Oberhausen. . Holger Nikelis gewann bei den Paralympics in London Gold und Silber. Mit behinderten Jugendlichen aus Oberhausen trainiert der 34jährige Ausnahmesportler.
Vor den Paralympics in London war Holger Nikelis ein Ausnahmesportler mit etlichen Medaillen und Auszeichnungen. Nach London ist Holger Nikelis immer noch ein Ausnahmesportler mit zwei weiteren Medaillen und vielen Auszeichnungen - und auf einmal auch ein bekannter Mann. Der Tischtennisspieler staunt immer noch, wenn Menschen ihn ansprechen, sagen, dass sie ihn im Finale im September in England gesehen haben. „Das hat’s vorher so nicht gegeben.“
An diesem Vormittag in Oberhausen muss sich der Gold- und Silbermedaillengewinner von London nicht vorstellen. Der 34-Jährige trifft sich mit alten Bekannten. Oder besser, jungen Bekannten, mit Jugendlichen aus verschiedenenen Oberhausener Schulen und Vereinen, die der Behindertensportverband NRW im Sommer auf die Reise geschickt hatte, nach London, zu den Paralympischen spielen.
Zusammen Spaß gehabt
Unter dem Titel „Inspiration“ haben die Jungen und Mädchen mit und ohne Behinderung gezeigt, wie Inklusion funktionieren kann. Sie haben zusammen Spaß gehabt, gefeiert, Sport gemacht und natürlich die Wettkämpfe besucht. Dort entstand der Kontakt zu Nikelis und schnell war klar, dass er zu einem Tischtennis-Workshop in die Christoph-Schlingensief-Schule nach Oberhausen kommen würden.
Ein Termin, den der Kölner gerne wahrgenommen hat. Nikelis arbeitet viel mit jungen Menschen: „Sie für den Sport, insbesondere den Behindertensport zu begeistern, ist mir ein großes Anliegen.“ Es sind auch die Gespräche, die ihm bei diesen Begegnungen Spaß machen, gerade mit Jugendlichen, die ungezwungen alles fragen würden, was ihnen durch den Kopf schießt. „Und wenn es nur darum geht, wie man mit dem Rollstuhl eigentlich zur Toilette geht.“
Für junge Menschen mit Behinderung ist er Vorbild, wie im Austausch mit den Mädchen und Jungen aus dem NRZ-Partnerprojekt „Inspiration“ deutlich wird. Sie hatten mit der Reise die Hoffnung verbunden, dass „andere merken, dass wir ganz normal sind“, wie eine Teilnehmerin es formuliert hatte. Das hat in der Gruppe funktioniert. Am Beispiel von Holger Nikelis haben die jungen Leute gesehen, was jeder erreichen kann.
Nikelis selbst kennt beide Seiten des Lebens, die mit und die ohne Behinderung. Als 17-Jähriger hatte er einen Badeunfall in Spanien, seitdem ist er vom sechsten Halswirbel abwärts gelähmt und sitzt im Rollstuhl. Wer ihn an der Tischtennisplatte erlebt, weiß, dass er ein Kämpfer ist. Nicht nur im Sport.
Inklusion ist ein großes Thema für ihn - Verständnis und Interesse für Reha- und Behindertensport zu wecken, für den normalen Umgang miteinander. Zurzeit baut er mit anderen Sportlern mit und ohne Behinderung „sport grenzenlos“ auf. Auch dies ein Projekt, um den Behindertensport zu fördern und populärer zu machen. Am liebsten würde Nikelis sein Leben komplett diesen Themen widmen. Er ist gelernter Fachinformatiker, aber seit Oktober, wie er sagt, „arbeitssuchend“. Eine Idee hätte er schon für seine berufliche Zukunft. Solche und andere Aktionen wie den Workshop in Oberhausen zu verstetigen, Angebote in Schulen zu machen, lokale Vereine einzubinden, Sponsoren zu finden. Sicherlich eine Herausforderung.