Dallas. . Diese Augen. Dieses dreckige Grinsen. Für den verstorbenen Schauspieler Larry Hagman war J. R. aus der US-Serie „Dallas“ die Rolle seines Lebens. Als Bösewicht wurde er zum Liebling von Millionen TV-Zuschauern.

Schmal war er geworden auf den Fotos der letzten Wochen, die er selbst ins Internet hatte stellen lassen, gezeichnet vom Krebs, der ihn vor rund einem Jahr wieder befallen hatte. Dieses Mal angeblich am Kehlkopf. Doch aufgegeben hat Larry Hagman deshalb keineswegs. Das hat er nie. Und vielleicht war es das einzige, was er gemeinsam hatte mit den TV-Figuren, die ihn bekannt gemacht haben. Am Wochenende ist Hagman gestorben. Für viele wird er ewig J.R. Ewing sein.

Der fiese Ölbaron, der zum Maßanzug stets Stetson und ein fieses Lächeln trägt, er wird Anfang der 1980er-Jahre zur Rolle seines Lebens. Ein Leben, das der am 21. September 1931 in Fort Worth, US-Staat Texas, geborene Sohn einer Schauspielerin und eines Anwalts liebt. „Ein Fest“ nennt Hagman es auf einer Flagge, die lange vor seinem Haus in Malibu weht. Und Hagman feiert dieses Fest. Schon als Jugendlicher, gesteht er später, habe er sehr oft sehr tief ins Glas geschaut. Auch weil das Leben ihn lange Zeit nicht wirklich liebt.

Astronaut mit Flaschengeist

Die Eltern trennen sich früh, der kleine Larry wächst mal hier und mal dort auf. Er fliegt von diversen Schulen, weiß nicht, welchen Weg er einschlagen soll. Erst will er Cowboy werden, dann Künstler. Er singt Musical, macht Fernsehen. Über 140 Folgen spielt Hagman in den 1960er-Jahren Major Tony Nelson, und Barbara Eden ist seine „Bezaubernde Jeannie“. Dann spielt er viele Jahre lang nichts, was in Erinnerung bleibt. Bis „Dallas“ auf Sendung geht.

Die Serie erzählt die Geschichte der Ölbarone Ewing. Hagman ist John Ross, kurz J.R. genannt. Ein Mann mit Stetson, der keine Skrupel, aber häufig wechselnden Geschlechtsverkehr hat. Der kein Gewissen, aber unendlich viel Geld besitzt. Einer, der sich benimmt wie ein Schwein und lacht wie ein Bock. Hä-hä-hä-hä.

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J.R. wird zum Dreh- und Angelpunkt der Serie. Hat im Fernsehen bislang am Ende immer das Gute gesiegt, ist plötzlich der Böse der Held. „Menschgewordener Ölschlamm“ nennt ihn das „Time“- Magazin, und eine deutsche Zeitschrift attestiert ihm das „fieseste Grinsen der TV-Geschichte“. Aber die Zuschauer lieben ihn. Zu den Glanzzeiten schalten weltweit jede Woche 300 Millionen Menschen ein, allein in Deutschland bis zu 18 Millionen. „Die Zeit“, hat Hagman später mal gemutmaßt, „war damals offenbar reif für einen wirklich gemeinen Kerl im Fernsehen.“

Privat aber ist Hagman nicht gemein. Der zweifache Vater ist Mitbegründer einer Anti-Vietnamkriegs-Bewegung und Bürgerrechtler. Kollegen beschreiben ihn als „freundlich“ und immer „gut drauf“, nicht nur lebenslustig, sondern lebenshungrig. Immer in Aktion. „Texas-Tornado“ hat ihn Barbara Eden deshalb mal genannt. Aber die Ehe mit seiner Frau, der schwedischen Modezeichnerin Maj Axelsson, die er 1954 geheiratet hat, hält ein Leben lang. Nur vom Alkohol kann er nicht lassen. Vier Flaschen Champagner am Tag, hat er erzählt, seien eher die Regel als die Ausnahme gewesen. Deshalb braucht er 1995 eine neue Leber. Seitdem ist er trocken. Spaß hat er weiterhin. Er sei derselbe alte Hagman, sagt er, „nur ein wenig nüchterner“.

Der neue Phoenixsee

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    Schon ein paar Jahre früher ist „Dallas“ eingestellt worden, doch vom Ruhm der Serie kann Hagman weiter zehren. Auch in Deutschland, speziell im Ruhrgebiet. Mal schaut er zu Bauer Ewalds 65. Geburtstag auf dem Prickings Hof in Haltern vorbei, 2010 ist er bei der Eröffnung des Phoenix-Sees in Dortmund zu Gast. Und weltweit rührt der TV-Ölbaron die Werbetrommel, ausgerechnet für Solarenergie.

    Serie kommt zurück ins TV

    Bis ihn J.R. wieder einholt. Als die Serie 2011 in den USA neu aufgelegt wird, kehrt auch Hagman zurück auf die Southfork-Ranch, obwohl auch der Krebs wieder da ist. „Macht Spaß, bringt Geld, warum sollte ich mir das entgehen lassen?“ Zwei Staffeln sind bereits abgedreht, die erste kommt im Winter auch bei RTL-Deutschland ins Fernsehen. Wie und ob überhaupt die Serie fortgeführt wird, ist derzeit noch unklar. Zwar spielte Hagman in den neuen Folgen nur noch eine Nebenrolle, aber schon am Wochenende mahnten US-Fernsehkritiker: „,Dallas’ ohne J.R. ist nicht mehr ,Dallas’.“

    Für den Fall, dass sie seinen Serienhelden auch im Fernsehen sterben lassen, hat Hagman jedenfalls vorgesorgt. Schon vor Jahren hat er den Grabstein des Fieslings entworfen. „Hier liegt J.R. Ewing“, soll darauf stehen. „Dieses ist der einzige Deal, den er je verlor.“