Berlin. . Die Wulffs haben Schluss gemacht. Es ist der letzte Akt im Drama von Aufstieg und Fall des einst so glamourösen Präsidentenpaars. Am Ende war es nur noch eine Frage des Zeitpunkts. Jetzt steht Christian Wulff allein da. Erst hat er seinen guten Ruf, dann Amt, Frau und Zuhause verloren.

Die Wulffs haben Schluss gemacht. Es ist der letzte Akt im Drama von Aufstieg und Fall des einst so glamourösen Präsidentenpaars. Am Ende war es nur noch eine Frage des Zeitpunkts. Die Trennung lag seit Monaten in der Luft, die Ehe des ehemaligen Bundespräsidenten steckte schon lange in der Krise. Jetzt haben sich Christian und Bettina Wulff offiziell getrennt.

„Fluchttendenzen“ hat Bettina Wulff bereits bei seinem Rücktritt vor knapp einem Jahr gespürt. Das Beziehungsleben sei oft „auf der Strecke geblieben“, notierte sie im Herbst in ihrem Buch „Jenseits des Protokolls“. Scheidungsgerüchte machten die Runde, eine Paartherapie sollte retten, was offenbar nicht zu retten war.

Anfang Januar ist eine günstige Zeit für familiäre Wahrheiten

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Heute bestätigte der Anwalt der Wulffs: Die beiden hätten sich einvernehmlich getrennt, trügen aber weiter die Verantwortung für den gemeinsamen Sohn Linus.

Anfang Januar ist eine günstige Zeit für familiäre Wahrheiten. Weihnachten ist vorbei, kein Grund mehr, den Schein länger zu wahren. Einem Zeitungsbericht zufolge soll Christian Wulff bereits aus dem gemeinsamen Haus in Großburgwedel ausgezogen sein und jetzt in einer Mietwohnung in Hannover leben.

Bettina Wulff bleibt vorerst mit ihren Kindern, dem vierjährigen Linus und dem neunjährigen Leander aus einer früheren Beziehung, in Großburgwedel. In jenem Klinkerhaus, über dessen Spießigkeit die halbe Republik spottete – und dessen Finanzierung sich für Christian Wulff zur Hauskredit-Affäre auswuchs.

Bettina Wulff schrieb eine öffentliche Paaranalyse 

2012 war für die Wulffs das Jahr des doppelten Scheiterns. Sein Rücktritt vom Amt im Februar, ihr gescheitertes Comeback mit dem Enthüllungsbuch im September. Bettina Wulff hat die Trennung darin praktisch angekündigt: Ihr Buch „Jenseits des Protokolls“ ist eine öffentliche Paaranalyse, der Blick der 39-Jährigen auf Ehemann Christian ist freundlich, aber kühl.

Es sei seltsam, notiert sie, sich „nach all dem Geschehenen an die Zeit der großen Verliebtheit zu erinnern“. Ihr Mann habe erst nach dem Rücktritt gelernt „über Gefühle zu sprechen“. Im Herbst verstanden viele das Buch und die Welle von Exklusiv-Interviews vor allem als Flucht nach vorne. Als Versuch, sich gegen die Rotlicht-Gerüchte zu wehren. Es ist jedoch vor allem das Protokoll einer gescheiterten Beziehung.

Doch die Nabelschau kam damals schlecht an. „Damit schadet sie nur ihrem Mann!“ – in einer Umfrage rümpfte jeder zweite Deutsche die Nase über Bettina Wulffs Enthüllungen. Viele fanden es schlicht peinlich, wie sich Wulff über private Details der Beziehung ausbreitet. Peinlich, respektlos – und vielsagend.

Bettina Wulff führte Christian Wulff öffentlich vor

Wer seinen Lebenspartner öffentlich vorführt, rückt von ihm ab. Und Wulffs Co-Autorin immerhin ist eine Frau mit einschlägiger Erfahrung. Sie hat einen Schlussmach-Ratgeber geschrieben. Titel: „25 Wege sich an seinem Ex zu rächen. Und andere Kleinigkeiten, die den Abschied leichter machen.“

Bettina Wulff über ihre Beziehung

"Es wäre eine Lüge zu sagen, dass das Aus- und Erfüllen des Amtes des Bundespräsidenten spurlos an unserem Beziehungsleben vorbeiging."

"...doch bei allem, was ich tat, war ich stets die Frau des Bundespräsidenten."

"Ich hatte ein großes Stück Eigenständigkeit und Selbstbestimmung verloren."

"Und dieses Wissen, als liebendes Paar wahrgenommen zu werden und auch wahrgenommen werden zu wollen und als Menschen, die gleichzeitig auch das Amt perfekt ausfüllen, das war schon eine besondere Belastung."

