Bochum. Schon im Mutterleib beginnt die Duftschulung. Später entscheidet die Nase sogar über die Liebe. „Bei der Bewertung eines Duftes spielen Erfahrungen und die Erziehung eine Rolle“, sagt ein Experte. Tipps an alle Parfüm-Kunden: Den Partner in die Parfümerie mitnehmen und nicht sofort kaufen.

Die Macht der Düfte ist groß und faszinierend. Wir können ihr nicht entkommen und wir können damit spielen. Beispielsweise indem wir Parfüm benutzen. Bloß: Wie findet man das Richtige und wie setzt man es ein?

Welche Düfte wir lieben

Hanns Hatt gilt als Duftpapst. Der Biologe und Mediziner arbeitet an der Universität Bochum. Er kann genau erklären, wie Menschen auf Düfte reagieren, welche sie bevorzugen und wann sie die Nase rümpfen. „Bei der Bewertung eines Duftes spielen Erfahrungen und die Erziehung eine Rolle“, sagt der Professor. Bereits im Mutterleib beginne die Duftschulung. Beispiel: Wenn die Mutter während ihrer Schwangerschaft Pfefferminztee trinkt und dabei glücklich wirkt, wird das Kind mit Minze später positive Eigenschaften verbinden. Nach der Geburt geht die Duftschulung dann richtig los.

Überspitzt formuliert läuft das so ab: Weil die Gesellschaft laut „Pfui!“ und „Kacka“ ruft, wenn sich das Baby Fäkalien nähert, wird dieser Geruch als etwas Unangenehmes gespeichert. Frisch gebackene Plätzchen werden vom Umfeld dagegen mit einem „Hmmm!“ oder „Lecker!“ kommentiert, das Kindchen lernt diesen Duft zu lieben. „Welche Düfte wir angenehm finden, hängt auch mit dem Kulturkreis zusammen“, sagt Hanns Hatt. Archaisch lebende Menschen in den Bergen von Papua-Neuguinea werden von ein paar frisch gebackenen Keksen womöglich nicht aus den Socken gehauen (falls sie überhaupt Socken tragen). Sie verbinden mit dem Duft schlicht nichts.

Mit Duft betören

Parfüm ist eigentlich ein Marketingprodukt. Man bewirbt sich selbst und möchte bei anderen, vor allem aber beim Partner, gut ankommen. Heißt: „Wenn ein Mann einer Frau ein Parfüm schenkt, wird er eines auswählen, das er auch selbst mag. Es wäre für die Frau nicht erträglich, ein Parfüm aufzutragen, wenn sich beim Mann die Haare sträuben“, sagt Hanns Hatt. Er rät, egal ob Mann oder Frau, „den Partner bei der Auswahl eines neues Duftes mitzunehmen“.

Wer Single ist, wird einen Duft wählen, „von dem er glaubt, dass das andere Geschlecht ihn attraktiv findet und der zu mir passt“, sagt der Experte. Will ich als Frau zart und romantisch wirken, sind Blumendüfte die erste Wahl: Rose, Maiglöckchen, Lavendel. Lieber verführerisch? Dann passen orientalische Noten. Halte ich mich für klassisch-elegant? Hier wäre die Lösung ein Chypreduft (Mischung aus Zitrus und Holzigem). Wer Geborgenheit vermitteln möchte, greift zu etwas Vanilligem. Zitrone steht für Frische.

Verfälscht Parfüm die Persönlichkeit?

Nicht unbedingt. Die Natur hat es so eingerichtet, dass sich Frauen bevorzugt die Männer suchen, die anders als sie riechen und umgekehrt. Ehepartner haben idealerweise ganz unterschiedliche Gene – das steht für gesunden Nachwuchs.

Forscher haben festgestellt: Wer sich genetisch ähnelt, greift häufig zum gleichen Parfüm. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass Menschen ihren aufgesprühten Duft so auswählen, dass er den Eigengeruch des Körpers unterstreicht und weniger den Eigengeruch verändert.

Wie soll ich Parfüm testen?

„Die Stimmung entscheidet, wie ich einen Duft wahrnehme“, sagt Hanns Hatt. Er vergleicht Parfüm mit Wein: In einem schönen Urlaubsambiente schmeckt derselbe Wein besser als zu Hause, auf der verregneten Terrasse. Hatt empfiehlt, beim Parfümkauf nicht gestresst zu sein und sich Zeit zu nehmen. Weitere Tipps: Nicht mehr als fünf Düfte testen, kurz riechen – und wirken lassen. In den folgenden Stunden immer mal wieder daran schnuppern. Denn so ein Duft besteht aus verschiedenen Komponenten, die zu unterschiedlichen Zeiten zur Geltung kommen. Man unterscheidet zwischen Kopfnote, Herznote und Basisnote. Die Kopfnote ist in den ersten Minuten auf der Haut wahrzunehmen, danach folgt die Herznote, sie steht für den eigentlichen Duftcharakter des Parfüms, die Basisnote schließlich bleibt und bleibt und bleibt – auch bis zum Ende einer durchtanzten Nacht.