Ausströmendes Gas und eine anschließende Verpuffung sind die Ursache für die Brandkatastrophe mit 14 Toten in Titisee-Neustadt. In einem Raum im Erdgeschoss der Behindertenwerkstatt habe ein Gasofen gestanden, der mit einer Gasflasche verbunden war, sagte Staatsanwalt Peter Häberle am Dienstagnachmittag.

Titisee-Neustadt (dapd). Ausströmendes Gas und eine anschließende Verpuffung sind die Ursache für die Brandkatastrophe mit 14 Toten in Titisee-Neustadt. In einem Raum im Erdgeschoss der Behindertenwerkstatt habe ein Gasofen gestanden, der mit einer Gasflasche verbunden war, sagte Staatsanwalt Peter Häberle am Dienstagnachmittag. Aus bislang völlig ungeklärter Ursache sei das Gas unkontrolliert ausgeströmt, habe sich entzündet und sei verpufft. Bei dem Brand in der Behindertenwerkstatt der Caritas waren am Montag 14 Menschen ums Leben gekommen. Neun Menschen wurden schwer verletzt, fünf weitere leicht.

Nach derzeitigem Kenntnisstand spreche alles für ein Unglück, sagte Häberle. Es gebe keine Anhaltspunkte für eine vorsätzliche Tat. Dennoch habe die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Brandstiftung beziehungsweise fahrlässiger Tötung eingeleitet. "Das bedeutet aber nicht, dass fahrlässiges Verhalten vorliegt", sagte Häberle. Dies zu prüfen, sei Zweck des Ermittlungsverfahrens. Laut dem Leiter der Polizeidirektion Freiburg, Alfred Oschwald, arbeitet eine Sonderkommission mit 60 Beamten an der Aufklärung des Unglücks.

Alle Toten befanden sich in einem Raum

Die Toten hätten sich alle in dem Raum aufgehalten, in dem sich der gasbetriebene Heizofen befunden habe, erläuterte der Staatsanwalt. Ob das auch auf alle Verletzten zutreffe, sei unklar. Unter den Toten ist eine 50-jährige Betreuerin. Außerdem kamen zehn behinderte Frauen im Alter von 28 bis 68 Jahren ums Leben sowie drei Männer im Alter von 45 bis 68 Jahren.

Bei dem Ofen habe es sich um einen "mobilen Heizofen" gehandelt. Ob der Ofen zum Unglückszeitpunkt im Betrieb war, müsse noch ermittelt werden, sagte Polizeichef Oschwald. Auch ob das Gas aus dem Ofen oder aus der Gasflasche ausgeströmt war, sei derzeit unklar. Sowohl die Landrätin Dorothea Störr-Ritter als auch der Vorstand des Caritas-Verbandes Freiburg, Egon Engler, betonten, dass in dem Gebäude alle Sicherheitsvorschriften eingehalten worden seien.

Laut Kreisbrandmeister Alexander Widmaier müssen sich in dem Raum, in dem der Brand ausbrach, dramatische Szenen abgespielt haben. Einige Menschen hätten es nach der Verpuffung noch bis zu den Fenstern geschafft. Sie hätten von den Einsatzkräften gerettet werden können. Andere jedoch hätten sich "durch das Einatmen der toxischen Gase nicht mehr bewegen können" und seien umgekommen, schilderte Widmaier. Der Rauch habe sich so schnell verbreitet, dass sich die Menschen nicht hätten retten können.

Fünf weitere Verletzte

Die Todesursache ist allerdings dem Staatsanwalt zufolge noch nicht bei allen Opfern geklärt. Bei einigen sei hingegen klar, dass sie an einer Rauchvergiftung gestorben seien.

Die Ermittler hatten bis Dienstagnachmittag von neun Verletzten gesprochen, die in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten. Inzwischen sei jedoch klar, dass außerdem fünf Menschen leicht verletzt wurden, sagte der Polizeichef. Die Betroffenen seien am Montag nach einer Erstversorgung nach Hause gegangen, sodass die Polizei von ihnen keine Kenntnis gehabt habe.

Das Feuer war am Montagnachmittag in der Behindertenwerkstatt der Caritas ausgebrochen, in der etwa 120 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung unter anderem in der Metall- und Holzverarbeitung sowie in der Elektromontage beschäftigt waren. Die Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot im Einsatz. Rund 100 Menschen wurden aus dem brennenden Gebäude gerettet.

Der Opfer wird am Samstag (1. Dezember) in ganz Baden-Württemberg gedacht. Für diesen Tag sei landesweit Trauerbeflaggung angeordnet, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in Stuttgart. Die Trauerandacht im St.-Jakobus-Münster (11.00 Uhr) halten der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch und der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Ulrich Fischer. Anschließend sei eine Ansprache des Ministerpräsidenten geplant.

Bereits am Mittwoch (12.15 Uhr ) wird im Freiburger Münster Unserer Lieben Frau den Opfern, Angehörigen und Helfern eine Messe gewidmet.

dapd