"Ich merkte, dass Christian unter dem ganzen Druck und Stress, der zu dieser Zeit auf ihm lastete, gar nicht sah, wie sehr die Situation unser gesamtes Familienleben belastete."

"Natürlich waren Christian und ich in Berlin ein Team. Aber deswegen wollte ich mich nicht selbstverständlich als untrennbares Doppelpack über einen Kamm scheren lassen."

"Christians Rede (Anm. d. Red.: seine Rücktrittsrede) dauerte knapp dreieinhalb Minuten. Es war ein seltsamer Moment für mich, den anderen, meinen Mann, sprechen und sich verabschieden zu hören, und selbst nur schweigend neben ihm zu stehen. Ich sollte alles mittragen, mit ertragen, alles mit erleiden, aber letztendlich, wo es nun zu Ende war, blieb mir nur die Besetzung als die stumme Statistin."

"Nach Christians Rücktritt habe ich erst einmal einen, sagen wir, Kassensturz gemacht. Ich schaute in den Spiegel und war gelinde gesagt entsetzt."

"Ich will mich endlich einmal um meinen eigenen Kern kümmern, um mich selbst, meine Träume und Wünsche. Auch Christian muss sich diesbezüglich umstellen, denn ich fordere jetzt mehr Zeit für mich ein..."

"Nach dem Rücktritt hatte ich irgendwann endlich auch die Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, was zwischen uns beiden, zwischen Christian und mir, alles unausgesprochen wie selbstverständlich mitgelaufen ist. Dass ich mich zum Beispiel in bestimmten Situationen habe regelrecht hineinpressen und mir aufdiktieren lassen, wie man sich verhält, was man zu tun und zu lassen hat."

"Mehr und mehr fragte ich mich, ob es das Richtige ist, vor lauter Pflichtbewusstsein seine eigenen Bedürfnisse komplett zu übergehen, und das jahrelang. Und wenn ich es jetzt im Nachhinein betrachte, rächt sich das auch in der Beziehung."

"Ich werfe dies Christian auch manchmal vor, dass er mich ein großes Stück auch in diese Rolle hineingedrängt hat. Was er einsieht."

"Früher auch schon zu Zeiten des Amtes als Ministerpräsidenten, war mein Mann ja häufig nur frühmorgens und spätabends anwesend und auch dann hat er zumeist am Schreibtisch gesessen. In Linus' Kopf hatte sich so ein Bild geformt von wegen 'Papa, zu Hause, Schreibtisch'".

"Das erfolgreiche Vorgehen gegen die üblen Gerüchte und ihre Absender macht das Geschehene nicht mehr rückgängig und schon gar nicht besser. Der für mich und meine Familie eingetretene Schaden, ist nicht wieder gut zu machen."

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Es ist kein Jahr her, da trat Christian Wulff im Berliner Schloss Bellevue vor die Presse und erklärte seinen Rücktritt. An jenem Februarmorgen ist auch seine Frau dabei – aber steht mehrere Meter abseits. Kühl, aufrecht, scheinbar unbeschadet. „Warum sollte ich mich mit dahin stellen?“, fragt sie sich.

Sie will zeigen, dass sie eigenständig ist, nicht nur die „Frau an seiner Seite“. Viele deuten dieses Bild aber anders, und zwar deutlich schärfer: Bettina Wulff geht auf Distanz. Das Buch war da noch gar nicht geschrieben.

Christian Wulff, ein Präsident "vom Stamme Nimm"?

Bis heute ermittelt die Staatsanwaltschaft in Hannover gegen Christian Wulff wegen des Verdachts der Vorteilsnahme. In den letzten Monaten vor Wulffs Rücktritt stand der Bundespräsident immer wieder in der Kritik – die Hauskreditaffäre, kostenlose Urlaube bei befreundeten Unternehmern. Die Vorwürfe bezogen sich auf seine Zeit als Ministerpräsident in Niedersachsen – in der Öffentlichkeit aber entstand der Eindruck, der Präsident sei vom „Stamme Nimm“, ein Schnorrer, der – getrieben von seiner ehrgeizigen Frau — den aufwendigen Lebensstil eines Glamour-Paars stemmen müsse.

Jetzt steht Christian Wulff allein da. Erst hat er seinen guten Ruf, dann das Amt, schließlich seine Frau und sein Zuhause verloren. Im Herbst hatte Bettina Wulff ihrem Mann per Buch noch eine Chance gegeben und ihn gelobt: Er sei „ein besserer Vater, seit er nicht mehr Bundespräsident ist“. Von einem besseren Ehemann war damals schon keine Rede mehr.