Köln. . Der größte Star im deutschen Fernsehen heißt Angela Merkel. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Bundeskanzlerin nicht irgendwo im Programm zu sehen ist, zitiert oder zumindest erwähnt wird. Das zeigt eine neue Studie des Instituts für empirische Medienforschung.

Gegen diese Frau sehen Veronica Ferres, Jan Josef Liefers, Iris Berben oder Heino Ferch ganz blass aus: Der größte Star im deutschen Fernsehen heißt Angela Merkel. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Bundeskanzlerin nicht irgendwo im Programm zu sehen ist, zitiert oder zumindest erwähnt wird.

Das ist auf den ersten Blick auch nur wenig verwunderlich, immerhin hat die 58-jährige CDU-Politikerin seit gut sieben Jahren das wichtigste politische Amt der Bundesrepublik inne.

Erstaunlich ist aber, wie sehr die Regierungschefin den Bildschirm beherrscht: Wie eine neue Studie des Instituts für empirische Medienforschung (IFEM) in Köln zahlenmäßig untermauert, erscheint Angela Merkel seit Jahren mit einem geradezu fulminanten Abstand auf andere Spitzenpolitiker am häufigsten in den TV-Nachrichten – von der Fernsehpräsenz der Kanzlerin können sie nur träumen.

Gerade mal 20 Mächtige

Für ihre jetzt in der Fachzeitschrift „Media Perspektiven“ veröffentlichte Studie analysierten die Medienforscher des IFEM 73.202 Politikerauftritte in Nachrichtensendungen wie „Tagesschau“ (ARD), „heute“ (ZDF) oder „RTL aktuell“ über einen Zeitraum von mehreren Jahren.

Fast die Hälfte davon entfielen auf gerade mal 20 Mächtige wie Ursula von der Leyen (CDU), Horst Seehofer (CSU), Peer Steinbrück und Sigmar Gabriel (beide SPD), Philipp Rösler (FDP), Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) oder Gregor Gysi (Die Linke). An der Spitze liegt erwartungsgemäß Angela Merkel, doch der Abstand, den sie auf die Nächstplatzierten hat, ist bemerkenswert: So ging es in den vom IFEM ausgewerteten Newssendungen satte 9464 Mal um die Kanzlerin, davon wurde sie 4820 Mal genannt, 2963 Mal war sie im Bild zu sehen und in 1681 Fällen kam sie auch mehr oder weniger ausführlich zu Wort.

Gerne bei Skandalen und Affären

Der zweitplatzierte Frank-Walter Steinmeier von der SPD dagegen tauchte im analysierten Zeitraum von 2006 bis 2011 nur 2811 Mal in den ausgewerteten Sendungen auf. Der Drittplazierte, Guido Westerwelle (FDP), brachte es auf 2498 Auftritte, Wolfgang Schäuble (CDU) muss sich mit dem vierten Platz begnügen, er kam 2071 Mal vor.

Zu den am häufigsten auf dem Bildschirm auftauchenden Politikern gehören der Studie zufolge naturgemäß Personen, die über einen längeren Zeitraum ein hohes Amt oder eine wichtige Funktion ausüben. Faustregel: Je wichtiger der Mann oder die Frau, desto häufiger die Anlässe und Termine, über die in Bild und Ton berichtet wird.

Doch nicht nur die Verkündung wichtiger politischer Entscheidungen, der vielbeachtete Auftritt bei Konferenzen und Staatsbesuchen oder die wegweisende Rede im Bundestag garantieren TV-Präsenz, sondern auch Skandale und Affären, denn: „Weiter erreichten solche Politiker die Top-20, deren Präsenz ereignisbedingt durch Rücktritt vom Amt, Wechsel im Amt oder Skandal zustande kam“, heißt es in der Studie.

Das gilt beispielsweise für den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der es im analysierten Zeitraum auf den neunten Platz der Politiker brachte, die am meisten im Fernsehen zu sehen waren – vor allem die peinliche Plagiatsaffäre und der anschließende Rücktritt des CSU-Senkrechtstarters 2011 waren Futter für die Fernsehnachrichten.

Auch Wulff lief gut

Besonders starke Auswirkungen auf die TV-Präsenz hat es vor diesem Hintergrund natürlich, wenn das höchste Staatsamt und ein Skandal zusammenkommen, wie im Fall von Christian Wulff, der im Februar 2012 von seinem Amt als Bundespräsident zurücktreten musste.

Als die Wulff-Affäre Ende 2011 begann, wurde der Politiker zum Topthema der Fernsehnachrichten, und so schaffte er es auf den zwölften Platz des Rankings, obwohl er insgesamt nur 598 Tage Staatsoberhaupt gewesen war.