Bremen. . Vor 40 Jahren moderierte Manfred Sexauer erstmals die Pop-Show in der ARD. „Eine tolle Zeit“, erinnert sich Manfred Sexauer. Er muss es wissen. Er hat in 13 Jahren alle 90 Sendungen moderiert. Und hat es genossen, konkurrenzlos im deutschen Fernsehen arbeiten zu dürfen.

Boney M waren 15-mal da, Abba kamen immerhin auf elf Besuche. Und Michael Jackson, Rod Stewart und Diana Ross haben auch gerne mal vorbeigeschaut in Bremen. Wo heute vor 40 Jahren der Musikladen erstmals seine Pforten öffnete. „Eine tolle Zeit“, erinnert sich Manfred Sexauer. Er muss es wissen. Er hat in 13 Jahren alle 90 Sendungen moderiert.

Es gibt ja damals nichts für Freunde der aktuellen Popmusik im deutschen Fernsehen. Bis auf Ilja Richters Disco. Aber da sind die Witze immer so flach wie die norddeutsche Tiefebene. Und in der Hitparade singen sie immer deutsch. Ist was für Oma, nicht für ihre Enkel. „Wir hatten“, erinnert sich der heute 82-jährige Sexauer, „praktisch keine Konkurrenz. Kein MTV, kein Viva. Es war herrlich.“

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Dafür aber ein buntes Angebot von Pop und Rock über Jazz und Dixieland bis zu Country. Zur Premiere schwärmt Chris Barber’s Jazz Band von „Ice Cream“, sagen Slade „Gudbuy T’ Jane“ und bittet Lynsey de Paul „Sugar me“. Und für die Scherze zwischendurch sind Insterburg & Co. verantwortlich. Alles sehr un­terschiedlich, aber „alles live“, wie Sexauer versichert.

Experte in Sachen Rock und Pop

Der gelernte Schauspieler hat zu jener Zeit eine Jugendsendung bei der Europawelle Saar, die zur Konkurrenz der immer beliebter werdenden vier fröhlichen Wellen aus Luxemburg werden soll. Da muss ihn Michael Leckebusch gehört haben, der Regisseur des legendären Beat Clubs, den die ARD gerade eingestellt hat. Leckebusch greift zum Telefon. „Du, ich mach’ da bald was Neues“, erzählt er Sexauer. „Willst du da nicht moderieren?“

Sexauer will. Und so steht er in grauem Anzug und schwarzem Rolli am Eröffnungsabend neben Uschi Nerke. 14 Jahre älter als die Kollegin ist er. Und überhaupt recht alt für eine Jugendsendung. „Aber mein Alter war nie ein Thema.“ Im Ge­genteil: Der Mann mit dem lockigen Haar gilt schnell als Experte in Sachen Rock und Pop.

Die Stars kamen alle

Wenn der Musikladen ruft, dann kommen sie alle. Stars wie Stevie Wonder, David Bowie, Tina Turner, Joe Cocker oder Phil Collins aber auch Sternchen wie Luv, A la Carte oder die Dolly Dots. „Wir mussten keinen zweimal bitten.“ Sexauer wundert das nicht. „Nach einem Auftritt bei uns hast du in der nächsten Woche 40.000 bis 45.000 Schallplatten verkauft.“

Doch es ist nicht die Musik alleine, die in Erinnerung bleibt. Es sind auch die Go-Go-Girls, die ebenso textil- wie talentfrei durch die monatlich laufende Sendung hüpfen. In Sexauers Erinnerung alles „sehr nette Mädchen“. Trotzdem regt sich mancher vor dem Fernseher über zu viel nackte Haut auf. Sexauers Briefträger gehört nicht dazu. Ganz im Gegenteil. „War nicht so toll letztes Mal, Herr Sexauer,“ sagte der Mann von der Post nach einer Sendung. „Die Mädchen hatten viel zu viel an.“

Live-Musik ohne viel Gelaber

1984 ist Schluss. Das letzte Lied im letzten Musikladen kommt von Band Aid, die fragt: „Do They Know It’s Christmas“? Es ist nicht mehr live, es ist ein Video. Allerdings eines, das Leckebusch aufpeppt, in dem er alle Beteiligten der finalen Show einbaut. MTV gibt es übrigens mittlerweile auch. „Aber an schlechten Quoten hat es nicht gelegen“, sagt Sexauer. „Vielleicht wollte die ARD einfach mal wieder was Neues ausprobieren.“

Der gebürtige Baden-Badener bleibt dem Fernsehen treu, moderiert unter anderem achtmal die Verleihung der Goldenen Europa. Und er macht wieder Radio. Bis heute. Meist spielt er Oldies, kennt sich aber auch in aktueller Musik aus. Xavier Naidoo, Nena, Tim Bendzko, Fanta 4, Robbie Williams „sind alles gute Leute“. Auch eine Neuauflage des Musikladens hält Sexauer für möglich. „Live-Musik ohne viel Gelaber, das müsste auch heute noch funktionieren.“