Essen. Jeder Zehnte in Deutschland trägt ein Tattoo auf seinem Körper. Doch nicht immer hält die Liebe zum Motiv. Und manchmal droht aus dem Kunstwerk eine unangenehme Gesundheitsgefahr zu werden. Worauf Sie achten müssen, wenn Sie sich tätowieren lassen wollen.

Sie sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auf dem Fußballplatz, im Schwimmbad, am Strand und überall, wo kurze Kleidung angesagt ist, blitzen Sterne, Rosen, Koi-Karpfen und viele weitere Muster und Motive auf der Haut hervor. Tattoos sind ein langanhaltender Trend.

Laut einer Schätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist etwa jeder Zehnte in Deutschland tätowiert. Im Alter von 6 bis 29 ist es sogar jeder Vierte. Und es werden mehr. Lange galten Tätowierungen als Hautverzierung von Verbrechern oder Bandenmitgliedern und Schmuck unter Seefahrern.

Heute zieren sie auch den Bankangestellten, Lehrer oder Arzt. Und den Variationen der bunten Bilder sind keine Grenzen gesetzt. Immer mal wieder tauchen Trends auf. Da gab es das meist symmetrische Tribal-Tattoo am unteren Rücken, kurz über dem Steißbein, die Nautik-Sterne, chinesische Zeichen, Pin-Up-Mädchen und allerlei Schriftzüge. Tattoos sind mal Ausdruck der eigenen Meinung, dienen bei einigen dazu, die hoffentlich lebenslange Liebe zum Verein, einer Band oder dem Partner zu zeigen. Mal sind sie kleiner, feiner Schmuck am Körper, mal verwandeln sie den Träger großflächig in ein komplettes Kunstwerk.

Was Eltern wissen sollten

Die Kosten für ein Tattoo berechnen sich nach Größe, Motiv und Schwierigkeitsgrad. Die Preise schwanken jedoch deutlich. Tätowierer nehmen pro Stunde zwischen 30 und 150 Euro.

Besonders bei jungen Menschen sind Tattoos angesagt. Hier ist es vor allem für Eltern wichtig zu wissen: Was darf und was nicht? Tätowierungen fallen genauso wie Piercings (nach Strafgesetzbuch § 223) unter den Tatbestand der Körperverletzung. Dieser Körperverletzung stimmt der, der sich tätowieren lassen möchte, (nach § 228) jedoch zu und entkräftet so den Vorwurf. Die genaue Altersregelung ist allerdings eine gesetzliche Grauzone. Die meisten Tätowierer in Deutschland orientieren sich an folgenden Altersgrenzen: Unter 16 Jahren sind Tattoos verboten, zwischen 16 und 18 Jahren kann mit Einverständniserklärung der Eltern tätowiert werden und ab 18 Jahren darf jeder frei entscheiden.

Da sich aber zum einen der Körper bis zur Volljährigkeit noch verändert und sich zum anderen die Ideen, die man mit 16 Jahren gut findet, gerne noch ändern, handhaben es viele Tätowierer wie Marcel Holtzum vom Studio Leib und Seele in Dorsten: „Generell wird bei uns niemand tätowiert, der unter 18 Jahre alt ist. Auch nicht mit Einverständniserklärung der Eltern. Und jungen Kunden raten wir ab, sich an deutlich sichtbaren Stellen, wie Hals oder Händen stechen zu lassen. Man weiß nie, was im Leben noch passiert. Da kann die Tätowierung später hinderlich sein.“

Checkliste für das Studio

Worauf sollte ich bei der Auswahl des Tattoo-Studios achten?

  • Macht es einen sauberen Eindruck?
  • Im Beratungsgespräch sollte über Risiken, wie Allergien, Entzündungen und die Nachbehandlung gesprochen werden.
  • Offene Fragen sollten beantwortet werden.
  • Vor dem Tätowieren sollte vom Kunden und vom Tätowierer die Einverständniserklärung unterzeichnet werden.
  • Um später nachvollziehen zu können, welche Farben und Farbstoffe verwendet wurden, ist es hilfreich, wenn der Tätowierer die Bezeichnungen der Pigmente vermerkt. Dies kann vor allem bei einer möglichen Entfernung nützlich sein.

