München. Der 50. Geburtstag von Barbie steht unter keinen guten Vorzeichen. Ihr Körper ist noch immer makellos, die Kleider kommen aus der Haute Couture. Doch hinter der schönen Fassade geht es hoch her.

Die Original Nummer-1-Barbie von 1959. (Foto: AFP)
Die Original Nummer-1-Barbie von 1959. (Foto: AFP) © AFP

Barbara Millicent Robert versucht, ihre Krise wegzulächeln. Viele Freundinnen haben sich von ihr abgewandt. Ihrem Vater wird vorgeworfen, vom Sex besessen gewesen zu sein. Und hätte sie Ken tatsächlich verlassen sollen? Nein, der 50. Geburtstag von Barbie, so der weltweit bekannte Name der Barbara Millicent Robert, steht unter keinen guten Vorzeichen. Ihr Körper ist noch immer makellos, die Kleider kommen aus der Haute Couture. Doch hinter der schönen Fassade geht es so her, dass Eltern darüber gegenüber ihren Töchtern lieber schweigen sollten.

Barbie-Produzent Mattel trägt im Jubiläumsjahr bei seinem Vorzeigeprodukt besonders dick auf. Am 9. März 1959 war die Barbie in New York erstmals vorgestellt worden. Zu Beginn der weltgrößten Spielwarenmesse in Nürnberg präsentierte der US-Konzern am Mittwoch in einer großen Show, wie es mit der Puppe weitergeht. Als «Fashionikone» soll das 29,2 Zentimeter große und 206 Gramm schwere Püppchen weiter den Weg in die Kinderzimmer finden. Doch dort gibt es immer weniger Platz für die mit unnatürlichen weiblichen Formen gebildete Schönheit.

Mädchen haben ihre Barbie-Großfamilien satt

Bei der sechs Jahre alten Cornelia aus München etwa steht derzeit das große Aussortieren an. Sie bekam schon mit zwei Jahren ihre erste Barbie. Seither verging kaum ein Flohmarkt und Einkauf im Spielzeugladen, ohne dass sie eine neue wollte. Von der Meerjungfrau über die Prinzessin bis zur Reiterin hat Cornelia inzwischen fast alles - und ist nicht mehr zufrieden. «Es sind zu viele», sagt das Kindergarten-Mädchen. Demnächst ist ein Flohmarkt, auf dem sie einen Teil ihrer Sammlung verkaufen will.

Barbie und Ken. (Foto: ddp)
Barbie und Ken. (Foto: ddp) © ddp

Cornelia liegt im Trend: Auf der ganzen Welt haben Mädchen ihre Barbie-Großfamilien satt. Im Schnitt besitzt ein Mädchen - Jungen scheinen keine Barbies zu wollen - im Alter zwischen drei und zwölf Jahren laut Matell zwölf dieser Puppen. Mehr als eine Milliarde Stück verkaufte der US-Konzern in den vergangenen 50 Jahren. Doch die jüngsten Quartalszahlen von Matell belegen, dass Barbie zum Ladenhüter geworden ist. Die Verkäufe brachen um 21 Prozent ein. Vor allem die Konkurrenz-Puppe Bratz macht Barbie zu schaffen. Vor Gericht wehrt sich Matell in einem erbitterten Urheberrechts-Streit - doch obwohl Matell zuletzt siegte, zeigt Bratz doch vor allem das wachsende Bedürfnis nach etwas Neuem.

Der "Spiegel" schrieb nur von der "Sexpuppe"

Wie die Puppe Barbie gekleidete Models posieren am 4. Februar in Nürnberg bei der Neuheitenschau der Spielwarenmesse mit Barbie-Puppen in den Händen. Die internationale Spielwarenmesse beginnt am Donnerstag, 5. Februar. (Foto: ddp)
Wie die Puppe Barbie gekleidete Models posieren am 4. Februar in Nürnberg bei der Neuheitenschau der Spielwarenmesse mit Barbie-Puppen in den Händen. Die internationale Spielwarenmesse beginnt am Donnerstag, 5. Februar. (Foto: ddp) © ddp

Die Sehnsucht nach Neuem war es auch, die der zu Beginn drei Dollar teuren Barbie 1959 den Erfolgsweg ebnete. Mattel-Mitbegründerin Ruth Handler hatte aus der Schweiz eine Puppe mitgebracht, die zum Barbie-Vorbild werden sollte. Bis dahin stellten Puppen in den USA vor allem Babys dar, nun handelte es sich um eine dünne langbeinige Blondine mit einem übergroßen Busen. Der «Spiegel» schrieb nur von der «Sexpuppe». Brisant wird der damalige Eindruck durch ein jetzt zum 50. Geburtstag der Puppe angekündigtes Enthüllungsbuch über Barbie-Designer Jack Ryan. Angeblich soll er Orgien mit Frauen gefeiert haben, die wie menschgewordene Barbies aussahen.

Handler sagte dagegen, sie habe mit dem umstrittenen Design erreichen wollen, dass die Mädchen nicht mehr in die Mutterrolle gedrängt werden, sondern selbstbewusste Frauen spielen können. Tatsächlich steckte Matell die Puppe schon früh in männlich dominierte Berufswelten: 1965 wurde Barbie Astronautin, 1973 Chirurgin und 2000 und 2004 US-Präsidentschaftskandidatin. Vor dem Golfkrieg 1990 trat sie außerdem in die US-Armee ein - in einer vom Pentagon geprüften Uniform. Und Barbie ist politisch korrekt, es gibt sie als Schwarze oder Asiatin, insgesamt verkörperte sie bisher 50 verschiedene Nationalitäten.

In ihrem unermüdlichen Schaffen und Reisen lebten sich aber Barbie und Ken auseinander. Ihr Freund war zwei Jahre nach ihr erschienen, benannt nach Ruth Handlers Sohn. Am Valentinstag 2004 gab Matell nach über 43 Jahren die Trennung bekannt. Von einem neuen Mann war bei Barbie die Rede, dann auch zwischenzeitlich mal von einem Liebes-Comeback. Alles wie im richtigen Leben - und doch nur ein Spiel. (AFP)

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Barbara Millicent Robert, genannt Barbie, wird 50.
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