London. . Vielen ist das Lachen über den Scherz auf Kosten zweier Krankenschwestern im Halse stecken geblieben. Die Moderatoren hätten „Blut an den Händen“ heißt es im Internet. Immer mehr Vorwürfe gegen den australischen Radiosender werden nach dem Tod von Kates Krankenschwester laut. Jetzt wurden die Moderatoren vom Dienst suspendiert.
Anfangs haben sich noch feiern lassen für ihren Anruf im King Edward VII. Hospital. Wo sie die Krankenschwester Jacintha Saldanha weitergeleitet hat zur Station von Prinzessin Kate und ihre Kollegin Auskunft gegeben hat über den Gesundheitszustand der prominenten Patientin. Weil sie ja glaubte, am anderen Ende sei die Königin persönlich.
Doch seit Saldanha sich am Freitag vermutlich aus Scham darüber selbst das Leben nahm, sind die australischen Radio-Moderatoren Mel Greig und Michael Christian abgetaucht. Vom Dienst beim Sender 2Day FM suspendiert, weder über Facebook noch Handy erreichbar und in psychologischer Betreuung wollen sie sich erst in den nächsten Tagen öffentlich äußern.
Auch im Internet ist die Stimmung mittlerweile umgeschlagen, ist vielen das Lachen über den Scherz auf Kosten zweier Krankenschwestern im Halse stecken geblieben. Die Moderatoren hätten „Blut an den Händen“ heißt es nun und gehörten „ins Gefängnis“. Und plötzlich behaupten viele, sie hätten den Anruf ja von vornherein „geschmacklos“ gefunden. Was irgendwie nicht richtig passen will zu den Hunderttausenden Abrufen des Mitschnitts allein beim Videoportal Youtube.
Senderchef zeigt sich „tief erschüttert“
Rhys Holleran, Chef des Unternehmens Southern Cross Austereo (SCA), dem der Sender gehört, zeigte sich am Wochenende „tief erschüttert“ über die „Tragödie“, war aber zugleich über zeugt, dass „wir nichts Illegales getan haben“. Im übrigen, so Holleran weiter, seien Scherzanrufe im Radio nicht unüblich. „So etwas gibt es seit Jahrzehnten auf allen Sendern und in allen Ländern. Niemand hat voraussehen können, dass sich so eine Tragödie ereignet.“
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Das mag sein, doch der Sender 2Day FM steht in Australien nicht zum ersten Mal in der Kritik. Schon 2009 hatten Moderatoren eine 14-Jährige während einer Sendung an einen Lügendetektor angeschlossen und das Mädchen dazu gebracht, öffentlich über ihr Sexualleben zu sprechen. Unter anderem berichtete das Mädchen, es sei im Alter von zwölf Jahren vergewaltigt worden.
Für einige Werbekunden ist das Maß voll
Ein anderes Mal gab die in Sydney beheimatete Radiostation fälschlich vor, 150.000 australische Dollar zur Unterstützung eines behinderten Kindes gesammelt zu haben. Für die ersten Werbekunden ist das Maß nun voll. So zog die Supermarktkette Coles ihre Werbespots bei dem Sender zurück. Andere wollen angeblich folgen.
Das britische Königshaus sprach den Angehörigen der Krankenschwester sein Mitgefühl aus, stellte aber auch klar, man habe keinen Druck auf die Klinik ausgeübt. Saldanha sei wegen des Scherzanrufs nicht suspendiert worden und habe auch keine anderweitigen Konsequenzen zu fürchten gehabt bestätigt, so das King Edward VII. Hospital. „Das Krankenhaus hat sie während dieser schwierigen Zeit unterstützt."
Scharfe Kritik der britischen Medien
Zwar gibt es immer noch keine offizielle Erklärung zur Todesursache, aber nach den Berichten britischer Medien geht die Polizei weiterhin von Selbstmord aus. Jacintha soll sich einsam und verwirrt gefühlt haben, berichtet die Familie der 46-Jährigen. Bekannte beschreiben die aus Indien stammende Krankenschwester als „eine sehr nervöse Person“, der es an Selbstvertrauen gemangelt habe. Der Streich, dessen unfreiwilliges Opfer sie wurde, „muss sehr schwer auf ihr gelastet haben“, glaubt ihr ehemaliger Fahrlehrer Jeff Sellick.
Britische Medien, obwohl selbst bekannt für Tricks aller Art, übten am Wochenende scharfe Kritik an den australischen Kollegen. Sarah Sands, Chefredakteurin des Evening Standard sagte in einem Interview mit der BBC, es sei etwas anderes, ob man die Großen und Mächtigen aufs Korn nehme oder zwei harmlose Krankenschwestern.