Washington. Das Weltraum-Teleskop Hubble hat besonders tief ins All geblickt und dabei sieben der ältesten Galaxien des Universums entdeckt. Die Sternenansammlungen sind nach ersten Analysen 13,2 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie entstanden kurz nach dem Urknall, der Geburt des Universums.

Wenn wir von der Erde aus ins All spähen, geht unser Blick in die Vergangenheit. Da das Licht weit entfernter Sterne oder Galaxien Milliarden Lichtjahre benötigt, um zu uns zu gelangen, ist die Aufnahme zugleich ein Blick zurück in die Zeit. Nun haben Astronomen mit dem Weltraumteleskop Hubble besonders tief ins All geblickt und sieben der ältesten Galaxien des Universums entdeckt. Auch die Erde und das Sonnensystem sind Teil einer Galaxie, der Milchstraße, die spiralförmig um ihr Zentrum kreist, ein Schwarzes Loch mit seiner gewaltigen Schwerkraft.

Die nun entdeckten Sternenansammlungen sind nach ersten Analysen 13,2 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt und entstanden damit nur einen kosmischen Wimpernschlag nach der Geburt des Universums, das vor 13,7 Milliarden Jahren mit dem Urknall entstand. Solche Objekte geben den Wissenschaftlern Hinweise darüber, wie sich das Universum entwickelt hat.

Die Entwicklungsgeschichte des Universums im Blick

In so großer Entfernung sind Galaxien in ihren ersten Entstehungsphasen selten und extrem lichtschwach. „Wir haben daher die längste Belichtung gemacht, die Hubble je aufgenommen hat und einige der schwächsten und fernsten Galaxien abgelichtet“, berichtet Richard Ellis vom California Institute of Technology. Die Forscher hatten von August bis September 2012 sechs Wochen lang einen kleinen Himmelsausschnitt fixiert. Der Bereich ist als „Hubble Ultra Deep Field“ bekannt, hier wurden schon mehrfach Galaxien aus der Jugend des Universums gesichtet. Die Hubble-Bilder seien „wie das erste Ultraschallbild eines Kindes“.

Die Beobachtung zeige die Entwicklungsgeschichte des gesamten Universums. Die ersten Galaxien sind demnach nicht mit einem großen Knall alle zugleich entstanden, wie manche Theorien bisher annahmen, sondern entwickelten sich allmählich im Laufe von Millionen Jahren. „Es gab keinen einzelnen dramatischen Moment, in dem sich die Galaxien formten. Es war ein schrittweiser Prozess“, erläutert Brant Robertson von der University of Arizona. Die Studie der beiden federführenden Forscher wird im Fachblatt „Astrophysical Journal Letters“ veröffentlicht.

Galaxien sind die größten Strukturen des Weltalls

Die Bilder sind nach Ansicht der Astronomen „das älteste archäologische Material über das Universum“, vergleichbar einem archäologischen Sensationsfund aus der Frühzeit der Menschheit. Die Untersuchung liefert damit die erste wissenschaftlich belastbare Erklärung von Galaxien aus der Zeit der „kosmischen Dämmerung“. Denn direkt nach dem Urknall war das Weltall zunächst undurchsichtig, weil kaltes Wasserstoffgas alles Licht schluckte. Die ersten Sterne und Galaxien heizten dann den Wasserstoff so weit auf, dass er ein Elektron aus seiner Atomhülle verlor und damit durchsichtig wurde, erklären die Wissenschaftler. Es wurde Licht.

Galaxien sind die größten Strukturen des Weltalls. Sie bestehen aus Hunderten bis Tausenden von Sternenansammlungen, die durch die Schwerkraft miteinander verbunden sind. Wie und wann diese gewaltigen Gebilde entstanden sind, konnte bislang nur theoretisch ergründet werden. Die Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop bestätigen nun weitgehend die mathematischen Modelle der Galaxiebildung. Danach wachsen sie durch Verschmelzung und unter dem Schwerkraft-Einfluss der Dunklen Materie.

