Madrid. Die Weihnachtslotterie gehört in Spanien zum Fest wie anderswo der Christbaum. Bei der Ziehung am Samstag werden 2,5 Milliarden an die Gewinner ausgeschüttet - zum letzten Mal steuerfrei. Ab 2013 kassiert das Finanzamt bei allen Gewinnen von mehr als 2500 Euro eine Steuer von 20 Prozent.
"An diesem Wochenende bin ich mit einem Schlag alle Geldsorgen los." Davon träumen Millionen Spanier. Wenn am Samstag, 22. Dezember, im Madrider Opernhaus "Teatro Real" die Glückslose der traditionellen Weihnachtslotterie gezogen werden, wird ein wahrer Geldregen über dem Euro-Krisenland niedergehen. In mehreren Städten und Dörfern wird der Jubel bei den glücklichen Gewinnern groß sein.
Die größte Lotterie der Welt wird 200 Jahre alt. Es wurden Lose im Wert von 3,6 Milliarden Euro zum Verkauf angeboten. 2,5 Milliarden Euro werden an Gewinnen ausgeschüttet. Der Hauptgewinn, genannt "el Gordo" (der Dicke), beträgt vier Millionen Euro. Er wird 180-mal ausgezahlt, denn jede Losnummer wurde 180-mal verkauft. Dennoch macht die Lotterie keine Gewinner zu Millionären. Da ein einzelnes Los 200 Euro kostet, begnügen die Spanier sich mit Zehntellosen, für die es dann auch nur ein Zehntel der jeweiligen Gewinnsumme gibt.
Etwa 25 Prozent der Einsätze gehen an den Staat
In diesem Jahr werden die Preise zum letzten Mal vollständig ausgezahlt. Von 2013 an kassiert das Finanzamt bei allen Gewinnen von mehr als 2500 Euro eine Steuer von 20 Prozent. Dabei ist der Fiskus auch jetzt schon der größte Gewinner der Weihnachtslotterie. Etwa 25 Prozent der Einsätze gehen an den Staat. Obendrein bekommt das Finanzamt alle Gewinne, die auf nicht verkaufte Lose entfallen; denn die übriggebliebenen Lose gehen an den Staat zurück.
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An den Tagen vor der Ziehung zog sich in Madrid eine endlose Warteschlange durch die Altstadt. Tausende Madrilenen wollten ihre Lose bei "Doña Manolita" kaufen, der beliebtesten Lotteriestelle der Hauptstadt. Aber der Andrang täuscht. Der Absatz steigt nicht, sondern geht eher leicht zurück.
Zwar mag in Zeiten der Krise, in denen zahllose Spanier ihre Jobs verloren haben und die Hypotheken für ihre Wohnungen nicht zurückzahlen können, die Versuchung des Glücksspiels besonders groß sein. Aber bei sinkenden Einkommen und einer Arbeitslosenquote von über 25 Prozent sitzt das Geld nicht mehr so locker wie sonst. Die Zahl der Loskäufer ist unverändert hoch, aber jeder Einzelne setzt im Durchschnitt weniger Geld ein.
Finanzierung von Krankenhäusern durch Losverkauf
Die Weihnachtslotterie ist nicht nur die größte, sondern auch die älteste der Welt. Ihre Ursprünge gehen auf das Jahr 1763 zurück. Damals kam König Karl III. auf die Idee, Lose verkaufen zu lassen, um mit den Einnahmen Krankenhäuser und wohltätige Einrichtungen zu finanzieren. Die erste Ziehung in der heutigen Form fand vor 200 Jahren in Cádiz statt. In der südspanischen Hafenstadt wurde in jener Zeit auch Spaniens erste freiheitliche Verfassung proklamiert.
Seither konnten weder Kriege noch Krisen die alljährliche Ziehung verhindern. Im spanischen Bürgerkrieg gab es im Jahr 1938 sogar zwei Ziehungen: eine in Barcelona in der republikanischen Zone und eine in Burgos in dem Gebiet, das von den Truppen des späteren Diktators Francisco Franco kontrolliert wurde. (dpa)