelt von meinem Leben ... in Großburgwedel. ... Ich war körperlich am Ende, einfach matt und ausgelaugt.“ Doch das Paar spricht kaum darüber. „Er war so sehr mit dem ,Komplettpaket Bundespräsident’ beschäftigt, dass er nicht realisierte, wie es mir ging.“ Nach dem ersten Jahr im Amt merkt Bettina Wulff „dass sich Wesentliches veränderte ... Mein Mann und ich waren zu einem professionellen Team geworden ... Wir standen ständig unter Beobachtung.“

Mitunter beurteilt Bettina Wulff ihren Mann wie einen Therapiefall

Mitunter beurteilt Bettina Wulff ihren Mann wie einen Therapiefall: „Christian unterliegt einem Pflichtbewusstsein bis zur Selbstaufgabe. Jahrzehntelang hat er alles Persönliche, seine Gefühle und Bedürfnisse hintangestellt. Ich denke, dieses Muster hat er sich schon als junger Mensch irgendwie angeeignet.“

In den Tagen und Wochen vor dem Rücktritt ist Bettina Wulff gereizt, sie will nicht mit ihrem Mann in einen Topf geworfen werden, die Belastung für die Familie wird immer stärker, sie kommt „nur noch schwer an Christian und sein Beraterteam“ heran. „Ende Januar 2012 machte ich daher Druck und sagte zu Christian: ,Es muss etwas passieren – so oder so.’“ Das letzte Kapitel des Buchs heißt „Die Zukunft“. Bettina Wulff wirft darin ihrem Mann vor, sie zu sehr in die Rolle der pflichtbewussten Präsidentengattin gedrängt zu haben, gegen die eigenen Bedürfnisse.

Nicht fremdbestimmt leben

„Und wenn ich es jetzt im Nachhinein betrachte, rächt sich dies auch in der Beziehung.“ Nach vorne blickend, schreibt sie viel über ihre Söhne und wenig über ihren Mann. Die „oberste Priorität“ sei es jetzt für beide, „die nächsten Jahre überwiegend selbstbestimmt und nicht fremdbestimmt leben zu wollen“. Vor allem für die Kinder wünscht sie sich Stabilität: „Und mindestens in den kommenden drei bis fünf Jahren wird Großburgwedel daher sicher auch der Standort sein, wo wir bleiben werden.“

Bettina Wulff über ihre Beziehung

"Es wäre eine Lüge zu sagen, dass das Aus- und Erfüllen des Amtes des Bundespräsidenten spurlos an unserem Beziehungsleben vorbeiging."

"...doch bei allem, was ich tat, war ich stets die Frau des Bundespräsidenten."

"Ich hatte ein großes Stück Eigenständigkeit und Selbstbestimmung verloren."

"Und dieses Wissen, als liebendes Paar wahrgenommen zu werden und auch wahrgenommen werden zu wollen und als Menschen, die gleichzeitig auch das Amt perfekt ausfüllen, das war schon eine besondere Belastung."

"Ich merkte, dass Christian unter dem ganzen Druck und Stress, der zu dieser Zeit auf ihm lastete, gar nicht sah, wie sehr die Situation unser gesamtes Familienleben belastete."

"Natürlich waren Christian und ich in Berlin ein Team. Aber deswegen wollte ich mich nicht selbstverständlich als untrennbares Doppelpack über einen Kamm scheren lassen."

"Christians Rede (Anm. d. Red.: seine Rücktrittsrede) dauerte knapp dreieinhalb Minuten. Es war ein seltsamer Moment für mich, den anderen, meinen Mann, sprechen und sich verabschieden zu hören, und selbst nur schweigend neben ihm zu stehen. Ich sollte alles mittragen, mit ertragen, alles mit erleiden, aber letztendlich, wo es nun zu Ende war, blieb mir nur die Besetzung als die stumme Statistin."

"Nach Christians Rücktritt habe ich erst einmal einen, sagen wir, Kassensturz gemacht. Ich schaute in den Spiegel und war gelinde gesagt entsetzt."

"Ich will mich endlich einmal um meinen eigenen Kern kümmern, um mich selbst, meine Träume und Wünsche. Auch Christian muss sich diesbezüglich umstellen, denn ich fordere jetzt mehr Zeit für mich ein..."

"Nach dem Rücktritt hatte ich irgendwann endlich auch die Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, was zwischen uns beiden, zwischen Christian und mir, alles unausgesprochen wie selbstverständlich mitgelaufen ist. Dass ich mich zum Beispiel in bestimmten Situationen habe regelrecht hineinpressen und mir aufdiktieren lassen, wie man sich verhält, was man zu tun und zu lassen hat."

"Mehr und mehr fragte ich mich, ob es das Richtige ist, vor lauter Pflichtbewusstsein seine eigenen Bedürfnisse komplett zu übergehen, und das jahrelang. Und wenn ich es jetzt im Nachhinein betrachte, rächt sich das auch in der Beziehung."

"Ich werfe dies Christian auch manchmal vor, dass er mich ein großes Stück auch in diese Rolle hineingedrängt hat. Was er einsieht."

"Früher auch schon zu Zeiten des Amtes als Ministerpräsidenten, war mein Mann ja häufig nur frühmorgens und spätabends anwesend und auch dann hat er zumeist am Schreibtisch gesessen. In Linus' Kopf hatte sich so ein Bild geformt von wegen 'Papa, zu Hause, Schreibtisch'".

"Das erfolgreiche Vorgehen gegen die üblen Gerüchte und ihre Absender macht das Geschehene nicht mehr rückgängig und schon gar nicht besser. Der für mich und meine Familie eingetretene Schaden, ist nicht wieder gut zu machen."

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