Das moderne Webb-Weltraumteleskop soll noch exaktere Bilder des „Ultra Deep Fields“ liefern

Das Hubble-Weltraumteleskop hat seit seinem Start 1990 den Astronomen bis dahin unbekannte Einblicke in die Tiefen des Alls verschafft. Es kreist außerhalb der Atmosphäre um die Erde und kann daher besonders scharfe Aufnahmen produzieren. Mehrfach musste das Teleskop im Orbit repariert werden, vermutlich wird es 2015 durch das modernere Webb-Weltraumteleskop ersetzt, das noch exaktere Bilder des „Ultra Deep Fields“ liefern soll.

Missionen ins All

Oktober 1957, Russland: Sputnik I, der erste Satellit der Welt, gestartet vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan.
Oktober 1957, Russland: Sputnik I, der erste Satellit der Welt, gestartet vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan. © AFP
November 1957, Russland:
November 1957, Russland: "Spacehund" Laika startet mit Sputnik II als erste lebendige Kreatur ins All. Laika starb nur wenige Stunden nach dem Start an Stress and Überhitzung. © AFP
Juli 1969, USA: Nasa-Astronaut Edwin Aldrin posiert bei der Apollo-11-Mission als erster Mensch auf dem Mond. Aufgenommen wurde das Bild von ...
Juli 1969, USA: Nasa-Astronaut Edwin Aldrin posiert bei der Apollo-11-Mission als erster Mensch auf dem Mond. Aufgenommen wurde das Bild von ... © ASSOCIATED PRESS
... Neil Armstrong. Aldrin steht dabei neben einem Fuß des ...
... Neil Armstrong. Aldrin steht dabei neben einem Fuß des ... © AP
... des Mondfahrzeugs
... des Mondfahrzeugs "Lunar". Ein großer Tag für Amerika: © SZ-Photo
Sie haben die Sowietunion beim Rennen zum Mond geschlagen. Also wahrlich
Sie haben die Sowietunion beim Rennen zum Mond geschlagen. Also wahrlich "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für die Menschheit." © AFP
April 1970. USA: Apollo 13 sollte die dritte Mondmission der Nasa werden - aber zwei Tage nach dem Start explodierte ein Sauerstofftank. Nach einer dramatischen Rettungsaktion gelang es nach vier Tagen, die drei Astronauten heil zur Erde zurückzubringen. Die vom Feuer beschädigte Kapsel landete im Pazifik.
April 1970. USA: Apollo 13 sollte die dritte Mondmission der Nasa werden - aber zwei Tage nach dem Start explodierte ein Sauerstofftank. Nach einer dramatischen Rettungsaktion gelang es nach vier Tagen, die drei Astronauten heil zur Erde zurückzubringen. Die vom Feuer beschädigte Kapsel landete im Pazifik. © SZ-Photo
Februar 2003, USA: So viel Glück hatte die Besatzung der
Februar 2003, USA: So viel Glück hatte die Besatzung der "Columbia" nicht: Kurz nach dem Start explodiert die Raumfähre über Texas. Alle sieben Astronauten sterben. © AP
August 1978, Russland/DDR: Sigmund Jähn (r.) startet mit
August 1978, Russland/DDR: Sigmund Jähn (r.) startet mit "Sojus 31" als erster Deutscher ins All. Der Pilot der NVA-Luftwaffe war im sowjetischen Kosmonauten-Aausbildungszentrum "Juri Gagarin" vorbereitet worden. Er flog mit Walerij Bykowskij zur Raumstation "Salut 6". © ullsteinbild
Juli 2005: Die Raumfähre
Juli 2005: Die Raumfähre "Discovery" startet vom Kennedy Space Center mit einer siebenköpfigen Crew zur internationalen Raumstation "ISS". Es ist der erste Start ins All seit dem Columbia-Unglück über zwei Jahre zuvor. © AFP
März 2009: Das Space Shuttle
März 2009: Das Space Shuttle "Atlantis" wird zur Startplattform in Cape Canaveral gefahren. © AFP
Die Raumfähre ist seit 1985 ins Betrieb und soll noch...
Die Raumfähre ist seit 1985 ins Betrieb und soll noch... © AP