Tattoos entfernen

Denn nicht immer hält die Liebe zum Motiv für immer. Das sogenannte „Arschgeweih“ war Anfang des Jahrtausends der Renner schlechthin, doch heute sind die Trägerinnen häufig Gast beim Hautarzt, um sich das Tattoo wieder entfernen zu lassen. Klaus Hoffmann ist Leiter des Zentrums für Lasermedizin des Landes Nordrhein-Westfalen an der Universitätsklinik Bochum. „Im Jahr kommen einige hundert Leute zu uns, um sich Tattoos per Laser entfernen zu lassen.“

Dabei wird durch einen Laserimpuls das Farbpigment in der Haut angegriffen. Es zerfällt in kleine Teile, die dann von den Zellen im Körper abgebaut werden. „Wichtig ist hierbei, dass der Impuls so kurz wie möglich ist, damit die umliegende Haut nicht verletzt wird“, so Hoffmann. Hier hilft ein Wert bei der Orientierung. Die Laserimpulse sollten bei einer Behandlungsfläche von mindestens fünf Millimetern unter fünf Nanosekunden auf die Haut einwirken. Dieser Wert kann beim Hautarzt erfragt werden.

„Man sollte sich an einen Dermatologen (Hautarzt) wenden“, sagt Hoffmann. „Die Behandlung durch einen Laien kann gefährlich sein. Narben, Verbrennungen und Farbstörungen sind da noch harmlose mögliche Nebenwirkungen.“

Die Kosten

Je nach Größe des Tattoos kostet die Behandlung zwischen 50 und 250 Euro pro Sitzung. Wie viele Sitzungen nötig sind, hängt von der Größe, Farbe und Menge der Farbe, der Körperstelle und der Tiefe ab, in die die Farbe eingebracht wurde. Die Entfernung einer Tätowierung muss vom Kunden gezahlt werden. Blau zum Beispiel gilt als schwer zu entfernende Farbe, Schwarz lässt sich leichter mit dem Laser entfernen. „Zu mir kommen Leute jeden Alters, aber meist sind es die jungen. Als Gründe nennen sie am häufigsten die Unvereinbarkeit mit dem Beruf“, sagt Hoffmann. Weitere Möglichkeiten der Tattoo-Entfernung sind operative Methoden, das Überdecken mit einem anderen Motiv oder verschiedene Arten der chemischen Entfernung.

Wie schädlich sind Tätowierfarben?

Dieses Thema geht unter die Haut: Sind Tätowierfarben schädlich? Chemische Untersuchungsämter in Freiburg und Karlsruhe haben in Tattoo-Farben krebserregende, giftige, allergieauslösende Stoffe gefunden, gar Farbpigmente, die auch in Autolacken enthalten seien.

Das Problem: Über Langzeitwirkungen von Tätowiermitteln auf die menschliche Gesundheit liegen bislang noch keine Erkenntnisse vor, urteilt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Auch rechtlich gibt es Lücken, mahnt das NRW-Verbraucherschutzministerium. Für Tätowierfarben gibt es anders als bei Kosmetikfarbstoffen keine Positivliste für unbedenkliche Farben.

Welche Farben in Deutschland legal verwendet werden dürfe, regelt seit 2008 „Verordnung über Mittel zum Tätowieren“ (www.gesetze-im-internet.de/t_tov). Ebenso enthält sie eine Liste der illegalen Farben. Für Marcel Holtzum, Tätowierer aus Dorsten, reicht das nicht: „Statt einer Liste, die schlechte Farben aufzeigt, wäre eine Positivliste mit den erlaubten Pigmenten viel praktischer.“ Auch sei ein Informationsdienst seitens der Behörden sicherlich sehr sinnvoll: „Bisher sind Hersteller und Tattoo-Studios verpflichtet, sich selbst zu informieren.“

Schauen Sie Ihrem Tätowierer auf die Finger

„Fakt ist: Es gibt Tätowierer die lange Zeit Farben benutzten und teilweise heute auch noch benutzen, die Pigmente enthalten, die nicht ganz unbedenklich sind“, sagt Michael Dirks. Er ist Diplom-Ingenieur und arbeitet für das Haus der angewandten Naturwissenschaften in Esslingen in der Entwicklung von Tätowierfarben. Einige Pigmente könnten, wenn sie mit Sonnen- oder Laserlicht in Kontakt kämen, krebserregende Spaltprodukte abgeben. Neu entwickelte Farben würden auf diese Pigmente verzichten.

Die Autolack-Diskussion indes spaltet die Meinungen. Chemiker warnen, dass besonders Internet-Händlern aus China das Pigment Red 254 anböten, das bei Autolacken als „Ferrari Rot“ gehandelt werde. Über die Giftigkeit des Stoffes in der Haut gebe es keine gesicherten Daten. Für Michael Dirks aber ist es falsch, Autolacke und Tätowierfarben gleichzusetzen: „Die verwendeten Pigmente, ob in der kosmetischen oder der Tattoo-Industrie, werden auch gleichzeitig für andere Anwendungen produziert.“

  • Tipp: Schauen Sie Ihrem Tätowierer auf die Finger, lassen Sie sich die Pigmente nennen, mit denen gestochen werden soll. Eine gute Infoseite im Internet ist das Chemisch-Technologische Laboratorium Bielefeld: www.ctl-tattoo.net