Essen.. BB-Cremes sollen die Gesichtshaut pflegen und schön machen. Asiatische Frauen schwören seit Jahren darauf, jetzt ist das Produkt auch in Deutschland ein Renner. Erfunden wurde es 1967 in Essen. Ein Fakten-Check.

BB – das Doppel-B stand schon manches Mal für etwas Großes, für Ausnahmeerscheinungen. Denken wir an Boris Becker oder an Brigitte Bardot. Heute verbinden Frauen auf der ganzen Welt die Buchstabenkombination aber eher mit etwas anderem. Mit einem mutmaßlichen Wundermittel, das einen traumhaften Teint zaubern soll. BB-Creme heißt die große Hoffnung aus der kleinen Tube. Sie ist der Renner in Drogerien und Parfümerien – und wurde schon in den Einkaufskörben mancher Hollywood-Schönheit gesichtet.

BB – das steht für Blemish Balm (übersetzt: Makel-Balsam). Wenn man alle Begriffe zusammenfasst, mit denen die Kosmetikindustrie dieses Produkt so bewirbt, dann könnte man vermuten, dass ein sagenhafter Schönheitsgott in seinem Zauberkessel gerührt haben muss. Unebenheiten abdecken und Flecken kaschieren soll die Creme, dazu vor zu viel Sonnenlicht schützen und die Haut pflegen. Der Teint soll sanft und glatt und feinporig aussehen. Fältchen? Verschwunden! Ein fahles Gesicht? Nicht mehr! Und als Zugabe, so heißt es, wirke die Haut keineswegs überschminkt, sondern natürlich schön. Ziemlich viele Versprechen auf einmal. Wie viel davon kann man glauben?

KosmetikFalten lassen sich nicht einfach wegcremen

Wer hofft, allein durch eine Creme seine holprige Gesichtshaut so glatt wie einen jungen Pfirsich zu bekommen, der dürfte enttäuscht werden. Stiftung Warentest hat häufiger Gesichtscremes unter die Lupe genommen – mit immer demselben ernüchternden Ergebnis: Fältchen lassen sich nur in einem so geringen Maße wegcremen, dass die Veränderung für das Auge kaum sichtbar ist.

 Tiefgreifende Effekte dürfen in Deutschland nur Arzneimittel auslösen. „Sobald etwas eine Wirkung innerhalb der Körperzelle beeinflusst, handelt es sich um ein Medikament. Das gibt es dann in der Apotheke“, sagt Dr. Klaus Hoffmann, Stellvertretender Direktor der Uni-Klinik für Dermatologie und Allergologie am Josef-Hospital in Bochum.

Ein Medikament sind die BB-Cremes aber nicht. Sie sind ein Kosmetikprodukt. Wenn auch ein – zugegeben – sehr erfolgreiches.

Mit sagenhaften Schönheitsgöttern oder gar mit Hokuspokus haben die BB-Cremes grundsätzlich nichts zu tun. Zunächst stecken einmal solide Hautpflege-Kenntnisse in den Tuben. Die Essener Kosmetikerin Christine Schrammek hat in den 60er-Jahren nach einem Produkt geforscht, das entzündungshemmend wirken und die gestresste Haut nach einem Peeling beruhigen sollte.

„Bei der Anwendung wurde schnell klar, dass Blemish Balm weitere Einsatzmöglichkeiten bietet“, heißt es heute aus dem Hause Schrammek. Die Hautärztin Dr. Christine Schrammek-Drusio, Tochter der BB-Erfinderin, hat das Produkt weiterentwickelt. Inzwischen schmückt sich das Kosmetik-Unternehmen aus dem Ruhrgebiet mit dem Slogan „Blemish Balm, das Original seit 1967“.

Jahrezehnte lang klatschten vor allem die asiatischen Frauen Beifall. Koreanische Krankenschwestern, die in Deutschland tätig waren, brachten die Creme mit. Auch in Japan sind die Damen seit Jahren geradezu „BBgeistert“. Viele Asiatinnen klagen über unreine Haut und setzen ihre Hoffnung in die Creme. Seit ein paar Monaten, wird auch der deutsche Markt mit BB-Produkten diverser Hersteller überschwemmt. Nivea, L’Oreal, Garnier, Aok, Mac, Vichy, Yves Rocher – alle bieten sie mit. Die Creme ist zurück in ihrem Geburtsland.

Warnung vor Produkten aus Asien

Dermatologen warnen unterdessen vor einigen Varianten aus Asien. Darin würden sich bleichende Wirkstoffe in einer Konzentration befinden, die zu Hautirritationen und allergischen Reaktionen führen könne.

Im Internet diskutieren Frauen über die Vor- und Nachteile von BB-Cremes. Einige von ihnen stellen keinerlei Veränderungen ihres Hautbildes fest, andere, oft hellhäutige Typen, sind begeistert. Ein häufiges Problem scheint aber die Deckkraft zu sein. Sie sei, finden Nutzerinnen, nicht so hoch wie bei einem reinen Make-up, Rötungen schimmerten durch. Kritik gibt es auch an Herstellern, die die Creme nur in einem einzigen Farbton anbieten, der passe oft nicht zum Teint.

Grundsätzlich verteufeln wollen Experten wie der Bochumer Mediziner Klaus Hoffmann die BB-Cremes nicht. Sie halten zwar Werbung wie „lässt Falten verschwinden“ für bedenklich, erkennen aber pflegende Wirkungen und Sonnenschutz in einem gewissen Maße an.

Am Ende dürften wohl der Preis und das persönliche Empfinden darüber entscheiden, ob eine Frau sich für diese Art von Tagescreme entscheidet. Die Tube kostet ab 8 Euro (z.B. Nivea, 50 ml), das Original von Schrammek gibt es ab 15,50 Euro (15 ml).

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