... bis 2010 fliegen - und wieder landen, so wie auf diesem Bild.
... bis 2010 fliegen - und wieder landen, so wie auf diesem Bild. © AP
In den Jahren war die Atlantis zu vielen Missionen gestartet: Hier bei der internationalen Raumstation ISS in 2006, ...
In den Jahren war die Atlantis zu vielen Missionen gestartet: Hier bei der internationalen Raumstation ISS in 2006, ... © AFP
..., bei der Dan Burbank ein neues Modul installierte.
..., bei der Dan Burbank ein neues Modul installierte. © AFP
2008 montiert Astronaut Rick Linnehan den kanadischen Roboter Dextre an die ISS.
2008 montiert Astronaut Rick Linnehan den kanadischen Roboter Dextre an die ISS. © ddp
2008 bringt die Atlantis das
2008 bringt die Atlantis das "European Columbus laboratory" (oben rechts) zur ISS. © AFP
Montiert wurde es unter anderem von dem Deutschen Hans Schlegel bei einem...
Montiert wurde es unter anderem von dem Deutschen Hans Schlegel bei einem... © AFP
... sechstündigen
... sechstündigen "Weltraum-Spaziergang". © AFP
Und so sieht's in der ISS aus, nachdem Hans Schlegel (rechts) das neue Teil montiert hatte.
Und so sieht's in der ISS aus, nachdem Hans Schlegel (rechts) das neue Teil montiert hatte. © AFP
Die Atlantis hatte auch das Weltraum-Teleskop
Die Atlantis hatte auch das Weltraum-Teleskop "Hubble" ins All gebracht. © AFP
Hier bringt der Astronaut Mike Massimino zusätzliche Teiel an
Hier bringt der Astronaut Mike Massimino zusätzliche Teiel an "Hubble" an. Jetzt kann es Bilder senden wie etwa... © AFP
... dieses hier.
... dieses hier. © AP
2008, USA: Die Mars-Sonde
2008, USA: Die Mars-Sonde "Phoenix" landet als erstes Raumfahrzeug auf dem Mars. © ddp
Das Mini-Labor soll den Mars-Boden untersuchen und Proben mit zur Erde bringen.
Das Mini-Labor soll den Mars-Boden untersuchen und Proben mit zur Erde bringen. © AFP
2008, Europa: Was den USA die NASA ist, ist Europa die ESA. Hier startet gerade die
2008, Europa: Was den USA die NASA ist, ist Europa die ESA. Hier startet gerade die "Ariane" vom Kourou-Weltraumbahnhof in Französisch Guyana ins All. Dort soll der Kommunikations-Sattelit "Eutelsat" ausgesetzt werden. © AFP
2007, Europa: Ein weiteren ESA-Projekt ist das Navigationssystem
2007, Europa: Ein weiteren ESA-Projekt ist das Navigationssystem "Galileo" © ddp
2005, Russland: Eine Sojus-Rakete startet vom Weltraumbahnhof Baikonur - und zwar mit...
2005, Russland: Eine Sojus-Rakete startet vom Weltraumbahnhof Baikonur - und zwar mit... © AFP
... dem Weltraum-Touristen Gregory Olsen (USA) im Gepäck. Ziel ist die ISS.
... dem Weltraum-Touristen Gregory Olsen (USA) im Gepäck. Ziel ist die ISS. © AP
2006, Russland: eine
2006, Russland: eine "Sojus 2"-Rakete soll den Wetter-Satteliten "MetOp" ins All. © AFP
2008, China: Auch die Chinesen fliegen ins All - hier Zhai Zhigang mit einer chinesischen Flagge am Raumschiff
2008, China: Auch die Chinesen fliegen ins All - hier Zhai Zhigang mit einer chinesischen Flagge am Raumschiff "Shenzhou VII" 343 Kilometer über der Erde. © AFP
2008, Indien: Die Inder eroberten den Orbit mit der
2008, Indien: Die Inder eroberten den Orbit mit der "Chandrayaan 1" (hier ein Modell). © AFP
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Wie die entdeckten Jung-Galaxien heute aussehen, nach 13,2 Milliarden Jahren, können die Forscher nur vermuten. Wahrscheinlich sind sie längst zu einer gewaltigen Sternenansammlung herangewachsen – oder miteinander kollidiert. (mit afp)